Kapu
(Kapi, türk., »Pforte«),
in der Türkei
[* 2] Bezeichnung für Amtsgebäude infolge einer uralten
Sitte, nach welcher
die Herrscher die bei ihnen wegen
Schutzes gegen Unrecht Vorsprechenden am Eingang ihres
Hauses empfingen und anhörten. Jeder
Ort von Bedeutung hat ein Kapu;
nur das von
Konstantinopel
[* 3] führt den
Namen
Pascha-Kapisi, d. h.
Pforte des
Paschas, unter welch letzterm nach einigen der
Großwesir verstanden wird, während nach andern
Pascha
hier eine
Abkürzung von
Padischah sein, demnach sich auf den
Sultan beziehen soll.
Die
Existenz der
Hohen Pforte als solcher, wie sie heute besteht, stammt erst aus der Reformzeit des türkischen Staatswesens,
und das heutige Gebäude wurde nach dem
Brand von 1842 erbaut. Es umfaßt das Bureau des Großwesirats
sammt dem
Hohen
Rat (Medschlisiwala), das
Amt der auswärtigen Angelegenheiten mit den entsprechenden Sekretariaten und Übersetzungsbüreaus,
ferner das
Ministerium des Innern, den Appellationshof, das
Amt der vier
Konfessionen,
[* 4] nämlich der Griechisch-Unierten und
-Nichtunierten, der Katholiken und
Juden, schließlich das Ordenskapitel, das
Archiv offizieller Aktenstücke
und eine
Schule samt
Bibliothek für französisch lernende junge Beamte. Kapu
ist auch der
Titel der Amtslokalität des
Scheich
ul
Islam und der des
Seraskiers (Kriegsministers), welche beide sich an andern
Orten in
Konstantinopel befinden.