Kampanien
im Altertum Landschaft auf der Westküste von Italien, [* 2] umfaßte die Ebene, welche sich vom Gebirge Massicus im N. südwärts bis zur gebirgserfüllten Halbinsel von Surrentum (Sorrent) erstreckt und nordwestlich von Latium, nordöstlich von Samnium und südöstlich vom Lande der Picentiner begrenzt wurde (s. Karte »Italien zur Zeit des Kaisers Augustus«). Sie entspricht ungefähr den heutigen Provinzen Napoli und Caserta. Am Fuß des Mons [* 3] Massicus (Monte Massico) breitete sich der durch vorzügliches Weingewächs berühmte Falernus ager aus; nordöstlich von Cumä liegt der Mons Gaurus (Monte Gaudo), nördlich von Capua der Mons Tifata mit einem Tempel [* 4] der Diana, ostwärts von Neapel [* 5] der feuerspeiende Mons Vesuvius.
An der Küste ragt das Promontorium Misenum (Capo Miseno) ins Meer und südöstlich davon das Promontorium Minervae (Punta della Campanella) als Scheide zwischen dem Sinus Cumanus (Krater [* 6] bei den Griechen, Golf von Neapel) nordwestlich und dem Sinus Paestanus (Meerbusen von Salerno) südöstlich. Der bedeutendste der trüben, langsam strömenden Flüsse [* 7] hieß Volturnus (Volturno); als kleinere Küstenflüsse sind zu nennen der Clanius (Lagno) und Sarnus (Saruo), unweit dessen Pompeji [* 8] lag.
Von den
Seen ist nur der berüchtigte
Lacus
Avernus
(Lago di Averno) übrig. Der
Lacus Lucrinus, einst der
Hafen der Griechenstadt
Cumä, war der innerste Teil des
Sinus Bajanus, durch einen schmalen
Damm vom
Meer geschieden und reich an
vortrefflichen
Austern. Kampanien
war fruchtbar und ergiebig im
Acker- und Weinbau wie in der
Viehzucht und
[* 9] in köstlichen
Fischen,
dazu lieblich durch mildes und gesundes
Klima.
[* 10]
Daher besaßen die vornehmen
Römer
[* 11] in dieser
Landschaft, welche sie
Campania felix (das »glückliche Kampanien«
) nannten,
Landgüter und Landhäuser, mit den üppigsten
Reizen ausgestattet.
Bajä mit seinen
Thermen war einst der
Mittelpunkt der feinen
Welt.
Andre
Orte waren
Cumä
(Kyme),
Puteoli,
Neapolis, die 79
n. Chr.
bei einem
Ausbruch des
Vesuvs verschütteten
Städte
Herculaneum,
Pompeji und
Stabiä; ferner Salernum, Volturnum, Surrentum,
Liternum, die Hauptstadt
Capua, Suessula,
Casilinum, Teanum,
Cales,
Atella, Acerrä,
Nola, Abella, Nuceria u. a. Als die frühsten
Bewohner der
Landschaft erscheinen die ausonischen
Osker, die dann den einziehenden gebildetern Völkern erlagen. In uralter
Zeit gründete eine griechische
Kolonie die durch
Gewerbe und
Handel blühende Stadt
Kyme
(Cumä), von welcher wieder
die
Städte Dikäarchia
(Puteoli), Paläopolis,
Neapolis u. a. ausgingen. Um 800
v. Chr. erlagen die
Osker den eindringenden
Tyrrhenern
oder
Etruskern, welche fast 400 Jahre lang Kampanien
beherrschten, und dann zwischen 440 und 420 dem waffengeübten,
kräftigen Bergvolk der
Samniter, welche die eigentlichen
Gründer des
Staats Kampanien
wurden.
Doch nach weniger als 100
Jahren schon (343) mußte es, von neuem durch die
Samniter bedrängt, sich dem
Schutz und der
Oberhoheit
Roms unterwerfen. Als in der
Völkerwanderung
Roms Macht zertrümmert wurde, hielten sich die
Byzantiner
nur in einigen Küstenstädten. Im 9. und 10. Jahrh. bestanden im ehemaligen Kampanien
die
Fürstentümer
Benevent,
Capua und
Salerno; im 11. Jahrh. setzten sich die
Normannen hier fest. Über die
spätern
Schicksale des
Landes s.
Capua und
Neapel.
Vgl.
Beloch, Kampanien
,
Topographie, Geschichte etc. (Berl. 1879).