Kansu
,
die größte
Provinz
Chinas, erstreckt sich von der Westgrenze des eigentlichen
China in
[* 2] breitem
Streifen quer durch die
Mongolei bis zum russischen
Turkistan und umfaßt 674,923 qkm (12,257 QM.) mit (1879)
5,411,188 Einw. Sie zerfällt in zwei wesentlich verschiedene Gebiete: das chinesische und das
mongolische Kansu.
Das erstere, zwischen der
Mongolei,
Schensi,
Setschuan und
Tibet, ist gebirgig und wird vom
Huangho durchströmt;
das zweite ist ein Steppengebiet, im S. begrenzt vom
Nanschan, an dessen Abhängen sich noch einige
Kultur
findet, und vom
Thianschan.
Klima,
[* 3]
Pflanzen- und Tierwelt sind in den beiden Teilen sehr verschieden. Das chinesische Kansu
, dessen
Berge bis über die
Schneegrenze
hinausreichen, ist wohlbewässert, hat schöne
Wälder, saftige
Weiden und fruchtbare
Felder, welche mit
Getreide,
[* 4]
Tabak,
[* 5]
Gemüse,
Mohn bestellt werden. Die
Fauna ist hier sehr reich, während im mongolischen Teil von größern
Säugetieren
nur einige wilde
Esel und
Kamele
[* 6] sich finden. Die
Gebirge enthalten
Gold,
[* 7]
Silber,
Kupfer,
[* 8]
Eisen
[* 9] und im östlichen Teil reiche Steinkohlenlager,
die bereits abgebaut werden.
Die
Bevölkerung
[* 10] besteht
aus
Tanguten (im
SW. des chinesischen Kansu
),
Mongolen und
Kalmücken (hauptsächlich
im mongolischen Kansu
), aus
Chinesen (meist in den
Städten) und dem kleinen mongoloiden
Stamm der Dalden in der Nachbarschaft
der
Städte Sinin, Niambu u. a. Der
Religion nach bekennt sich die
Bevölkerung teils zum
Buddhismus, teils zum
Islam; auch leben
in der
Provinz
ca. 2400
Christen. Die
Industrie ist wenig entwickelt; außer der Ausbeutung der
Bergwerke beschränkt sich dieselbe
auf die Fabrikation von Wollenstoffen,
Teppichen und Papierwaren.
In der Hauptstadt
Lantschau am
Huangho wurde unter der
Verwaltung des
Generalgouverneurs Tso Tsungtang, der während der
Differenzen
mit Rußland dort mit einer großen
Armee stationiert war, eine
Fabrik für grobe Wollenstoffe zum
Gebrauch
der
Armee mit Maschinenbetrieb durch deutsche Fabrikanten und
Ingenieure errichtet. In Kansu
kreuzen sich zahlreiche
Straßen aus
Rußland,
China,
Turkistan,
Tibet. Die große, nach europäischem Vorbild erbaute
Straße von Singan nach
Lantschau ist eine der
besten
Chinas; das Land hat daher eine hohe kommerzielle Wichtigkeit. Allerdings wurde durch den
Aufstand
der
Dunganen (s. d.), welchem sich auch die mohammedanischen Bewohner von Kansu
anschlossen,
der
Handel sehr empfindlich gestört; indes ist seine Wiederbelebung nur eine
Frage der Zeit.