Titel
Johann,
Übersicht nach den Ländern: | |
Anhalt | 1. |
Böhmen | 2. |
Brandenburg | 3-6. |
Burgund | 7. |
England | 8. |
Frankreich | 9. |
Hannover | 10. |
Nassau | 11, 12. |
Österreich | 13-15. |
Pfalz | 16. |
Polen | 17, 18. |
Portugal | 19-24. |
Sachsen: Albertin. L. | 25-29. |
" Ernestin. L. | 30, 31. |
" Herzöge zu | 32-35. |
Sachsen-Weimar | 36-38. |
Schwaben | 39. |
Schweden | 40, 41. |
[Anhalt.]
1) J. Georg II., Fürst von Anhalt-Dessau, Sohn des Fürsten Johann Kasimir und der Prinzessin Agnes von Hessen-Kassel, geb. vermählte sich 1659 mit Henriette Katharina, einer Tochter des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien, und wurde dadurch ein Schwager des Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Brandenburg. [* 3] Nach dem Tod seines Vaters übernahm er die Regierung in Anhalt-Dessau. Die Ansprüche seines Hauses auf Aschersleben, [* 4] das 1648 Brandenburg überlassen war, erhielt er aufrecht und setzte auch durch, daß ihm die Anwartschaft darauf zugestanden wurde, was jedoch keine praktische Bedeutung hatte. Er trat in brandenburgische Kriegsdienste, wurde 1670 vom Großen Kurfürsten zum Feldmarschall ernannt und schloß im Juni 1672 das Bündnis zwischen dem Kaiser und Brandenburg in Wien [* 5] ab, infolge dessen sich beide verpflichteten, je 12,000 Mann unter dem Befehl des Kurfürsten aufzustellen, um den Westfälischen Frieden aufrecht zu erhalten. 1674 übertrug ihm der Große Kurfürst die Statthalterschaft in der Mark, doch fehlte es J. an Truppen, um den Einfall der Schweden [* 6] zu verhindern. Er beteiligte sich dann am Feldzug von 1675 gegen Schweden und wurde 1683 zum Kaiser nach Passau [* 7] gesandt, um die Hilfe Brandenburgs gegen die Türken in Aussicht zu stellen, aber von einem Kriege gegen Frankreich abzuraten. Überhaupt war er bemüht, das Bündnis zwischen dem Kaiser und Brandenburg zu befestigen. Er starb in Berlin [* 8] und hatte seinen Sohn Leopold (s. d.) zum Nachfolger.
[Böhmen.]
2) J. von Luxemburg, [* 9] der Blinde, König von Böhmen, [* 10] ältester Sohn Heinrichs III., Grafen von Luxemburg, des nachmaligen deutschen Kaisers Heinrich VII., und der Margarete von Brabant, geb. ward 1310 mit Wenzels II. von Böhmen Erbtochter Elisabeth vermählt und in Prag [* 11] zum böhmischen König gekrönt. Er behauptete die Krone der Premysliden gegen Heinrich von Kärnten und stellte die Ordnung in Böhmen und Mähren wieder her. Während der Rivalität zwischen den beiden Häusern Österreich [* 12] und Bayern [* 13] nach dem Tode des Kaisers Heinrich VII. (1313) stand er bald auf der einen Seite, bald auf der andern; doch verschaffte er in der Schlacht bei Mühldorf in der er das bayrische Heer befehligte, Ludwig dem Bayern den Sieg. Im übrigen schloß er sich meist der päpstlichen und der französischen Politik an. Er erwarb für sein Haus durch die Hand [* 14] der Erbtochter von Tirol, [* 15] Margarete Maultasch, die er mit seinem Sohn Johann Heinrich vermählte, den Besitz dieser Grafschaft und zugleich Ansprüche auf Kärnten, dessen sich jedoch das österreichische Haus infolge kaiserlicher Belehnung bemächtigte.
Auch Tirol ging schon 1340 dem luxemburgischen Haus wieder verloren, indem es an den Nebenbuhler Ludwig, Sohn des Kaisers Ludwig des Bayern, kam. Die Unternehmungslust Johanns suchte Kaiser Ludwig durch die Aussicht auf italienische Besitzungen und durch Verleihung von Reichsrechten in Italien [* 16] zu befriedigen und gewann auf diese Art mehrmals die Freundschaft des Böhmenkönigs, der durch seine Kriegszüge in Italien, besonders 1333-35, die Guelfen unterstützte, ohne jedoch für sich etwas Dauerndes erlangen zu können.
