Kalbefieber
(Gebärfieber), eine bei Kühen innerhalb der ersten vier Tage nach dem Gebären, selten auch schon einen Tag vor dem Gebären vorkommende Krankheit, welche sich vorzugsweise durch Lähmung ¶
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des Rückenmarks und der Ganglien der Bauchorgane sowie durch Bewußtlosigkeit charakterisiert. Bei hochgradiger Ausbildung des
Kalbefiebers
zeigen die Kühe ein tobsüchtiges Benehmen. Von dem Kalbefieber
werden fast nur Kühe befallen, welche in den letzten
Wochen der Trächtigkeit proteinreiche Nahrung, besonders Mehltränke, erhalten haben. Mit dem Eintritt der Krankheit sinkt die
Bluttemperatur um 1-2°, erst später tritt Erhöhung der Eigenwärme ein; die Milch versiegt, die Futteraufnahme ist verringert
und 1-2 Stunden später ganz aufgehoben; Einknicken der Hinterfessel und demnächst Unvermögen zu stehen.
Der Kopf wird entweder auf dem Boden lang ausgestreckt, oder auf eine Seite gelegt. Die Dauer des Kalbefiebers
erstreckt
sich auf 2-5 Tage. Im allgemeinen verläuft das Übel bei 60 Proz. der erkrankten Kühe tödlich. Das Wesen des Kalbefiebers
ist bis jetzt nicht genau bekannt. Einige halten dasselbe für identisch mit der Eklampsie der Frauen; andre denken sich die
Aufsaugung von atmosphärischer Luft in der Gebärmutter
[* 4] als Grundlage des Leidens. Die Behandlung wird durch
Verabreichung drastischer Abführmittel (Aloe mit Glaubersalz, auch Krotonöl) und durch erregende Mittel (Äther, Spiritus,
[* 5] Kampfer,
Terpentinöl) bewirkt. Größern Erfolg hat die Prophylaxe, bei welcher den hochtragenden Kühen 2-3 Wochen vor dem Abkalben
nur Heu, Stroh und Wurzelfrüchte, aber kein Mehl
[* 6] verabreicht wird. Zweckmäßig ist auch wöchentlich zweimal
eine Laxanz aus Glaubersalzlösung. Das Fleisch der am Kalbefieber
erkrankten Kühe ist dem Menschen nicht nachteilig.