Titel
Italien,
[* 2] die mittlere von den drei Halbinseln Südeuropas, welche von der Natur zum Mittelpunkt des ganzen Mittelmeerbeckens bestimmt erscheint. Sie bildet eine Brücke [* 3] zwischen den nördlichen und den südlichen Ufern des Mittelmeers; [* 4] in ihrem kontinentalen Teil, dem Pogebiet, wie durch den Hafen von Brindisi und die Häfen am Golf von Tarent ist sie dem Verkehr mit dem Osten erschlossen, während die eigentliche Halbinsel ihr Antlitz dem Westen zukehrt. So konnte von hier aus das ganze Mittelmeergebiet wie in römischer Zeit beherrscht, so konnten hier vom Osten empfangene Kulturkeime in eigentümlicher Weise verarbeitet und dem Westen und Nordwesten mitgeteilt werden. So hat I. fast zwei Jahrtausende hindurch den Mittelpunkt der Kulturwelt gebildet und dreimal, im Altertum durch das römische Weltreich, im Mittelalter durch die römische Hierarchie und zu Ende des Mittelalters bis ins 16. Jahrh., im Renaissancezeitalter, durch seine hohe materielle und geistige Kultur, den größten Einfluß auf die ganze Kulturwelt ausgeübt. Als neugeeinigtes Staatswesen, von der Natur in jeder Hinsicht herrlich begabt, reich an Schätzen der Kunst und an Denkmälern einer großen Vergangenheit, hat dasselbe eine glänzende, wenn auch weniger rasch, als die Italiener selbst wünschen, sich verwirklichende Zukunft zu erwarten.
Übersicht des Inhalts: | |
Lage, Meeresküste | S. 53 |
Bodengestaltung | 54 |
Gewässer | 56 |
Klima | 56 |
Areal und Bevölkerung | 57 |
Religion | 58 |
Bildung und Unterricht | 59 |
Nationalcharakter | 60 |
Bodenkultur | 60 |
Viehzucht und Fischerei | 61 |
Bergbau | 61 |
Industrie | S. 62 |
Handel und Verkehr | 62 |
Wohlthätigkeitsanstalten | 63 |
Staatsverfassung | 64 |
Verwaltung | 64 |
Rechtspflege | 65 |
Finanzen | 65 |
Heer und Flotte | 65 |
Wappen, Orden | 67 |
Geograph. Litteratur | 67 |
Geschichte | 67 |
Lage, Meeresküste.
Hierzu 3 Karten: Übersichtskarte, nördliche Hälfte und südliche Hälfte von Italien.
In der südlichen Hälfte der gemäßigten Zone gelegen, dehnt sich I. zwischen 36° 38'-46° 42' nördl. Br. und zwischen 6° 34'-18° 30' östl. L. v. Gr. in Gestalt eines langgestreckten, im SW. durch das Dreieck [* 5] Sizilien [* 6] vermehrten Trapezes nach SO. aus und grenzt, soweit es nördlich mit dem Festland zusammenhängt, von W. nach O. an Frankreich, die Schweiz [* 7] und Österreich, [* 8] während es sonst von den einzelnen Teilen des Mittelländischen Meers, und zwar östlich vom Adriatischen, südöstlich vom Ionischen, südlich vom Afrikanischen, westlich vom Tyrrhenischen und Ligurischen Meer, umgeben wird. Die Länge des Festlandes beträgt von N. nach S. 1225 km, ¶
Maßstab [* 10] 1:4.500.000.
Die Provinzen werden nach ihren unterstrichenen Hauptstädten genannt, ältere Bezeichnungen sind mit Haarschrift beigefügt.
Eisenbahnen Dampfer Untersseische Telegraphen. [* 11]
Maßstab 1:2500000.
Die Provinzhauptstädte sind unterstrichen.
Maßstab = 1:2.500.000.
Die Provinzhauptstädte sind unterstrichen.
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die Breite [* 15] der eigentlichen Halbinsel von W. nach O. 350-230 km, die der beiden südlichen Landzungen 51-105 km, während im N. die Breite des zum Königreich I. gehörigen Gebiets 780 km ausmacht. Man zählt zu I. auch mehrere in den genannten Meeren liegende Inseln. Es sind, außer Sizilien, das durchaus im Zusammenhang mit dem Festland zu betrachten ist, Sardinien [* 16] und Corsica; [* 17] zu den kleinern gehören: Elba und die übrigen Inseln des Toscanischen Archipels, die Gruppe der pontinischen und der neapolitanischen Inseln, die Liparen, Ägaten, Malta und die Tremiten. Mit den Inseln (aber ohne Malta und Corsica) beträgt der Flächenraum 296,323 qkm (5381 QM.), ohne dieselben 242,490 qkm (4403 QM.).
