Kephallenĭa,
lat. Cephalonia, die größte und nach Korfu [* 2] die volkreichste der Ionischen Inseln, dem Eingang des Golfs von Patras gegenüber gelegen, von der Nachbarinsel Ithaka nur durch einen schmalen Sund getrennt, hat 664, nach anderer Messung 688,8 qkm und (1889) 69 736 E. Der gebirgigen Hauptmasse ist eine niedrigere Halbinsel im Westen angehängt, welche die tief einschneidende Bucht von Argostoli vom Meere abscheidet. Höchster Berg der Ionischen Inseln überhaupt ist der nach seinen Tannenwäldern Elatovuni, im Altertum Änos genannte Gipfel (1620 m hoch).
Die
Insel ist nicht sehr fruchtbar, aber der Fleiß der Einwohner hat selbst die steilen Berggehänge,
meist bis zu 650 m hinauf, durch Terrassenanlagen kultiviert. Doch genügt der Getreidebau nicht; auch die Viehzucht
[* 3] ist
gering. Dagegen werden
Korinthen in Menge (1892: 8500 t) erzeugt, daneben
Wein,
Oliven,
Südfrüchte und in den höhern
Teilen
mitteleurop. Obst. Vom griech. Festlande werden namentlich Schlachtvieh,
Getreide
[* 4] und
Tabak,
[* 5] aus dem
Auslande Getreide,
Kolonialwaren und Industrieerzeugnisse im Gesamtwerte von (1892) 3,73 Mill. Frs.
eingeführt. Zur Ausfuhr kamen
Korinthen (3,59 Mill. Frs.), daneben
Wein,
Olivenöl,
Käse, Lammfelle, Obst und Gemüse. Die
Insel wird häufig von
Erdbeben
[* 6] heimgesucht; am 4. Febr. 1867 zerstörte ein solches die Hauptstadt
Argostoli
(s. d.), Lexuri (s. d.) und mehr als 40 Dörfer. Kephallenia
bildet mit Ithaka (s. d.) und einigen Eilanden einen
griech. Nomos mit 80 178 E., d. i. 98 auf 1 qkm und zerfällt in drei Eparchien.
Kephallenia
war in der heroischen Zeit der Griechen als Same oder
Samos bekannt und gehörte zum
Reiche des Odysseus. Seit
histor. Zeit führte es nach dem Volksstamme der Kephallenes den
Namen und besaß als Tetrapolis die vier selbständigen
Städte
Pale (Ruinen bei Lexuri),
Krane oder Kranioi (4 km im O. von
Argostoli), Same (an der jetzigen
Bucht von
Samos) und Pronnoi
(im südöstl.
Teil). Im
Peloponnesischen
Kriege mußte sich die
Insel den Athenern ergeben; später gehörte
sie dem Atolischen
Bunde an und unterwarf sich 189 v. Chr. den
Römern, die sie für frei erklärten.
Kaiser Hadrian schenkte sie den Athenern. Seit 395 n. Chr. gehörte sie zum Byzantinischen Reiche. Seit dem Normannenkriege von 1185 gehörte sie nebst Ithaka und Zante den Pfalzgrafen aus der Familie Orsini und von 1357 den Rittern Tocco aus Benevent. Nachdem sich ihrer 1479 die Türken bemächtigt hatten, wurde die Insel 24. Mai 1500 durch eine venet.-span. Flotte unter Benedetto Pesaro und Gonsalvo de Cordova erobert und blieb seit 1502 im Besitz Venedigs. (Weiteres s. Ionische Inseln.) –
Vgl. Partsch, und Ithaka (in Petermanns «Mitteilungen», Ergänzungsheft 98, Gotha [* 7] 1890).