Jaun
,
französisch
Bellegarde (Kt. Freiburg,
Bez.
Greierz). 1017 m. Gem. und Pfarrdorf, am
Jaunbach
(Jogne), an der Strasse
Bulle-Boltigen
und 21,2 km ö. der Station
Bulle der Linien
Romont-Bulle und
Châtel Saint
Denis-Bulle-Montbovon. Postbureau, Telegraph, Telephon;
Postwagen
Bulle-Jaun und (im Sommer) Jaun
-Boltigen. Gemeinde, mit
Ganderthal,
Im Fang
(La Villette), Kappelboden,
Oberbach,
Weibelsried und
Zur Eich: 142
Häuser, 825 kathol. Ew. deutscher Zunge; Dorf: 33
Häuser, 213 Ew. Alpwirtschaft.
Strohflechterei und Holzhandel. Höchstgelegenes Dorf des Kantons. Die
Häuser gruppieren sich zu einem Amphitheater und gleichen
in ihrer Bauart denjenigen des
Berner
Oberlandes. Wir finden hier meist Alpweiden; es gibt nur noch wenige
Wiesen, deren Gras regelmässig geschnitten wird. Gegenüber dem Dorf der Jaunfall
und oberhalb desselben eine schöne
Kaskade von 27 m
Höhe, die von einer hier zu Tage tretenden starken Quelle gebildet wird. Die Umgegend von Jaun
bietet sowohl
dem Naturforscher wie dem Touristen viel Bemerkenswertes. Reiche Auswahl an Bergtouren:
Vanils de
Raveyres,
Mayschüpfen,
Combifluh, Körblifluh,
Spitzfluh,
Neuschelsfluh, Kaisereck,
Schafberg,
Hochmatt, Kette der
Gastlosen (mit
Oberberg,
Wandfluh und
Dent de Ruth). Entwässert wird das Thal von Jaun
und seine Seitenarme durch den
Jaunbach mit seinen Zuflüssen
Eggbach,
Oberbach,
Sattelbach,
Tossbach,
¶
mehr
Kleinmontbach (oder Ruisseau du Petit Mont) und Rio du Grand Mont. Im Juli und September wird je ein Jahrmarkt abgehalten. Neben der Pfarrkirche St. Stephan hat die Gemeinde noch die Kirche zu Im Fang (La Villette) und je eine Kapelle in Kappelboden und Weibelsried.
Der in Jaun
wohnende Karl Buch hat der Gemeinde zu gemeinnützigen Zwecken 50000 Franken gestiftet, und
vom Dekan Zurlinden sind ein Gemeindearmenhaus und die Kirche zu Im Fang gegründet worden. Jaun
ist die einzige deutsche
Gemeinde des Jaun
thales und des Greierzerlandes überhaupt. Die ersten Ansiedler sind ohne Zweifel aus dem Simmenthal herüber
gekommen. Den engen Durchpass durch die sog. Klus hütete einst die Burg Bellegarde, die 1407 von den Leuten
aus Thun und Frutigen zerstört worden ist und deren Ruinen hoch über dem Dorf heute noch sichtbar sind.
Jaun
war schon 1228 eine eigene Kirchgemeinde und bildete eine eigene Herrschaft, die dem Edelgeschlecht von Corbières gehörte.
Dieses teilte in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts seine Güter in der Weise, dass das Thal von Jaun
und die Burg Bellegarde
an Richard von Corbières kamen. Später erwarben die Grafen von Greierz einen Teil dieser Herrschaft. Freiburg
kaufte deren eine Hälfte 1502 dem
Johann von Corbières und deren andere 1504 dem Grafen Johann von Greierz ab. Seither bildete Jaun
bis zur
Umwälzung von 1798 eine Landvogtei Freiburgs.