Die Küstenlänge Italiens [* 18] wird auf 3300 km veranschlagt. Die Küstenumrisse Italiens zeigen sehr verschiedenen Charakter und sind weit weniger günstig gestaltet als die der östlichen, günstiger jedoch als die der westlichen Mittelmeerhalbinsel Europas. Die Küsten des Ligurischen Meers von der Var- bis zur Magramündung sind durchaus steil, große Meerestiefen drängen sich ans Ufer heran, über beide Schenkel dieses Golfs aber, die Riviera di Ponente wie die Riviera di Levante, die in der Spitze bei Genua [* 19] zusammentreffen, ist aller Zauber der Natur ausgegossen, beide sind reich an herrlichen Häfen, wie die der Golfe von La Spezia [* 20] und Rapallo, von Genua, Savona und Porto Maurizio.
Von der Magramündung bis zum Kap Circello folgt ein ursprünglich in ähnlicher Weise geradlinig, buchten- und hafenlos verlaufendes Küstenstück wie das entsprechende der Ostküste von Rimini bis Kap Santa Maria di Leuca, wo sich nur der eine, aber treffliche Hafen von Brindisi findet, und nur der Vorsprung von Ancona, [* 21] an welchem ein durch Kunst leicht zu verbessernder Naturhafen lag, wie die landfest gewordene Insel des Monte Gargano unterbrechen etwas die geradlinige Küste, an die zwar der Apennin nahe herantritt, ohne daß aber eine eigentliche Steilküste entstände.
Die Küste Mittelitaliens ist von der Natur für Seeverkehr sehr schlecht ausgestattet, und wir begreifen somit, daß Rom [* 22] sich sehr spät und erst, als es sich zum Herrn günstigerer Küsten gemacht hatte, zur Seemacht entwickelte. Nur hat die westliche Flachküste dadurch größere Mannigfaltigkeit erhalten, daß hier größere Flüsse, [* 23] namentlich Tiber und Arno, münden und ihr Delta [* 24] vorgeschoben haben, während gleichzeitig der Küste naheliegende Felseninseln, Kap Piombino, Monte Argentario, Kap Circello und Gaeta, durch die von der Küstenströmung mitgeführten Sinkstoffe landfest geworden sind.
Dadurch ist eine Reihe flacher Golfe entstanden, während gleichzeitig die Anlage künstlicher Häfen (Ostia, die Häfen des Claudius und Trajan, Civitavecchia, Livorno) [* 25] in dem angeschwemmten Land nicht schwer war. Reicher ausgestattet ist die Küste vom Kap Circello an. Dort dringen drei Golfe tiefer in das Land ein, von Gaeta, Neapel [* 26] und Salerno, der mittlere der von der Natur in jeder Hinsicht am reichsten begabte, der sich zwischen Kap Miseno und Punta della Campanella 30 km breit, 13 km tief öffnet, noch geschützt durch die vorliegenden Inseln Ischia [* 27] und Capri, [* 28] reich an Häfen, denen die Erzeugnisse der reichen Ebene von Kampanien zuströmen. So mußte sich hier dichte Bevölkerung [* 29] und ein großes Handelszentrum entwickeln, erst Cumä, dann in römischer Zeit und wieder seit dem Ende des Mittelalters Neapel.
Die geringere Veranlagung des Golfs von Salerno prägt sich deutlich darin aus, daß die Städte, die hier nacheinander geblüht haben, Pästum, Salerno und Amalfi, an die Bedeutung jener nicht heranreichen. Die Küste Kalabriens vom Golf von Policastro bis zur Cratimündung im Golf von Tarent ist sowohl am Tyrrhenischen als am Ionischen Meer, außer am Golf von Sant' Eufemia, durchaus Steilküste und ohne Häfen, aber reich an schönen Szenerien. Den griechischen Städten dieser Küste, deren Bedeutung wesentlich auf dem Ackerbau beruhte, genügten kleine Einbuchtungen und der schmale sandige Strand der Küste für den Seeverkehr.
