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Siegmund,
Baron von, ungar. Schriftsteller und
Politiker, geb. 1816 in
Siebenbürgen, studierte zu
Zalathna und
Nagy-Enyed,
lebte dann meist auf seinem
Gut Maroskapud und übernahm 1841 die Leitung des Oppositionsblatts
»Erdélyi Hiradó«, während
er gleichzeitig auf dem neueröffneten siebenbürgischen
Landtag ein Mitführer der
Opposition wurde. Nachdem
er sich durch sein der
Regierung wie den
Liberalen gegenüber freimütig gehaltenes Werk »Korteskedés és ellenszerei«
(»Stimmenwerbung und deren
Gegenmittel«,
Pest 1842) sowie durch den
Roman
»GyulaiPál« (das. 1844-46, 5 Bde.)
in weitern
Kreisen bekannt gemacht, siedelte er Ende 1848 nach
Pest über, wo er Mitredakteur des »Pesti
Hirlap« wurde. Als Mitglied der
Pester¶
mehr
Nationalversammlung spielte er eine untergeordnete Rolle, wirkte aber desto thätiger in der Journalistik für die Zwecke der
Revolution und wurde dafür im April 1849 zum Rat im Ministerium des Innern ernannt. Nach der Katastrophe von Világos zur Gegenpartei
übergehend, unterwarf er in den Werken: »Forradalom után« (»Nach
der Revolution«, Pest 1850) und »Még egy szó a forradalom után« (»Noch ein Wort nach der Revolution«, das.
1851) die ungarische Revolution einer scharfen Kritik.
Nach kurzer Haft von den Kriegsgerichten freigesprochen, nahm er seine litterarische Thätigkeit im »Pesti
Napló« wieder auf, welcher das maßgebende politische Organ in Ungarn
[* 4] bis zur Vereinigung des linken Zentrums
mit der Deák-Partei blieb. Kemény veröffentlichte noch die ausgezeichneten biographischen Charakterbilder der beiden
Wesselényi und des GrafenStephanSzéchényi (Pest 1850), die Romane: »Férj és nö« (»Mann und Weib«, das. 1852, 2 Bde.);
Seine ästhetisch-kritischen Arbeiten sind unter dem Titel: »Kemény Zsigmond tanulmányai«
(»Studien«, Pest 1870) gesammelt erschienen. Kemény zählt als Publizist wie als Romandichter zu den ungarischen
Schriftstellern ersten Ranges.
(spr. kémmehnj),Johann, Fürst von Siebenbürgen, geb. 1607 in Bükös, studierte in Karlsburg und war seit 1622 Page
am HofeBethlen Gabors, der ihn wiederholt in polit. Sendungen, so 1628 nach Konstantinopel,
[* 6] verwendete. Nach BethlensTode (1629)
gehörte Kemény zur Partei der Witwe, ging aber bald zu Georg I. Rákóczy über, beteiligte sich an dem ungar.
Feldzuge desselben 1644–45 und hatte wesentlichen Anteil an dem Abschlusse des Linzer Friedens. Unter Georg II.
Rákóczy führte er einen glänzenden Feldzug in der Moldau, geriet aber 1657 während des poln.
Feldzugs in die Gefangenschaft der Tataren, die ihn zwei Jahre in der Krim
[* 7] zurückhielten. Nach Georgs II.
Tode wurde er 1661 Fürst von Siebenbürgen, fiel aber schon 23. Jan. 1662 bei Nagy-Szöllös im Kampfe mit den Türken, den
Bundesgenossen des Gegenfürsten Michael I. Apafy. Kemény schrieb in der Krim einen «Psalter», den 1659 Susanne
Lorántffy drucken ließ; seine wertvolle «Autobiographie» (1607–55) gab Karl Rumy (Pest 1817) und aus
K.s HandschriftLad. Szalay (ebd. 1856) heraus.
(spr. kemmehnj), Sigmund, Baron von, ungar. Dichter und Publizist, geb. zu Magyar-Kapud
in Siebenbürgen, studierte in Zalathna und Nagy Enyed die Rechte und redigierte seit 1840 das Organ der siebenbürg. Opposition
(«Erdélyi Hiradó»),
deren Führer er auf dem neueröffneten siebenbürg. Landtage wurde. 1842 zog er
sich auf sein Gut zurück und schrieb den Roman «Gyulai Pál» («Paul Gyulai», Pest 1846). 1848 war er Mitglied der ungar. Nationalversammlung
und schrieb nach der Katastrophe von Világos zwei Flugschriften: «Forradalom után» («Nach
der Revolution», Pest 1850) und «Még egy szó a forradalom után» («Noch
ein Wort nach der Revolution», ebd. 1851) und die zwei meisterhaften Charakterbilder der beiden GrafenWesselényi und des
GrafenStephanSzéchenyi (ebd. 1850). 1851 übernahm er die Redaktion des «Pesti Napló»,
des Organs der Deák-Partei, und wirkte für einen friedlichen Ausgleich mit Osterreich.
Nach 1867 trat er in den Reichstag und starb auf seinem Gute Pußta-Kamarás in Siebenbürgen. Er ist als Romanschriftsteller
wie als Publizist ein Klassiker der ungar. Litteratur. Seine bedeutendsten Romane sind: «Sziv örvényei» («Die Abgründe
des Herzens», 1854),
«Férj és nö» («Mann und Weib»,
1852),
«Az özvegy és léanya» («Die Witwe und ihre Tochter», 1856),
«Zord idö» (3 Bde.,
1857; deutsch: «RauheZeiten», 3 Bde., Zürich
[* 8] 1867) u. a.
Meisterhaft sind seine «Studien» (2 Bde., 1870).