Während er sich von Polen Schlesien [* 17] abtreten ließ, dessen einzelne Fürsten ihm als Oberlehnsherrn huldigten, knüpfte er durch seine Vermählung mit Beatrix von Bourbon 1334 festere Beziehungen zu Frankreich an, die ihm jedoch in seinen Kämpfen mit Ludwig dem Bayern wenig nutzten. Während Böhmen in anarchische Zustände verfiel, denen sein Erstgeborner, Karl, als Markgraf Mährens und Mitregent wirksam entgegenarbeitete, zog J. dem König Philipp von Valois gegen die Engländer zu Hilfe und kämpfte, obwohl bereits seit 1310 auf beiden Augen erblindet, mit seinem ältesten Sohn, Karl, in der Schlacht bei Crécy 1346, in welcher er 26. Aug. fiel.
Vgl. Schötter, J., Graf von Luxemburg und König von Böhmen (Luxemb. 1865, 2 Bde.);
v. Weech, Kaiser Ludwig der Bayer und König J. von Böhmen (Münch. 1860).
[Brandenburg.]
3) J. Cicero, Markgraf von Brandenburg, geb. zu Ansbach, [* 18] ältester Sohn des Markgrafen Albrecht Achilles, übernahm an dessen Stelle die Verwaltung des 1470 demselben zugefallenen Kurfürstentums Brandenburg und erbte dasselbe nach seines Vaters Tod 1486 ungeteilt kraft des Achilleischen Hausgesetzes. Er regierte umsichtig und sparsam, brachte die Finanzen des Landes in Ordnung und kaufte 1490 die lausitzische Herrschaft Zossen. Auch bereitete er die Stiftung einer Universität in seinen Landen vor. An den Reichsangelegenheiten, namentlich den Reformen des Wormser Reichstags 1495, nahm er lebhaften Anteil. Wegen seiner Gabe, deutsch und lateinisch wohl und gelehrt zu reden, erhielt er den Beinamen Cicero. Er starb in Arneburg; im Dom zu Berlin ließ ihm sein Enkel Joachim II. 1550 ein herrliches Denkmal von Peter Vischer errichten.
4) J. (Hans), Markgraf von Brandenburg-Küstrin, geb. zu Tangermünde, zweiter Sohn des Kurfürsten Joachim I., erhielt bei dessen Tod 1535 kraft des väterlichen Testaments, zuwider der Achilleischen Hausordnung, die Neumark mit der Hauptstadt Küstrin, [* 19] verwaltete dieselbe mit Ordnungsliebe und Sparsamkeit, that viel für die Hebung [* 20] der Wohlfahrt derselben, befestigte Küstrin und Peitz und kaufte die Herrschaften Beeskow und Storkow. Die Reformation nahm er schon 1536 an und schloß sich dem Schmalkaldischen Bund an, blieb zwar im Schmalkaldischen Krieg neutral, suchte jedoch später die protestantische Sache in Deutschland [* 21] nach Kräften zu unterstützen. Er starb ohne Erben zu hinterlassen, so daß die Neumark wieder an Kurbrandenburg fiel.
5) J. Georg, Kurfürst von Brandenburg, geb. ältester Sohn des damaligen Kurprinzen, spätern Kurfürsten Joachim II., folgte demselben in der Regierung 1571 und war zunächst bemüht, die Schulden seines Vaters zu tilgen, dessen Geldjuden Lippold er hinrichten und dessen Geliebte Anna Sydow er in Spandau [* 22] einkerkern ließ. J. war kleinlich und engherzig. Den Übergriffen der Jesuiten und der katholischen Reaktion in Deutschland sah er aus kurzsichtigem Egoismus und Haß gegen die Reformierten unthätig zu. An der Vereinbarung der Konkordienformel nahm er eifrigen Anteil und unterdrückte mit Strenge jede abweichende Lehre [* 23] in seinem Land. Er gründete 1574 das Gymnasium zum Grauen Kloster in Berlin, vollendete den Schloßbau und nahm viele ¶
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flüchtige Niederländer in sein Land auf. Er starb Von seinen 23 Kindern aus drei Ehen überlebten ihn 15.
