Kiesellunge
(Chalikosis), s. Staubinhalationskrankheiten. ^[= oder Staubkrankheiten, diejenigen krankhaften Affektionen des Atmungsapparats, die durch die ...]
Kiesellunge
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Kiesellunge
(Chalikosis), s. Staubinhalationskrankheiten. ^[= oder Staubkrankheiten, diejenigen krankhaften Affektionen des Atmungsapparats, die durch die ...]
oder Staubkrankheiten, diejenigen krankhaften Affektionen des Atmungsapparats, die durch die fortgesetzte Einatmung von Staub zu stande kommen, besonders beim Betrieb gewisser Gewerbe. Man kann in dieser Beziehung verschiedene Arbeiterkategorien unterscheiden. In metallischem Staub arbeiten Buchdrucker, Färber, Feilenhauer, Formstecher, Gelbgießer, Graveure, Gürtler, Klempner, Kupferschmiede, Lackierer, Lithographen, Maler, Messerschmiede, Nadler, Nagelschmiede, Schleifer, Schlosser, Schmiede, Schriftgießer, Siebmacher, Uhrmacher, Vergolder, Zeugschmiede;
in vegetabilischem Staub hantieren Bäcker, Cigarrenarbeiter, Konditoren, Müller, Seiler, Stellmacher, Tischler, Weber;
dem mineralischen Staub sind ausgesetzt Kohlengrubenarbeiter und Kohlenhändler, die Anstreicher, Cement- und Feuersteinarbeiter, Maurer, Mühlstein- und Porzellanarbeiter, Steinhauer, Töpfer;
in animalischem Staub arbeiten Bürstenbinder, Drechsler, Friseure, Hut- und Knopfmacher, Kürschner, Sattler, Tapezierer, Tuchmacher und Tuchscherer;
in Staubgemischen endlich hantieren die Glasschleifer, Glaser, Schornsteinfeger, Straßenkehrer und Tagarbeiter.
Alle diese einer Staubatmosphäre ausgesetzten Arbeiter sind Erkrankungen der Atmungsorgane, vom einfachen Lungenkatarrh bis zu tiefer greifenden Veränderungen der Lungen, wie Lungenemphysem, chronischer Lungenentzündung, Lungencirrhose und Lungenschwindsucht in hohem Grade ausgesetzt. Häufig nimmt die Lunge [* 4] durch die betreffende Staubart ein sehr auffallendes Aussehen an; so erscheint sie bei Kohlenarbeitern nicht selten tief blauschwarz gefärbt, hart und luftleer (Kohlenlunge, Anthrakosis), bei Steinhauern von zahlreichen Hirse- bis haselnußgroßen harten Knoten von Kiesel- oder Kalkstaub durchsetzt (Steinhauerlunge, Kiesellunge, Kalklunge, Chalikosis), bei manchen Metallarbeitern durch das eingeatmete Eisenoxyd ziegelrot gefärbt (Eisenlunge, Siderosis) u. s. w. Die Verhütung der S. ist eine ebenso schwierige wie wichtige Aufgabe der Hygieine. Notwendige Vorsichtsmaßregeln gegen die Gefahren des Staubeinatmens sind: gehörige Ventilation (s. d.) und häufige Besprengung der Arbeitsräume, Vermeiden unnötigen Sprechens und Singens während der Arbeit, fleißiges Ausspülen des Mundes, gehörige Regelung der Arbeitszeit und Schutz des Atmungsapparats durch Vorbinden von feuchten Schleiern, feuchten Schwämmen oder eigens konstruierten Watterespiratoren. -
Vgl. Tyndall, Staub und Krankheit (in den «Fragmenten aus den Naturwissenschaften», Braunschw. 1874);
Tissandier, Les poussières de l'air (Par. 1877);
Hirt, Die Krankheiten der Arbeiter (2 Bde., Lpz. 1871-78);
Eulenberg, Handbuch der Gewerbehygieine (ebd. 1876);
Merkel, Staubinhalationskrankheiten, in Pettenkofer und Ziemssens «Handbuch der Hygieine», Tl. 2, Abteil. 4 (3. Aufl., ebd. 1882);
Arnold, Untersuchungen über Staubinhalation und Staubmetastase (ebd. 1885);
Rubner, Lehrbuch der Hygieine (5. Aufl., ebd. 1894).