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Zerbst [* 3] damals preuß. Generalmajor und Gouverneur war. Von der Kaiserin Elisabeth auf Friedrichs II. Vorschlag zur Gemahlin für deren Neffen und erwählten Nachfolger Peter, Herzog von Holstein-Gottorp, ausersehen, begab sie sich im Febr. 1744 nach Rußland und wurde, nachdem sie zur griech. Kirche übergetreten war, wobei sie die Namen Sophie Auguste mit Katharina Alexejewna vertauschte, mit dem Thronfolger vermählt. Unter den Freunden ihres Gemahls zog seit 1753 Sergej Soltikow die Aufmerksamkeit der Großfürstin auf sich, und bald entstand zwischen beiden ein vertrautes Verhältnis.
Später gewann Stanislaus Poniatowski ihre Zuneigung. Seit der Thronbesteigung Peters III., mehrte sich die Spannung zwischen den beiden Gatten. Peter lebte mit dem Hoffräulein Elisabeth Woronzow so vertraut, daß seine Gemahlin befürchtete, er möchte sie verstoßen und seine Geliebte heiraten. Dabei machte sich Peter durch seine Vorliebe für die preuß. Kriegszucht, durch seinen Charakter und seine Politik auch seinen Unterthanen mit jedem Tage verhaßter. So kam durch den Hetman Grafen Rasumowskij, den Grafen Nikita Panin, die Fürstin Daschkow und einen jungen Gardeoffizier Gregor Orlow, der nach Poniatowskis Abgange K.s Zuneigung fesselte, und dessen Bruder Alexej Orlow eine Verschwörung gegen den Kaiser zu stande. Durch die Orlows wurde die Garde bewogen, ihr als Monarchin zu huldigen, während der nachmalige Senator Teplow vermocht wurde, in der Kasanschen Kirche die Erhebung K.s auf den Thron [* 4] zu verkündigen. Peter III. wurde nach dem kaiserl. Landhause Rovscha gebracht und dort erdrosselt.
Die jetzt allein herrschende, hochbegabte Kaiserin Katharina
wußte bald die Gunst des
Volks zu gewinnen. Sie
bewies der griech.
Kirche große
Achtung, ließ sich mit Pracht in
Moskau
[* 5] krönen und war für die innere
Verwaltung wie für
die auswärtigen Verhältnisse
Rußlands außerordentlich thätig. Ein Jahr nach ihrer Thronbesteigung zwang sie die
Kurländer,
den neuen
Herzog
Karl von
Sachsen
[* 6] abzusetzen und den dem
Adel verhaßten
Biron zurückzurufen, was einer
Vereinigung
Kurlands mit
Rußland gleichkam.
Nach dem Tode des Kurfürsten August III. von Sachsen, Königs von Polen (1763), brachte sie es dahin, daß Stanislaus Poniatowski zu Warschau [* 7] gekrönt wurde. In ihrem eigenen Reiche nahm aber inzwischen die Zahl der Mißvergnügten bedeutend zu, und in Moskau und Petersburg [* 8] entstanden mehrfach Unruhen. Der junge Iwan (VI.), auf den die Verschworenen ihre Hoffnung setzten, wurde im Juli 1764 in der Festung [* 9] Schlüsselburg ermordet und dadurch die Pläne der Unzufriedenen vernichtet. Um eine Verbesserung der Gesetzgebung herbeizuführen, wurden 1767 Abgeordnete aus allen Provinzen nach Moskau berufen: doch endigte das Unternehmen ohne Ergebnis. Die Versammlung wurde im Febr. 1768 nach Petersburg verlegt, im Dezember desselben Jahres entlassen und nie wieder berufen.
Durchgreifender war die Thätigkeit der Kaiserin nach außen. (S.
Rußland.)
Die erste
Teilung
Polens 1772 und der mit dem Frieden
von
Küčük-Kainardža 1774 endende Türkenkrieg vergrößerten
Rußlands Macht, während im Innern fast
um dieselbe Zeit durch die Unterdrückung des gefährlichen
Aufstandes Pugatschews (s. d.) das Ansehen der Kaiserin aufs neue
befestigt wurde; ihre
Absicht,
Griechenland
[* 10] zu befreien, erreichte Katharina
indessen nicht, obgleich
die Griechen sich auf ihren
Wink erhoben und
Graf
Alexej Orlow die türk. Flotte bei
Tschesme vernichtete.