6) J. Siegmund, Kurfürst von Brandenburg, geb. ältester Sohn des Kurprinzen, spätern Kurfürsten Joachim Friedrich, folgte demselben als Kurfürst von Brandenburg und Verweser des Herzogtums Preußen [* 25] an Stelle des blödsinnigen Herzogs Albrecht Friedrich, dessen älteste Tochter, Anna, er 1594 geheiratet hatte. Diese war als Tochter der ältesten Schwester des letzten Herzogs von Jülich-Kleve nach dessen Tod 1609 auch Haupterbin von dessen reichen Besitzungen, die indes J. von verschiedenen Seiten streitig gemacht wurden (s. Jülich). Er verglich sich jedoch mit dem Hauptprätendenten, dem Pfalzgrafen von Neuburg, [* 26] im Dortmunder Vertrag 1609, der durch den Vertrag von Xanten 1614 bestätigt wurde, über eine provisorische Teilung, so daß er Kleve, Mark, Ravensberg und Ravenstein erhielt.
Während der Streitigkeiten über die Erbschaft war er zur reformierten Konfession übergetreten, weniger aus politischen Rücksichten auf die Holländer als aus religiösen Beweggründen, nämlich aus Abneigung gegen die starre, intolerante lutherische Orthodoxie. Dieser Schritt, welchen die im Mai 1614 veröffentlichte »Confessio« rechtfertigen sollte, bereitete ihm von seiten der streng lutherischen Einwohner und Stände der Mark große Schwierigkeiten, da diese eine »Verketzerung« des ganzen Landes fürchteten; noch mehr in Preußen, wo er 1618 nach Albrecht Friedrichs Tod Herzog wurde, die Stände ihm aber unter dem Vorwand des Religionswechsels fast alle landesherrlichen Befugnisse entzogen. J. starb Die beiden unter ihm erfolgten Erwerbungen sowie sein Übertritt zur reformierten Kirche sind für die weitere Geschichte Brandenburg-Preußens von größter Bedeutung gewesen.
[Burgund.]
7) J. der Unerschrockene oder ohne Furcht (sans peur), Herzog von Burgund, Sohn Philipps des Kühnen, geb. 1371, führte bei Lebzeiten seines Vaters den Titel Graf von Nevers, zog mit dem französischen Kreuzheer dem König Siegmund von Ungarn [* 27] gegen die Türken zu Hilfe und geriet in der Schlacht bei Nikopolis 1396 in türkische Gefangenschaft, aus welcher er sich durch ein Lösegeld von 200,000 Dukaten befreite. Herzog von Burgund ward er 1404 nach seines Vaters Tod.
Klein von Gestalt und von unbeholfenem, mürrischem Wesen, haßte er seinen glänzenden, verschwenderischen Vetter, den Herzog Ludwig von Orléans, [* 28] auf den er auch eifersüchtig zu sein Ursache hatte, und stellte sich an die Spitze der Opposition gegen dessen drückende, verderbliche Herrschaft in Frankreich an des wahnsinnigen Königs Karl VI. Statt. Endlich von Orléans aufs äußerste gereizt, ließ er diesen 1407 zu Paris [* 29] ermorden und erlangte damit die oberste Leitung der Staatsgeschäfte in Frankreich und die Erziehung des Dauphins.
Durch den Vertrag von Chartres 1409 versöhnte er sich vorläufig mit den Orléans. Indes schon 1410 entbrannte der Kampf der Parteien, der Armagnacs und Bourguignons, wieder. Nach der Niederwerfung der Cabochiens in Paris 1413 seiner Macht beraubt, trat J. 1415 mit Heinrich V. von England in Verbindung und bemächtigte sich 1418 wieder der Hauptstadt, wo er aufs grausamste gegen die Armagnacs wütete. Vom Dauphin Karl zu einer Unterredung auf der Yonnebrücke bei Montereau gelockt, ward er von dessen Begleiter Tanneguy-Duchâtel meuchlings ermordet. Ihm folgte Philipp der Gute.
[England.]
