Katharisten
,
s. Katharer.
Katharisten
3 Wörter, 26 Zeichen
Katharisten,
s. Katharer.
(Katharisten), gnostische Sekten des Mittelalters, welche von Kleinasien über Griechenland, [* 4] Illyrien, Bosnien [* 5] nach Oberitalien [* 6] und besonders dem südlichen Frankreich und dem westlichen Deutschland [* 7] sich verzweigten. Der Name Katharer bedeutet »Reine«, weil sie die Rückkehr zur reinen Lehre [* 8] Jesu forderten; gewöhnlich aber wurden sie bald wegen ihrer Herkunft aus der Bulgarei Bulgaren, woraus das französische Schimpfwort bougre entstand, bald zum Zeichen ihrer Verächtlichkeit, als Menschen aus der niedrigsten Volksklasse, nach der Pataria (s. d.) Patarenen oder Patariner, bald Publikaner, auch Paulicianer (s. d.), bald wegen ihrer Gutherzigkeit in Frankreich Gutmänner (Bons-hommes) genannt, wogegen der deutsche Ausdruck »Ketzer« auf Gazzari, die lombardische Form von Kathari, zurückweist.
Alle Katharer hatten mehr oder weniger gnostisch-manichäische Ansichten über den Ursprung und die Natur des physischen und sittlichen Übels und übten im Zusammenhang damit strenge Askese, während das Bedürfnis der Ordnung und des Zusammenhalts mit der Zeit eine gegliederte Hierarchie in der Sekte einführte. Die Erlösung vom Übel erwarteten sie von möglichster Entsagung, daher sie die Ehe, irdischen Besitz, das Töten von Tieren und den Genuß von animalischen Speisen verwarfen.
Die, welche sich dieser Bestimmung streng unterwarfen, hießen die Vollkommenen (perfecti), die übrigen die Gläubigen (credentes). Wie alle Sekten, behaupteten sie das Ideal der unsichtbaren Kirche zu verwirklichen. Ihre religiösen Gebräuche waren höchst einfach, die Predigt der Hauptteil des Gottesdienstes. Nachdem verschiedene kirchliche Missionäre ihre Bekehrung zur römischen Kirche versucht, erlag die Sekte endlich, bis auf wenige zerstreute Reste, seit den großen Albigenserkriegen (s. Albigenser) den Verfolgungen der Inquisition. Mit Unrecht hat man auch die Waldenser zu den Katharern gezählt.
Vgl. Schmidt, Histoire et doctrine de la secte des Cathares (Straßb. 1849, 2 Bde.);
Lombard, Pauliciens, Bulgares et Bons-hommes. (Genf [* 9] 1879);
Steude in der »Zeitschrift für Kirchengeschichte« 1881.