Kakteen
[* 2] (hierzu Tafel »Kakteen
etc.«),
dikotyle, ca. 1000 Arten umfassende Pflanzenfamilie aus der Ordnung der Opuntinen, strauchförmige Gewächse mit blattlosen, dicken, fleischig-saftigen Stämmen von bald kugelförmig zusammengezogener, bald verlängerter und zwar platter oder säulenförmig runder oder eckiger, auch flügelkantiger Gestalt und mit Astbildung, hauptsächlich aus weichem Zellgewebe gebildet, mit meist geringer Holzentwickelung. Die Blätter sind angedeutet als warzenförmige Höcker, die mit vielen kleinen Dornen besetzt sind.
Die großen Blüten erscheinen einzeln in den Achseln der Blatthöcker. Einige, wie Pereskia, haben auch echte, flache Blätter. Kelch und Blume gehen ineinander über, indem ihre Blätter eine fortlaufende Spirale bilden. Die zahlreichen Kelchblätter sind blumenartig gefärbt, miteinander verwachsen zu einer mit dem Fruchtknoten zusammenhängenden Röhre, die bisweilen übenden letztern hinausgeht. Die Blumenblätter sind nur durch zartere Beschaffenheit von den innern Kelchblättern unterschieden, stehen ebenfalls in mehreren Reihen, werden nach innen allmählich größer und entspringen entweder vom Rande der Kelchröhre, oder sind selbst mit ihren untern Teilen in eine lange Röhre vereinigt.
Die ebenfalls mehrreihigen, zahlreichen
Staubgefäße
[* 3] stehen auf der
Basis oder der
Röhre der
Blumenblätter und werden nach
innen kleiner. Der unterständige
Fruchtknoten ist einfächerig mit zahlreichen anatropen
Samenknospen und einem langen, einfachen
Griffel mit
Narben von linealischer oder spiraliger oder büschelförmiger Gestalt. Die
Frucht ist eine
einfächerige, vielsamige
Beere. Die
Samen
[* 4] sind kugelig oder fingerhutförmig. Das Vaterland der Kakteen
ist
Amerika;
[* 5] nur eine
Rhipsalis-Art
ist in Südafrika
[* 6] einheimisch.
Sie wachsen vorzugsweise im tropischen Klima, [* 7] meistens an heißen, trocknen Stellen, manche auch auf den Gebirgshöhen. Opuntia vulgaris ist in Südeuropa verwildert, und manche Arten halten noch in Norddeutschland ohne Schutz im Freien aus. Man benutzt in der Heimat als Heckenpflanzen, Brennmaterial, zu Thürschwellen etc. Manche werden als Gemüse genossen, und viele liefern eßbare Früchte, wie Opuntia vulgaris die indianischen Feigen. Auf Opuntia-Arten wird auch die Kochenille kultiviert.
Die Kakteen
haben viele
Liebhaber gefunden, und die einzelnen
Gattungen:
Cereus,
Echinocactus, Echinocereus, Echinopsis,
Epiphyllum,
Mammillaria,
Melocactus,
Opuntia, Pilocereus etc., lieferten zahlreiche
Arten für die
Kultur im Gewächshaus und
Zimmer.
Unsre
Tafel zeigt eine Auswahl schöner
Formen:
Cereus giganteus
Engelm. und C. dasyacanthus
Engelm.,
Echinocactus horizonthalonius
Engelm.,
Mammillaria pectinata
Engelm.,
Melocactus communis
Dec.,
Opuntia filipendula
Dec. und O. coccinellifera
Mill. und
Phyllocactus anguliger
Dec. Mit den Kakteen
werden in den
Gärten dickblätterige
Pflanzen aus verschiedenen
Gattungen, besonders
Agave,
Aloë,
Crassula,
Mesembryanthemum,
[* 8]
Echeveria, Kalosanthes,
Sedum,
Sempervivum, Haworthia,
Stapelia,
Umbilicus etc., als
Sukkulenten
oder
Fettpflanzen kultiviert, und die beiden erstgenannten
Gattungen sind wie nur wenige andre von der
Liebhaberei gepflegt worden.
Die Agaven, welche in den riesigsten und in zwergigen Formen vorkommen, sind ungemein gestaltenreich wie die aus unsrer Tafel abgebildeten A. Celsii Hook. und A. horrida hort. erkennen lassen. Diese und die Aloearten, von denen die Tafel A. ferox Munt. zeigt, blühen seltener, während die Crassula-, Sedum-, Sempervivum, Mesembryanthemum- und Stapelia-Arten leicht und reichlich blühen und in der Schönheit der Blüten mit den übrigen Arten wetteifern. Die Sukkulenten fordern eigentümliche Verhältnisse, namentlich viel Sonne [* 9] und Trockenheit, wenn sie gut gedeihen sollen, und stehen als Zierpflanzen im denkbar stärksten Gegensatz zu den Blattpflanzen [* 10] (s. d.).
Vgl. Pfeiffer, Enumeratio diagnostica Cactearum (Berl. 1837);
Lemaire, Iconographie descriptive des Cactées (Par. 1841);
Salm-Reifferscheid-Dyck, Über die
Familie der Kakteen
(Berl.
1840);
Otto und
Pfeiffer, Abbildung blühender Kakteen
(Kassel
[* 11] 1838-47);
Engelmann, The Cacteae of the United States (Cambridge 1856) und Cacteae of the Mexican Boundary Survey (1858);
Förster, Handbuch der Kakteen
kunde (neue Ausg., Leipz.
1885);
Schiller, Grundzüge der Kakteen
kunde (Berl. 1886).