8) J. ohne Land (John Lack-land), König von England, aus dem Haus Plantagenet, geb. als jüngster Sohn König Heinrichs II., war von seinem Vater, obwohl derselbe ihm einst scherzend den Beinamen »ohne Land« gegeben hatte, doch gleich seinen Brüdern reich mit Gütern ausgestattet und besaß außer der Grafschaft Mortagne in der Normandie noch die Grafschaften Cornwall, Dorset, Somerset, Gloucester, Nottingham, [* 30] Derby und Lancaster in England, mithin beinahe ein Dritteil des ganzen Königreichs.
Trotzdem suchte er im Bund mit König Philipp von Frankreich während des Kreuzzugs seines Bruders Richard Löwenherz denselben der Krone zu berauben und errang auch, während Richard nach der Rückkehr aus dem Morgenland in Deutschland gefangen gehalten wurde, nicht unbedeutende Vorteile. Als aber der König freigelassen und nach England heimgekehrt war, konnte J. sich nicht behaupten und mußte sich im Mai 1194 unterwerfen. Richard verzieh ihm großmütig und ernannte ihn sogar, mit Übergehung des erst zwölfjährigen Arthur von Bretagne, des Sohns seines verstorbenen ältern Bruders, Gottfried, 1199 auf seinem Sterbebett zu seinem Nachfolger. J. war ein schwacher, aber trotzdem eigenwilliger und grausamer Regent.
Nach einer zwölfjährigen Ehe trennte er sich von seiner Gemahlin Hadwisa, Erbin der Grafschaft Gloucester, und verband sich 1200 mit der mit dem Grafen Hugo de la Marche bereits öffentlich versprochenen Isabella, Gräfin von Angoulême. De la Marche appellierte hierauf an Philipp von Frankreich, ihren gemeinschaftlichen Lehnsherrn. J. wurde all seiner französischen Lehen für verlustig erklärt, und es erhob sich nun ein heftiger Kampf zwischen ihm und seinen Feinden, in welchem er bei Mirebeau einen wichtigen Sieg erfocht.
Da er aber den hierbei in seine Hände gefallenen Herzog Arthur von Bretagne heimlich ermorden ließ, fielen seine meisten Vasallen von ihm ab, und er verlor so den besten Teil seiner französischen Besitzungen. Auch mit dem Papst Innocenz III. geriet er wegen der Bischofswahlen in Streit und zog sich durch seine Halsstarrigkeit Interdikt und Bann zu (1208), zu deren Vollziehung sich Philipp von Frankreich später bereit fand. Von seinen Unterthanen verlassen, sah sich J. endlich genötigt, sein Reich dem Papst feierlichst zu schenken und von ihm als Lehen zurückzunehmen Mit dessen Beistand und zugleich verbündet mit dem deutschen Kaiser Otto IV. bekriegte er hierauf wiederholt Frankreich, bis er bei Bouvines eine Niederlage erlitt Als nach dieser Schlacht die englischen Barone sich gegen Johanns Mißregierung erhoben, mußte dieser ihnen durch die Magna Charta (s. d.) bedeutende Rechte zugestehen.
Bald nachher aber begann er mit gemieteten Abenteurern einen Vernichtungskrieg gegen die verschwornen Barone, ließ vom Papste den Freiheitsbrief für nichtig erklären und durchzog sengend und brennend das Land. Die Barone boten hierauf Ludwig, dem ältesten Sohn des Königs Philipp II. von Frankreich, die Krone Englands an, und dieser erschien im Mai 1216 mit einem zahlreichen Heer in England. J. floh in das Cistercienserkloster Swineshead und starb in Newark am Trent, nachdem er seinen Sohn Heinrich zum Thronfolger ernannt hatte.
[Frankreich.]
9) J. II., der Gute, König von Frankreich, Sohn und Nachfolger Philipps VI., geb. 1319, regierte 1350-64. Unter ihm begann wieder 1355 nach Ablauf [* 31] des Waffenstillstandes der Krieg mit England. Eduard, der Schwarze Prinz, landete im ¶
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Garonnegebiet, verwüstete Auvergne, Limousin und Poitou, suchte aber bei Annäherung des französischen Heers sich nach Bordeaux [* 33] zurückzuziehen. Indes bei Poitiers wurde seinem kleinen Heer der Rückzug abgeschnitten. Hart bedrängt, bot er J. für freien Abzug einen siebenjährigen Waffenstillstand an; J. jedoch, siegesgewiß, schlug jeden gütlichen Vergleich aus, und so kam es bei Maupertuis zu einer Schlacht, in welcher J. Sieg und Freiheit verlor.