Einen unbeschränkten Einfluß auf Katharina
übte seitdem der übermütige Potemkin aus. Als die Kaiserin, nachdem
sie die wieder beruhigten
Provinzen bereist hatte, 1787 auch
Taurien kennen zu lernen wünschte, wurde durch Feste, theatralische
Ausschmückungen und allerlei Blendwerk, darunter
Anlage von
Palästen, Dörfern (die sog. «Potemkinschen
Dörfer») u. a., in der
Steppe ein künstliches
Bild des
Glücks und Wohlbefindens hervorgezaubert. Auf
dieser
Reise verabredete Katharina
einen für
Rußland vorteilhaften
Bund mit
Kaiser
Joseph II.
, welcher sie besuchte.
Die Folge davon war ein neuer Türkenkrieg, der 1792 im Frieden von Jassy nicht minder Vorteile brachte als der erste. Ebenso vermehrten die beiden letzten Teilungen Polens und die Einverleibung Kurlands Rußlands Macht. An dem Kriege gegen Frankreich nahm die Kaiserin keinen Teil, um im Osten freie Hand [* 11] zu behalten, obgleich sie alle Verbindungen mit der Französischen Republik abbrach, die Emigranten thätig unterstützte und mit England ein Bündnis gegen Frankreich schloß. Nachdem sie eben einen neuen Krieg gegen Persien [* 12] eröffnet hatte, starb sie
Bei allen schwächen ihres Geschlechts ist Katharina
doch die Thatkraft einer großen Regentin nicht abzusprechen.
Sie beförderte die Wissenschaften, begünstigte den
Handel, verbesserte die Gesetzgebung, legte
Städte,
Kanäle, Hospitäler
und Erziehungsanstalten an und bemühte sich, den
Mißbräuchen in der
Staatsverwaltung, Rechtspflege,
sowie in der
Erhebung der
Abgaben ein Ende zu machen. Aber zwei Leidenschaften beherrschten sie fortdauernd, die Wollust und
die Ruhmsucht.
Die Stellung ihres jedesmaligen Liebhabers, der im Palast wohnte, einer bestimmten Geschäftsordnung in seinem Günstlingsberuf unterworfen war, bestimmte Vorrechte genoß, außerordentlich befördert wurde und große Geschenke erhielt, glich gewissermaßen einem Staatsamte. Ihre schriftstellerischen Leistungen waren mannigfach und meist von Wert. Unter ihren Arbeiten finden sich 11 Dramen, 7 Opern, 5 sog. Proverbes. Sie sind lebhaft geschrieben, natürlich im Dialog, mit gesundem Realismus der Typen. Am besten sind die Lustspiele «O Zeit!» und «Der Frau Wortschalina Namenstag» (beide von 1772). Eine Gesamtausgabe ihrer Schriften erschien Petersburg 1849 (neue Ausg. 1893). Für den «Gesellschafter» der Fürstin Daschkow schrieb sie witzige Satiren u. a. Ihre histor.
Arbeiten sind gesammelt in
«Aufsätze betreffend die russ. Geschichte» (7
Tle., Berl. 1786–88).
Großes Aufsehen erregten die
«Mémoires de l’impératrice C. écrits par elle-même et
précédés d’une préface par A.
Herzen» (Lond. 1859; deutsch Hannov.
1859). Sie hatte in
Frankreich an
Grimm einen litterar.
Agenten, lud
Voltaire mehreremal zu sich ein, schlug d’Alembert vor, seine
Encyklopädie
in
Petersburg zu beendigen und die Erziehung des
Großfürsten zu übernehmen, zahlte Diderot einen Jahresgehalt von 1000
Frs.
auf 50 Jahre voraus. Abgesehen von zahlreichen, von ihr ausgegangenen amtlichen
Schriften (wie den «Nakaz» [Instruktion] für
die Gesetzeskommission) füllen allein die bisher edierten
Briefe der Kaiserin Katharina
eine große Anzahl von
Bänden. Unter ihren
Korrespondenten nehmen
Friedrich II.,
Joseph II.
,
Voltaire,
Grimm,
^[Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.] ¶
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Zimmermann, Falconet, die Damen Geoffrin und Bjelke die erste Stelle ein. Ein Denkmal K.s (von Mikeschin) wurde in Petersburg enthüllt. –
Vgl. Castéra, Histoire de Catherine II
(3 Bde., Par.
1800);
Brückner, Katharina II.
(Berl. 1883);
ders., Neue Beiträge zur Geschichte der Regierung K.s II. (in der «Histor. Zeitschrift», 1887);
Bilbassoff, Geschichte K.s II. (aus dem Russischen, Bd. 1 u. 2, Verl. 1891–93);
Kleinschmidt, Katharina
II.
als Civilisatorin (Hamb. 1891).