Kerzers
,
französisch
Chiètres (Kt. Freiburg,
Bez.
See). 454 m. Gem. und Pfarrdorf, am Mariabrunnenbach und an der Strasse
Aarberg-Murten, 8 km
nö.
Murten. Kreuzungsstation der Linien
Lausanne-Payerne-Lyss und
Bern-Neuenburg. Postbureau, Telegraph,
Telephon. 202
Häuser, 1294 reform. Ew. deutscher Zunge. Die Kirchgemeinde umfasst ausser Kerzers
noch
Frasses (Freiburg)
und die
Berner
Dörfer
Gurbrü,
Wileroltigen und
Golaten. Getreide-, Tabak-,
Wiesen-, Wein-, Obst-, Gemüse- und Runkelrübenbau, Viehzucht.
Konservenfabrik; Messerschmiede-, Spengler-, Schreiner-, Uhrenmacher- und Dreherwerkstätten. Gerberei
und Küferei. Mechanische
Säge. Handel mit Wein, Vieh, Stroh und Kolonialwaren.
Grosses und schönes Dorf, nahe dem Grossen
Moos in fruchtbarer und gut angebauter
Ebene prächtig gelegen und gegen O. an einen Höhenzug sich anlehnend.
Alte
Häuser im
Berner Stil, deren eines noch aus dem Jahr 1660 stammt. Grosse Baumgärten mit Obstbäumen aller
Art. 6 Jahrmärkte und Wochenmarkt. Hier wirkte als Pfarrer 1665-1694 Theobald Weinzäpfli, der dadurch berühmt war, dass
sein von einigen Unbesonnenen gereiztes Pferd am mit ihm von der Plattform vor dem
Münster in Bern
bis zur
Matte hinunter
(32 m) sprang, ohne dass ihm irgend ein Leides geschah. Der
Ort 926 Chartresvilla; 1228: Chiertri. War
zur Römerzeit eine
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«mansio» an der heute noch Heidenweg geheissenen Strasse von Aventicum nach Augusta Rauracorum und Vindonissa. Man hat am
Heidenweg Reste einer römischen Villa, zahlreiche Münzen und einige Gräber aufgedeckt. Römische Altertümer ausserdem noch
auf der Gunscheten Matten, Mauer und Allmend Matten. Im 3. und 4. Jahrhundert wurde der Ort von den Alemannen
zerstört. Die 962 zum erstenmal genannte Kirche zu Kerzers
soll von der Königin Bertha gestiftet worden sein und stand
bis zur Einführung der Reformation 1530 unter dem Kloster Payerne. Der einst zur Herrschaft Murten gehörende Ort erfreute sich
verschiedener Vorrechte, die von Bern
und Freiburg
1479 und 1536 bestätigt worden sind. In der Pfarrkirche sehr schöne
Glasgemälde aus dem 16. Jahrhundert. Kerzers
ist zweimal, 1799 und 1881, von verheerenden Feuersbrünsten heimgesucht worden.
Giesserwerkstätte aus der Bronzezeit.