(Piz) (Kt. Graubünden,
Bez. Maloja).
3385 m. Einer der schönsten und höchsten Gipfel links über dem Engadin, der in einem Schwung
über Silvaplana und der Julierstrasse aufsteigt. Hängt über den Piz Suvretta mit der Gruppe des Piz d'Err zusammen. Vom Ober Engadin
aus gesehen, erscheint der Piz Julier als der Mittelpunkt und das Haupt der langen Kette, die vom PizLunghino
beim Maloja bis zur Crasta Mora bei Bevers zieht und wohl auch als Juliergruppe bezeichnet wird. Er bildet eine schöne Felspyramide
aus grünem Amphibolitgranit und sendet je einen N.-, O.- und SW.-Grat aus. Der O.-Grat biegt 1 km vom
Piz Julier nach S. ab und trägt hier als SO.-Schulter des Hauptgipfels den Piz d'Albana. Zwischen diesem und dem SW.-Grat
liegt die Mulde von Munteratsch, durch die die am meisten begangene Anstiegsroute auf den Gipfel führt und deren Name früher
oft auch
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diesem selbst beigelegt wurde. Zum Val Munteratsch, ValJulier und Val Suvrettafallen der SW.- und N.-Grat mit so steilen Wänden
ab, dass Eis und Schnee an ihnen nicht zu haften vermögen. Der Piz Julier trägt deshalb auch keinen grossen Gletscher. Ausser
einigen in Nischen und Runsen sich haltenden Firnflecken finden sich nur am N.-Hang des O.-Grates und
auf beiden Seiten des N. Grates je ein kleiner Hängegletscher. Die Besteigung des Gipfels galt einst als sehr schwierig, während
sie heute häufig und von verschiedenen Seiten her unternommen wird.
Zum erstenmal ward sie 1859 von Landammann Saratz und J. Rüedi aus Pontresina als böse Kletterpartie
über den O.-Grat ausgeführt. Seither zieht man die von der Julierstrasse ausgehende und durch das Val Munteratsch führende
Route vor, die mit Wegmarken bezeichnet und teil weise durch einen Fussweg zugänglicher gemacht ist. Der Kurverein St. Moritz
hat kürzlich einen guten, mit Geländern und Drahtseilen versicherten Weg auf den Gipfel anlegen lassen,
der von der AlpeSuvretta ausgeht und dem O.-Grat folgt. Es ist dies zugleich die landschaftlich schönste Anstiegsroute.
Andere gehen von der Julieralp über den SW.-Grat, vom ValJulier über die W.-Flanke und vom Val Munteratsch über die Julierscharte
(in dem kurzen Kamm, der nahe dem Gipfel vom O.-Grat gegen S. abbiegt). Der Piz Julier ist einer der von
den Kurgästen des Ober Engadin am häufigsten besuchten Gipfel; seine Besteigung ist von allen Seiten her ausserordentlich
lohnend, bietet wohl einige schwierige Stellen, ist aber nirgends eigentlich gefährlich zu nennen. Die Aussicht ist eine
der grossartigsten im Ober Engadin und umfasst die Alpenkette vom Gross Glockner bis zum Gran Paradiso.
Ihr Glanzpunkt ist die gegenüberliegende Berninagruppe, der sich die ganzen Bündner Alpen, die Gruppen des Finsteraarhorns,
Monte Rosa und Ortler, die Oetzthaler Alpen und die Hohen Tauern zugesellen. Panorama von Ludwig Schröter in Zürich.