Erst der Friede von Bretigny 1360 befreite ihn aus seiner Haft, nachdem er, außer 3 Mill. Goldstücke, mehrere Provinzen abzutreten versprochen hatte. Da sein als Geisel in England zurückgelassener Sohn, der Herzog von Anjou, noch vor Bezahlung der Loskaufssumme von da entfloh, kehrte J. Anfang 1364 nach London [* 34] in seine Gefangenschaft zurück, wurde hier als königlicher Gast glänzend empfangen, starb aber schon 8. April d. J. Sein ältester Sohn erster Ehe, Karl V., war sein Nachfolger. Die von J. 1363 gestiftete Sekundogenitur des Hauses Valois, Burgund, schlug ebenfalls zu Frankreichs Verderben aus, so daß nach ihm kein Thronfolger mehr Johann genannt wurde.
[Hannover.]
10) J. Friedrich, Herzog von Hannover, geb. 1625, Sohn des Herzogs Georg, trat auf einer Reise nach Italien 1651 zur römisch-katholischen Kirche über und erhielt 1665 die Lande Kalenberg, Göttingen [* 35] und Grubenhagen, zu deren Hauptstadt und Residenz er Hannover [* 36] erhob. Seine Unterthanen gewaltsam zu bekehren, verschmähte er und begünstigte die Wissenschaften, wie er denn Leibniz an seinen Hof [* 37] berief. In der äußern Politik hielt er zu Frankreich, ohne jedoch seine Hoffnungen auf Ländererwerb erfüllt zu sehen. Er starb in Augsburg, [* 38] ohne Söhne zu hinterlassen, worauf ihm sein Bruder Ernst August von Osnabrück [* 39] (s. Ernst 4) folgte.
[Nassau.]
11) J. von Nassau, Erzbischof von Mainz, [* 40] ein ehrgeiziger, ränkesüchtiger Mann, erlangte das Erzbistum 1397 durch päpstliche Ernennung und verdrängte den vom Kapitel gewählten Erzbischof Gottfried von Leiningen. Auf seinen Betrieb wurde 1400 Kaiser Wenzel abgesetzt und Ruprecht von der Pfalz gewählt, gegen den er dann wieder, als er sich nicht ganz von ihm leiten ließ, 1405 den Marbacher Bund zu stande brachte. Er verband sich sogar mit dem Raubritterbund »Zum Luchs« und begab sich in Vasallenverhältnis zu Frankreich, um Ruprecht erfolgreichen Widerstand leisten zu können, welcher starb, ehe er J. gedemütigt. Bei der neuen Königswahl war er für Jobst von Mähren, vertrug sich aber 1411 mit Siegmund, nachdem dieser ihm große Zugeständnisse bewilligt hatte. Auf dem Konstanzer Konzil vertrat er die Sache Johanns XXIII., doch ohne Erfolg. Er starb in Aschaffenburg. [* 41]
12) J. Moritz, Fürst von Nassau-Siegen, niederländ. Feldmarschall, der »Brasilianer« genannt, geb. zu Dillenburg als Sohn des Grafen Johann VIII. von Nassau-Dillenburg, trat 1621 in die Dienste [* 42] der holländischen Republik und zeichnete sich unter der Leitung des Prinzen Friedrich Heinrich von Oranien 1626 bei der Belagerung von Grol und 1632 vor Maastricht [* 43] aus. 1636 zum Gouverneur der Besitzungen der Westindischen Gesellschaft in Brasilien [* 44] ernannt, eroberte er, trotzdem er nur geringe Streitkräfte zur Verfügung hatte, einen großen Teil des Landes und verwaltete es so vortrefflich, daß es zu hoher Blüte [* 45] gedieh. Er sendete 1637 eine Expedition an die afrikanische Küste, welche den Holländern die Hauptfestung von Guinea, St. George del Mina, erwarb, und drang im Frühjahr 1638 an der brasilischen Küste südlich vor, belagerte aber vergeblich Bahia. [* 46] Nachdem die portugiesische und die spanische Flotte durch die Holländer vor Itamarica (12.