Johann
von
Salisbury (spr. ssahlsböri,
Johannes Saresberiensis), engl. Geschichtschreiber des
Mittelalters, geboren
um 1110 zu
Salisbury, studierte in
Paris
[* 2] und
Chartres unter
Abälard und
Bernhard von Clairvaux und besuchte
im Auftrag König
Heinrichs II.
Italien,
[* 3] wo er mit
Papst
Hadrian IV.
Freundschaft schloß. Nach seiner Rückkehr nach
England wurde
er
Freund und Ratgeber
Thomas
Beckets, flüchtete vor dem
Zorn des ihm früher wohlgeneigten
Königs
Heinrich II. nach
Frankreich
und kehrte erst 1170 mit
Becket zurück, um nach dessen baldiger Ermordung von
neuem in die
Verbannung
zu gehen.
König
Ludwig von
Frankreich ernannte ihn 1176 zum
Bischof von
Chartres; er starb 1180. J. war ein liebenswürdiger, fein gebildeter
Prälat, kenntnisreich und aufgeklärt, als
Philosoph und Theolog, als
Jurist und
Historiker von den Zeitgenossen gleich sehr
gefeiert.
Sein »Metalogicus«, in
dem er den toten
Formalismus der
Scholastik scharf rügt, und sein »Polycraticus«,
eine kirchlich-politische
Ethik, bezeugen seine auf dem
Studium des klassischen
Altertums begründete hohe Geistesbildung.
Sein »Leben des Thomas Becket« und namentlich seine in reinem Stil geschriebenen Briefe sind eine wichtige Quelle [* 4] für die Geschichte seiner Zeit. Auch die neuerdings aufgefundene »Historia pontificalis« (hrsg. von W. Arndt in »Monumenta Germaniae historica«, Bd. 20), eine Geschichte Papst Eugens III. bis 1152, 1162 abgefaßt, wird ihm von Giesebrecht zugeschrieben. Seine Werke sind herausgegeben von Giles (Oxf. 1847-1848, 5 Bde.).
Vgl. Reuter, J. (Berl. 1842);
Schaarschmidt, Joh. Saresberiensis nach Leben und Studien, Schriften und Philosophie (Leipz. 1862).