Knochenfraß
(Caries), eine
Eiterung im harten Knochengewebe, also eiterige
Knochenentzündung
(Ostitis). Sie nimmt ihren
Ausgang von den Weichgebilden des
Knochens, von der
Beinhaut oder dem Markgewebe oder den
Gefäßen, da die kompakte harte Knochensubstanz
natürlich niemals
Eiter liefern, sondern nur als leidender Teil in den
Prozeß einbezogen werden kann.
Diese zerfällt daher auf dem Weg der langsamen Einschmelzung; ein
Stück nach dem andern bricht zusammen (colliquatio), so
daß ein derart zerstörter Skelettteil nach dem
Macerieren und
Trocknen wie zerfressen aussieht, woher der
Name Knochenfraß
abgeleitet
ist.
Jedweder
Knochen
[* 2] kann durch eiterige
Entzündungen, Geschwürsbildungen in seiner Umgebung, z. B. durch
Gelenkentzündungen, dem Knochenfraß
verfallen; allein vorzugsweise leiden daran die mehr weichen, schwammigen
Wirbelknochen, die Mittelohrknochen, die kleinern
Knochen der
Hand- und Fußwurzel. Sehr oft ist das Übel eine Teilerscheinung
allgemeiner skrofulöser oder tuberkulöser
Dyskrasie, daher auch vielfach mit wirklicher Tuberkelbildung verbunden, wie das
Pottsche Übel (s. d.) und die als
Tumor albus bekannte fungöse
Gelenkentzündung am
Knie.
Zuweilen gehen durch den Knochenfraß
größere oder kleinere Knochenstücke aus Mangel an Blutzufuhr in
Knochenbrand
[* 3] über, so daß
bei allen alten
Prozessen derart beide Vorgänge gepaart verlaufen und deshalb der
Name Cario-Necrosis durchaus am Platze ist.
Nur eine Form der fressenden
Ostitis geht ohne Eiterbildung vor sich, die schleichende, von
Virchow
Caries
sicca (trockner Knochenfraß
) genannte Beinhautentzündung bei syphilitischen
Personen. Sie ist eigentlich eine Schmelzung der Knochenrinde
durch
Entwickelung flacher, vernarbender
¶
mehr
Gummigeschwülste; ihr Sitz sind die platten Schädelknochen, namentlich das Stirnbein. Der Knochenfraß
ist nach Dauer und Ausbreitung
des Prozesses sehr verschieden in Bezug auf seinen Ausgang; während die Zerstörung einiger Zahnwurzeln oder ihrer Alveolen
ein kleines Übel ist, haben umfängliche Eiterungen der Wirbel, des Beckens und der großen Röhrenknochen nicht
selten den Tod an Erschöpfung, Speckentartung oder Tuberkulose im Gefolge. Manche Fälle von Knochenfraß
der Wirbel und Kiefer sind in neuerer
Zeit auf die Entwickelung der Strahlenpilze zurückgeführt worden (s. Aktinomykose).
Die Behandlung richtet sich womöglich gegen die Ursachen, z. B. Gelenkleiden, Fußgeschwüre, Syphilis, Skrofulose etc. Die Ostitis selbst ist zunächst mit absoluter Vermeidung aller Bewegungen und jedweden Druckes auf die kranken Glieder [* 5] zu behandeln; wo Abfluß des Eiters geschaffen werden kann, ist dies dringend wünschenswert, da er leicht Eiterfieber hervorruft; im übrigen muß für Erhaltung der Kräfte durch gute Nahrung, frische Luft, Chinarinde, Wein oder Leberthran gesorgt werden.