Josquin
des
Prés (spr. schoskäng dä preh, lat.
Jodocus Pratensis oder a
Prato),
Komponist, geboren
um 1450 vermutlich zu St.-Quentin (nach
Fétis zu
Condé) in Nordfrankreich, erhielt seine
Ausbildung durch
Johann
Ockenheim,
der um 1476 in
Tours
[* 2] die Hofkapelle
Ludwigs XI. leitete, ging dann nach
Rom,
[* 3] wo er unter dem
Pontifikat
Sixtus' IV. (1471-84)
als Mitglied der päpstlichen Sängerkapelle fungierte, kehrte jedoch, nachdem er mutmaßlich noch eine
Zeitlang am
Hof
[* 4] des
Herzogs von
Ferrara,
[* 5]
Herkules' I. von
Este, geweilt, in sein Vaterland zurück.
Hier wurde er am
Hof
Ludwigs XII. als erster
Sänger (Protokapellan) angestellt, nach langjährigen
Diensten aber von diesem
mit einer
Pfründe zu
Condé belohnt, wo er als
Kanonikus starb. J. gilt mit
Recht als der größte
Meister der sogen. niederländischen
Schule, deren Aufgabe, die
Ausbildung des
kontrapunktischen Tonsatzes, er so vollständig
und endgültig löste, daß mit ihm für die
Tonkunst eine neue
Epoche begann. Während die Bestrebungen seiner Vorgänger
in erster
Reihe darauf gerichtet gewesen waren, die Schwierigkeiten der noch unausgebildeten
Technik des
Kontrapunktes zu bewältigen, war J. ihrer so weit
Herr geworden, daß er neben den Tonsatzkünsten auch den eigentlichen
Zweck
der
Vokalmusik, die sinnvolle Deutung der Textesworte vermittelst des
Tons, zu berücksichtigen beginnen konnte. Von seinen
Kompositionen
(Messen,
Motetten, französischen
Chansons) ist eine große Zahl in den von
Petrucci und andern
Verlegern des
16. Jahrh. veröffentlichten Sammlungen enthalten; eine Auswahl gab
Commer heraus in den
»Publikationen älterer
Musikwerke der
Gesellschaft für Musikforschung«, Bd. 6 (Leipz.
1877).