Seit ihrer Zerstörung haben jedoch die ungeregelten Wasserläufe einen Fieberkordon rings um Kalabrien erzeugt, und sarazenische Seeräuber haben die Bewohner auf die Höhen zurückgescheucht, so daß die Küsten dieser Halbinsel verödeten und dieselbe vom Verkehr mit der übrigen Welt abgesperrt wurde und in der Kultur zurückblieb. Nur an der Meerenge von Messina [* 30] finden wir daher eine namhafte Küstenstadt, Reggio, welche von der Lage an dieser wichtigen, nur 2-3 km breiten Wasserstraße Vorteil zog. Erst jetzt erwacht hier durch die Eisenbahn wieder neues Leben und zieht dieser Magnet die Bevölkerung aus ihren Felsennestern wieder herab an die Küste.
Die Küsten der Insel Sizilien sind fast durchaus steil, an der Ostseite reich an kleinen Buchten und Häfen, daher hier die blühenden Griechenstädte, die bedeutendsten von allen Messina und Syrakus. [* 31] Auch die Nordseite ist noch reich gegliedert und besitzt den ehemals trefflichen Hafen von Palermo, [* 32] welcher der Stadt den Namen gegeben hat; nachdem er im Mittelalter unbrauchbar geworden, ist durch einen künstlichen Molo ein neuer geschaffen worden. Die Afrika [* 33] zugekehrte Küste ist ohne alle Häfen, unter großen Kosten wird ein solcher in Porto Empedocle, dem Hafen von Girgenti, geschaffen.
Am günstigsten ist die Küste Süditaliens gebildet am viereckigen Golf von Tarent, der mit 130 km breiter Öffnung zwischen Kap Nao und Santa Maria di Leuca in den Rumpf der Halbinsel eindringt, zwei kleinern Halbinselgliedern, Apulien und Kalabrien, Ursprung gebend. Seine Ufer sind nur an der Nordwestseite flach, von Sümpfen und Dünen begleitet und jetzt zum Teil von Malaria heimgesucht; aber dennoch ist der Golf von Tarent als das Organ zu bezeichnen, das, jetzt durch zwei Eisenbahnen mit der Ost- und Westküste verbunden und neuem Leben erschlossen, wie im Altertum, wo hier Tarent, Metapont, Heraklea, Sybaris, Thurii und Croton blühten, I. mit dem Orient verbinden wird.
Tarent hat noch immer einen der besten Häfen Italiens. Durch die 75 km breite Meerenge von Otranto treten wir in das Adriatische Meer ein, dessen Küste bis Rimini bereits geschildert ist. Von Rimini bis zur Mündung des Isonzo [* 34] haben wir wieder eine durch die Anschwemmungen der zahlreichen dort mündenden Flüsse beständig vorrückende, flache, sumpfige Küste vor uns, die auf weite Strecken von Lagunen begleitet ist, welche durch Dünen (lidi) vom Meer geschieden, durch Öffnungen in denselben (porti) damit verbunden sind und dann treffliche Häfen, wie bei Venedig [* 35] und Chioggia, bilden.
Bodengestaltung.
Faßt man die orographischen Verhältnisse der Halbinsel ins Auge, [* 36] so treten zunächst die Alpen [* 37] bedeutsam hervor, die, I. im NW. und N. von Frankreich und dem übrigen Festland Europas scheidend, als ein ungeheurer Gebirgswall sich von Nizza [* 38] im W. bis Triest [* 39] im O. bogenförmig herumziehen und auch einen Teil Piemonts, der Lombardei und des Venezianischen bedecken. Gerade an der italienischen Seite tritt der einseitige Steilabfall der Alpen deutlich, am ¶
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deutlichsten in Piemont hervor, und man erkennt, daß die Alpen geographisch zu Frankreich und Deutschland [* 41] gehören. Von dort aus sind sie leicht, von I. aus sehr schwer zu ersteigen, und dies erklärt auch, daß die Alpen bis an den Rand der Ebene von Leuten andern Ursprungs u. andrer Sprache [* 42] bewohnt sind, daß die deutsche Sprache erst in den letzten Jahrhunderten, das Französische in den piemontesischen Bergen [* 43] erst in diesem Jahrhundert zurückgedrängt wird. Die Ligurischen Alpen vom Col di Tenda bis zum Paß [* 44] von Altare nordwestlich von Savona sind in jeder Hinsicht als Bindeglied zwischen Alpen und Apenninen anzusehen.