-17. Jan. 1640) beinahe ganz vernichtet worden waren, begann der Krieg in Brasilien aufs neue und wurde mit großer Grausamkeit geführt. Um die große Anzahl von Abenteurern unter seinen Fahnen zu beschäftigen, unternahm J. eine Expedition nach Chile [* 47] (1643). Zwei von ihm gegründete Orte, die Festung [* 48] Moritzschloß an der Mündung des São Francisco und die Stadt Moritzstadt bei Pernambuco, [* 49] erinnern in Brasilien an ihn. 1644 nach Holland zurückgekehrt, ward er zum Gouverneur von Wesel [* 50] und General der Reiterei ernannt, trat 1647 in kurbrandenburgische Dienste, wurde Statthalter von Kleve, Mark und Ravensberg und 1652 Meister des Johanniterordens in Sonnenburg und deutscher Reichsfürst. 1658 war er als brandenburgischer Gesandter bei der Wahl Kaiser Leopolds J. in Frankfurt [* 51] thätig, schloß 1661 den Defensivvertrag zwischen England und Brandenburg ab, erhielt 1665 das Kommando der holländischen Truppen gegen Münster, [* 52] wurde 1671 erster Feldmarschall, befehligte die Holländer im Kriege gegen Ludwig XIV. (1672-74) und nahm an der Schlacht bei Senef hervorragenden Anteil. 1674 wurde er Gouverneur von Utrecht [* 53] und trat 1676 ins Privatleben zurück. Er starb in Bergenthal bei Kleve und ist in Siegen [* 54] beigesetzt. Sein Palast im Haag [* 55] war das »Moritzhaus« (jetzt Museum).
Vgl. Driesen, Leben des Fürsten J. Moritz von Nassau-Siegen (Berl. 1849).
[Österreich.]
13) J. Baptist Joseph Fabian Sebastian, Erzherzog von Österreich, Reichsverweser von Deutschland, geb. sechster Sohn des Kaisers Leopold II. und der spanischen Infantin Marie Luise. Von gewecktem Geist, zeigte er früh Neigung für die militärischen Wissenschaften sowie für die Geschichte und die Naturwissenschaften und erhielt vielfache geistige Anregung durch den damals im Ministerium des Äußern in Wien angestellten Geschichtsforscher Johannes Müller. 1800 ward er an die Spitze des geschlagenen österreichischen Heers gestellt, das nach seines Bruders Karl Abgang von Kray unglücklich geführt worden war, und wußte der Armee durch rasches Vorrücken und einzelne kleine Siege das verlorne Selbstvertrauen wiederzugeben.
Bei Hohenlinden (3. Dez.) unterlag er jedoch der Übermacht Moreaus, und auch bei Salzburg [* 56] versuchte er vergeblich, dem siegreichen Vordringen der Franzosen ein Ziel zu setzen. Nach dem Frieden von Lüneville wurde er zum Generaldirektor der Ingenieurakademie zu Wien und der Kadettenakademie in Wiener-Neustadt ernannt und erhob diese Anstalten rasch zur Blüte. Als 1805 der neue Krieg gegen Napoleon I. zum Ausbruch kam, war die Bewaffnung der Tiroler und Vorarlberger seine erste Sorge. Hierauf trat er an die Spitze des Armeekorps, das sich Ney und den Bayern in Tirol entgegenstellte. Vom heldenmütigen Landvolk unterstützt, brachte er den Bayern unter Deroy 2. und die erste Niederlage am Strubpaß bei, mußte aber auf Befehl seines Bruders Karl Tirol räumen und durchs Pusterthal nach Kärnten rücken, um sich mit der italienischen Armee zu vereinigen. Dies gelang Ende November, und sofort drangen beide Erzherzöge, J. an der Spitze des rechten Flügels der vereinigten Armee, gegen Wien vor; die Schlacht bei Austerlitz, [* 57] Preußens [* 58] schwankende Politik und endlich der Friede von Preßburg [* 59] machten jedoch ihre Versuche, dem Krieg eine günstige Wendung zu ¶