Jaen
(spr. chha-èn), span. Provinz in der Landschaft Andalusien, grenzt im N. an die Provinz Ciudad Real, im O. an Albacete, im S. an Granada [* 3] und im W. an Cordova und hat ein Areal von 13,480 qkm (244,8 QM.). Das Land ist zum größern Teil gebirgig und gehört in seinem nördlichen Teil dem marianischen Gebirgssystem mit dem Hauptzug der Sierra Morena und den südlichen Vorlagen Loma de Chiclana und Loma de Ubeda, im südlichen Teil dem bätischen Gebirgssystem an, von dem es die steile Sierra Magina (2179 m), den Jabalcuz, die Sierra de Lucena, dann die östlich zum südvalencianischen Bergland führenden Verbindungsglieder Sierra del Pozo (1369 m), Sierra de Cazorla und Sierra de Segura enthält.
Wichtige Pässe sind im N. der Puerto de Despeñaperros gegen Madrid, [* 4] im S. der Puerto de Arenas gegen Granada. Das Zentrum der Provinz und der Westen sind eben. Durchflossen wird das Land vom Guadalquivir, welcher hier entspringt und die Nebenflüsse Guadiana Menor, Guadalimar und Jandula aufnimmt. Die Bevölkerung [* 5] belief sich 1878 auf 423,025 Einw. (1884 auf 435,000 geschätzt), d. h. 32 auf das QKilometer. Ackerbau und Viehzucht [* 6] sind wenig entwickelt; sie liefern als Produkte außer Getreide [* 7] insbesondere Wein, Öl mit beträchtlicher Ausfuhr, Obst, Esparto, Sumach, Vieh und etwas Wolle.
Die östlichen Gebirge enthalten große Kiefernwaldungen. Der Hauptreichtum der Provinz sind die Bleigruben von Linares und Umgebung, welche in Bezug auf Qualität und Quantität zu den ersten der Welt gehören und vom Staat sowie von Privaten (über 800 Bergbaukonzessionen) ausgebeutet werden. Die Produktion beläuft sich auf mehr als 800,000 metr. Ztr. Erz. Der Silbergehalt dieser Erze wechselt zwischen. 20 und 60 g Silber auf 50 kg Blei. [* 8] Mit dem Bergbau [* 9] stehen Bleigießereien in Verbindung, welche vorzüglich Tafeln, Kugeln, Schrot und Bleiweiß [* 10] herstellen.
Salinen und Mineralquellen sind ebenfalls in der Provinz vorhanden. Die Industrie ist außerdem in nennenswerter Weise nur noch im genannten Minenbezirk durch einige Eisengießereien, Pulver und Dynamit-, Lunten- und Seilerwarenfabriken, dann in Andujar durch die Fabrikation poröser Krüge [* 11] vertreten. Die Provinz wird von der Eisenbahnlinie Madrid-Sevilla durchzogen und enthält außerdem die alte kastilisch-andalusische Hauptstraße, welche sich bei Bailen einerseits nach Cordova, anderseits nach Granada gabelt.
Sie umfaßt zwölf Gerichtsbezirke (darunter Alcalá la Real, Andujar, Baeza, La Carolina, Cazorla, Linares, Martos, Ubeda). Die gleichnamige Hauptstadt liegt malerisch unter mildem Klima [* 12] am Abhang des Jabalcuz und an einer Zweiglinie der andalusischen Eisenbahn über dem Thal [* 13] des Guadalbullon (Zuflusses des Guadalquivir), hat eine Kathedrale (ehemalige Moschee), einen gotischen Palast der Grafen Villar del Pardo mit maurischem Portal, zahlreiche Häuser von mittelalterlichem Ansehen, ein Priesterseminar, ein Theater, [* 14] einen Zirkus für Stiergefechte, eine Bibliothek, Gemälde- und Skulpturensammlung und (1884) 21,280 Einw. J. ist Sitz des Gouverneurs und eines Bischofs. Es wurde 1246 den Mauren von Ferdinand III. von Kastilien entrissen.