Die nun folgenden Apenninen (s. d.) bestimmen zumeist die Gestalt der Halbinsel; sie ziehen sich zuerst in südöstlicher Richtung bis ins Toscanische, soweit die größere Breite Norditaliens reicht. Zwischen ihnen und den Alpen breitet sich die große Ebene der Lombardei aus, welche in ihrer ganzen Ausdehnung [* 45] von W. nach O. vom Po mit seinen Nebenflüssen aus den Alpen und Apenninen bewässert wird. Die Lombardei, von der Halbinsel durch die Apenninen getrennt, hat nichts mit der Charakteristik des eigentlichen italischen Bodens, des Halbinsellandes, gemein und ist auch häufig längere Zeit hindurch politisch und historisch davon getrennt gewesen.
Vom Pothal wendet sich der Längenzug der Apenninen mehr gegen SO. in der Hauptrichtung der ganzen Halbinsel und wird zu ihrem zentralen Gebirgssystem. Von hier an nimmt die Zahl der Gebirgsketten zu, welche die ganze Mitte der Längenerstreckung Italiens mit Berglandschaften füllen, die nach S. immer mehr den schroffen, wilden Apenninencharakter annehmen. Während sie im Knie der Wendung, im Toscanischen, wo zugleich der breiteste Saum für die östlichen Abfälle bleibt, kaum zu 1600 m aufsteigen, beträgt weiter gegen S. ihre mittlere Höhe etwa 1800 m, und einzelne Gipfel (Monte Corno, Monte Majella) ragen 2500 bis nahezu 3000 m empor. Es beginnt mit diesem Wechsel der Normalrichtung das mehr einförmige, dichte, feste, vorherrschende Kalksteingebirge, dessen Gleichartigkeit auch die des landschaftlichen Charakters bedingt und sich mit den mannigfaltigen Abstufungen der Höhenzüge und mit seinen wechselnden pittoresken, eigentümlich zerrissenen und zerspaltenen Formen bis zum Süden der Halbinsel deutlich verfolgen läßt.
Der hohe zentrale Apenninenzug, der ganz I. dammartig der Länge nach durchzieht, dacht sich nach beiden Meeren hin in mehr oder weniger breiten Hügellandschaften ab. Nach O. ist die Abdachung steiler, wilder, nach W. hin sanfter und thalreichere Uferlandschaften darstellend. Wenn demnach der hohe Apennin zwischen Ost- und Westitalien eine starke natürliche Scheide bildete, in Bezug sowohl auf die Verbreitung der Völkerstämme und die Kultur als auf Politik, so mußte der Westseite, sobald eine Wechselwirkung eintrat, naturgemäß die Herrschaft über die Ostseite zufallen, zumal auch die Westseite dem äußern Verkehr günstiger gestaltet war, während die hafenlose Ostseite noch überdies die des Hinterlandes entbehrende Steilküste von Dalmatien als Gegengestade hatte.
In der That haben sich auch alle bedeutenden Städte und Mittelpunkte mittelitalischer Herrschaften (Etrurien, Rom, das süditalische Normannenreich etc.) auf der Westseite der Apenninen emporgearbeitet, keine auf der Ostseite. Den ganzen Süden der Halbinsel füllen die Neapolitanischen Apenninen. Sie bilden die sehr wilde Gebirgslandschaft der Abruzzen (s. d.), die aber in keinerlei Zusammenhang mit dem Vorgebirge Gargano stehen. Die Hauptwasserscheide zieht sich mehr nach W. und tritt am Golf von Policastro ans Tyrrhenische Meer, während sich östlich die Ebene von Apulien und eine flache, trockne, weiter nach SO. der Wasserläufe auf dem porösen Kalkstein ganz entbehrende Kalkplatte anlegt, welche auch die Apulische Halbinsel bildet.
Die Apenninen enden eigentlich im Monte Pollino an der Wurzel [* 46] der Kalabrischen Halbinsel, welche, aus altkristallinischem Gestein bestehend, nur noch Reste von Apenninkalk aufweist, der dafür in Sizilien wieder bedeutungsvoll hervortritt, so daß man von einer Fortsetzung der Apenninen bis nach Sizilien sprechen kann. Während außer in Apulien der Ostseite der Halbinsel die Form der Ebene ganz fehlt, besitzt die Westseite die fruchtbare Kampanische Ebene, welche in wenig unterbrochenem Zusammenhang mit den Pontinischen Sümpfen und der Ebene am untern Tiber steht. Eine lange, dem Kamm der Apenninen parallele Reihe von Vulkanen charakterisiert ferner die Westseite der Halbinsel, der Vesuv [* 47] ist der südlichste u. einzig jetzt thätige; die Ostseite hat nur den erloschenen Vultur aufzuweisen.
