Kondor
(span. condór,
Sarcoramphus
Dum.),
Gattung aus der
Ordnung der
Raubvögel
[* 2] und der
Familie der Kondore
(Cathartidae),
große
Vögel
[* 3] mit verhältnismäßig gestrecktem Leib, langen, ziemlich schmalen, zugespitzten
Flügeln, langem
Schwanz, hohen,
langzehigen
Füßen, mittellangem
Hals, kleinem, langem
Kopf und langem, rundlichem, seitlich zusammengedrücktem,
starkhakigem, an der
Wurzel
[* 4] mit weicher
Wachshaut bedecktem
Schnabel, welcher beim Männchen an der
Wurzel mit einem
Kamm, in der
Kinngegend mit einem Hautlappen verziert ist.
Kopf und Oberhals sind nackt. Der Kondor
(S. condor
Less.), 1 m lang, 2,75 m breit (Männchen), ist schwarz,
die äußersten Deckfedern und die aus haarigwolligen
Federn bestehende
Krause sind weiß, die Armschwingen weiß gesäumt,
die Schulterfedern weiß; Hinterkopf,
Gesicht
[* 5] und
Kehle sind schwärzlichgrau, der Hautlappen an der
Kehle, die Hautfalten an den
Halsseiten lebhaft rot, der
Hals fleischrot, das
Auge
[* 6] rot, der
Schnabel schwarz, an den Seiten und an der
Spitze gelb, der
Fuß dunkelbraun. Er bewohnt die
Andes
Südamerikas von
Quito bis 45° südl.
Br., findet sich besonders zwischen
3-5000 m ü. M., erreicht im
Flug aber
Höhen von 7000
m und stürzt sich aus denselben in wenigen
Minuten bis zum
Meer herab.
Im äußersten
Süden findet er sich auf den
Klippen
[* 7] an der
Küste. Er lebt in
Gesellschaften von 40-50
Stück,
nährt sich hauptsächlich von
Aas, raubt auch junge
Ziegen und
Lämmer, stürzt Vicunnas,
Huanakos und andre
Tiere in Abgründe
und besitzt wenig
Scheu vor dem
Menschen. In seiner Lebensweise zeigt er sich als echter
Geier. Er brütet
einsam auf unzugänglichem
Felsen und legt zwei große, weiße
Eier,
[* 8] oft auf den nackten
Boden.
Die
Indianer fangen den Kondor
lebend, um ihn auf alle
Weise zu peinigen, und benutzen das
Herz und die Schleimhaut des
Magens medizinisch.
Bei den alten
Peruanern spielte der in Glaubenssachen eine große
Rolle. In der Gefangenschaft, die er
gut erträgt, wird er bisweilen sehr zahm.
In den Urwäldern und den bewaldeten
Ebenen vom 32.° südl.
Br. bis
Mexiko
[* 9] und
Texas,
im
Gebirge nur bis 1500 m lebt der
Königsgeier (S. papa
Dum.), welcher 90
cm lang und 1,8 m breit wird, am Vorderrücken
und den obern Flügeldeckfedern lebhaft rötlichweiß, am
Bauch
[* 10] und den Unterflügeldeckfedern weiß, an den Fittichen und
dem
Schwanz schwarz ist; die
Halskrause ist grau,
Scheitel und
Gesicht sind fleischrot, mit borstenartigen
Federn besetzt und
mit dunkelroten, rundlichen
Warzen geziert. Das
Auge ist silberweiß, der hohe, lappige
Kamm schwärzlich, der
Schnabel
schwarz, in der Mitte rot, an der
Spitze gelblichweiß, die
Wachshaut gelb, der
Fuß schwarzgrau. Er nährt sich nur von
Aas,
behauptet andern
Geiern gegenüber beim
Fraße seine Übermacht, nistet auf
Bäumen und legt zwei weiße
Eier.