Komen
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flamländ. Name von Comines.
Komen
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Komen,
flamländ. Name von Comines.
(Commines, spr. -min, vläm. Comen), Stadt auf der Grenze von Belgien [* 3] und Frankreich, Knotenpunkt an der Eisenbahn Courtrai-Hazebrouck, wird durch die Lys in zwei Teile geteilt, deren einer am linken Flußufer, mit (1884) 4381 Einw., zu Belgien (Provinz Westflandern, Arrondissement Ypern), der gegenüberliegende, mit (1876) 6355 Einw., seit dem Frieden von Rastatt [* 4] (1714) zu Frankreich (Departement Nord, Arrondissement Lille) [* 5] gehört. Letzterer hat einen Bellried aus dem 14. Jahrh., schöne Schloßruinen (La Breche), Leinen-, Woll- und Baumwollindustrie und bildete mit dem belgischen Teil bis zum Anfang des 17. Jahrh. eine starke Festung. [* 6] Die Stadt ist Geburtsort des französischen Geschichtschreibers Philippe de Comines.
(spr. -min, Cominäus), Philippe de la Elite de, Sieur d'Argenton, franz. Staatsmann und Geschichtschreiber, geb. 1445 aus adligem Geschlecht auf dem Schloß Comines in Flandern, kam jung an den Hof [* 7] Philipps des Gütigen von Burgund, ward der Vertraute Karls des Kühnen und leistete diesem wesentliche Dienste, [* 8] ward B. Vermittler des Friedens, als Karl den König Ludwig XI. von Frankreich in Péronne gefangen genommen hatte. 1472 trat er in den Dienst Ludwigs XI. von Frankreich über, der ihm seine volle Gunst und ein bei ihm sehr seltenes Vertrauen schenkte, ihn für den Verlust seiner von Karl dem Kühnen eingezogenen Güter aufs glänzendste entschädigte, ihm die Herrschaft Talmont und andre Besitzungen nebst reichem Gehalt gab, ihn zum Seneschall von Poitou erhob und zu den wichtigsten Staatsgeschäften gebrauchte. Comines gewann dadurch eine so angesehene Stellung, daß er eine Verwandte des Königshauses heiraten durfte. Als Karl VIII. den Thron [* 9] bestieg, wurde Comines wegen verräterischen Einverständnisses mit dem Herzog von Orléans [* 10] 1486 verhaftet, im Schloß Loches in Berry 8 Monate in einem eisernen Käfig, dann noch 3 Jahre in Paris [* 11] gefangen gehalten und endlich mit Verlust eines Teils seiner Güter auf 10 Jahre vom Hofe verbannt. ¶
Doch trat er nach einiger Zeit, nachdem er seine Unschuld bewiesen, in seine frühere Stellung zurück und wurde Gesandter in Venedig, [* 13] wo er das Interesse Frankreichs aufs beste vertrat. Auch bei Ludwig XII., dem er als Herzog von Orléans Dienste erwiesen hatte, stand er in hohem Ansehen. Comines starb in Argenton. Seine »Memoiren über die Regierung und das Leben Ludwigs XI. und Karls VIII. von 1464 bis 1498« (1. Ausg., Par. 1524; die besten Ausgaben von Lenglet Dufresnoy, Lond. u. Par. 1747, 4 Bde., und Dupont, Par. 1840-47, 3 Bde.; fast in alle Sprachen übersetzt) sind die wichtigste Geschichtsquelle über die letzten Jahrzehnte des 15. Jahrh. Seine Darstellung ist kühl und ruhig, aber wahrheitsgetreu, obwohl seine Sympathien für Ludwig XI., dessen staatsmännische Bedeutung er bewundert, sehr deutlich hervortreten. In seinen politischen Anschauungen ist Comines ein Vorgänger und Gesinnungsgenosse Machiavellis: Vorteil und Erfolg sind das erste, die Moral muß zurücktreten.
Vgl. Kervyn de Lettenhove: Lettres et négociations de Philippe de Comines (Brüssel [* 14] 1867).