I. ist geognostisch weniger durchforscht als die meisten übrigen Länder Europas, teilweise sogar vernachlässigt. Insbesondere gilt dies von mehreren Teilen des Südens. Verhältnismäßig am besten bekannt ist wohl die große Po-Ebene mit ihrer alpinen Umwallung. In der Ebene herrschen Alluvionen jeder Art vor, an ihrem nördlichen und westlichen Rand, beim Übergang in das Hügelland, spielen die als Erdmoränen der Gletscher der Eiszeit [* 48] hier abgelagerten Geröllmassen eine große Rolle, aus denen z. B. die Hügellandschaften südlich vom Gardasee und südlich von Ivrea bestehen.
Die isoliert aus der Ebene aufsteigenden Monti Berici, südlich Vicenza, und die Euganeen, südwestlich Padua, [* 49] sind vulkanischen Ursprungs. Die Alpen bestehen auf italienischem Gebiet östlich vom Langensee in den Vorhöhen aus tertiären und Kreidebildungen, vorzugsweise Kalken und Sandsteinen, im höhern Gebirge aus triassischen und jurassischen Kalken und Dolomiten. Vom Langensee an reichen altkristallinische Gesteine, [* 50] Gneis, Granit, Schiefer bis an die Ebene heran, aus ihnen bestehen auch noch überwiegend die Ligurischen Alpen.
Die Apenninen bestehen bis zum Golf von Tarent und Kalabrien vorwiegend aus Kalksteinschichten der Jura- und Kreideformation, [* 51] welchen in langer, schmaler Zone an der Ostseite vom Bergland von Montserrat, das vom Po umflossen wird, bis zum Golf von Tarent jüngere Tertiärschichten auflagern. Diese bilden mehr die niedern Gehänge, jene die höhern Gebirge, den Hintergrund jeder italienischen Landschaft, nicht als schroffe Felswände, auch nicht als fortlaufender Wall, aber doch mit kühnen Formen der Gipfel und häufiger stufenweiser Unterbrechung der Abhänge, zuweilen mit jähen Felsabstürzen, im Schmuck ihrer Eichen- und Kastanienwälder reich an malerischen Ansichten.
Keinem andern Kalkgebirge der Erde ist eine solche Mischung des Erhabenen und Lieblichen eigen. Wesentlich trägt dazu bei die den Kalkgebirgen des Mittelmeergebiets eigentümliche Terra rossa, eine Art roter Thon, ein Verwitterungsrückstand des Kalksteins, auf welchem die Rebe, der Ölbaum, die Kastanie trefflich gedeihen. Es herrscht so im geographischen Bau der Halbinsel außerordentliche Einheit. Der Ligurische Apennin und selbst der Etruskische in seinen nördlichen Teilen besteht aus tertiären, eocänen Kalk- u. Sandsteinschichten von außerordentlicher Mächtigkeit, häufig aber, namentlich in einem 600 qkm großen Gebiet westlich von Genua, durchbrochen von ungeheuern Serpentinmassen. Im ¶
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Titel
Italien.
[* 2] Die Bevölkerung Italiens wurde Ende 1889 auf 30,947,306 Einw. berechnet. Über die Bevölkerungsgeschichte [* 53] des Landes vgl. den besondern Artikel (S. 106 ff.), über die moralstatistischen Verhältnisse den Artikel »Kriminalität«. Die Ernte [* 54] Italiens war im J. 1889 keine günstige. Sie ergab nämlichen den hauptsächlichsten Bodenprodukten folgende Mengen: ¶
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Erntemenge des Jahres 1889 | Prozent einer Mittelernte | |
---|---|---|
Weizen | 36592900 Hektol. | 78 |
Mais | 26485100 - | 89 |
Wein | 21139100 - | 58 |
Reis | 6854700 - | 93 |
Hafer | 5713010 - | 88 |
Öl | 1349100 - | 39 |
Hanf | 763760 metr. Ztr. | 89 |
Die Weinernte kam nur in Sizilien dem mittlern Ertrag nahe, während sie sonst überall infolge ungünstiger Witterung und Schädigung durch Insekten [* 56] bedeutende Ausfälle zeigte. In Bezug auf die Qualität war der gewonnene Wein zu 7 Proz. sehr gut, zu 51 gut, zu 37 mittelmäßig und zu 5 Proz. schlecht. Auf den italienischen Eisenbahnen sind für Mosttransporte auf weite Entfernungen Zisternenwagen mit besonders präparierter Innenfläche angeschafft worden, welche gegenüber dem Weintransport im Fasse eine Ersparnis von durchschnittlich 27 Proz. ergeben sollen.
Der Ausfall in der Reisernte, welcher namentlich im J. 1888 ungewöhnlich groß war (der Ertrag belief sich in diesem Jahre nur auf 60 Proz. einer Mittelernte), wird teilweise der Aussaugung des dieser Kultur gewidmeten Bodens zugeschrieben und führte in den letzten Jahren zu einer Mehreinfuhr in diesem Artikel (1889 betrug die Reisausfuhr 1632, die Einfuhr 19,993 Ton.). Die Anbaufläche hat sich in den letzten 20 Jahren von 230,000 auf ca. 200,000 Hektar verringert.
Besonders schwach ist im J. 1889 die Olivenernte ausgefallen. Trotzdem hat der Ölexport auch im J. 1889 sich auf der gewohnten Höhe erhalten, ja mit 553,000 metr. Ztr. die Ausfuhr des Vorjahrs (524,000 metr. Ztr.) noch überschritten. Die Agrumenkultur, welche in den letzten Jahren, namentlich in Sizilien, sehr an Ausdehnung gewonnen hat, ist neuerdings infolge der Überproduktion in diesem Artikel, der wachsenden Ausbreitung dieser Kultur in Nordamerika, [* 57] dem frühern Hauptabsatzgebiet für italienische Ware, endlich infolge von Krankheiten, welche die italienischen Agrumenwaldungen schädigen, in bedrängte Lage geraten.
Sie ergab 1889: 2701,7 Mill. Stück (73 Proz. einer Mittelernte). Die Ausfuhr belief sich 1888 auf 1,6 und 1889 auf 1,9 Mill. metr. Ztr. Ein wichtiger Zweig der italienischen Landwirtschaft ist ferner die Seidenzucht; dieselbe hatte in den beiden Vorjahren je 43,9 Mill. kg abgeworfen, im J. 1889 ergab sie nur 34,3 Mill. kg, woraus 2,8 (1888: 3,9) Mill. kg Rohseide gewonnen wurden. Die Getreideernte des Jahres 1890 war nach den vorläufigen Schätzungen in Weizen befriedigend; sie lieferte 44,6 Mill. hl, d. h. 96 Proz. einer Mittelernte; hiervon waren 9 Proz. sehr guter, 87 Proz. guter und 4 Proz. mittlerer Qualität.
Die Ernte in Hafer [* 58] belief sich auf 5,327,400 hl (82 Proz. einer Mittelernte), in Gerste [* 59] auf 3,429,400 hl (88 Proz. einer Mittelernte). Um die daniederliegenden landwirtschaftlichen Kreditverhältnisse zu heben, ist durch Gesetz vom Juli 1890 ein großes Bodenkreditinstitut mit weitgehenden Befugnissen in Bezug auf die Ausübung des Hypothekengeschäfts ins Leben gerufen worden. Das Aktienkapital beträgt vorerst 30 Mill. Lire, soll aber innerhalb zweier Jahre eine Erhöhung auf 50 Mill. Lire erfahren.
[Bergbau und Industrie.]
Über den Bergwerksbetrieb Italiens sind offizielle Mitteilungen für das Jahr 1886 veröffentlicht worden. Hiernach gab es im ganzen 667 Bergwerke, welche 49,237 Arbeiter beschäftigten und eine Produktion von 1,097,830 Ton. im Werte von 53,591,771 Lire ergaben. Hiervon kamen auf die Hauptprodukte:
Hauptprodukte | Bergwerke | Produktion in Tonnen | Wert in Lire |
---|---|---|---|
Eisenerz | 41 | 209082 | 2292454 |
Kupfererz | 8 | 25162 | 1100065 |
Bleierz | 76 | 39841 | 7128363 |
Zinkerz | ↗ | 107548 | 6911960 |
Silbererz | 7 | 1639 | 1441400 |
Golderz | 12 | 10759 | 532650 |
Quecksilber | 2 | 251 | 929865 |
Kohle | 24 | 243325 | 1803750 |
Schwefel | 403 | 374343 | 27962282 |
Stein- und Quellsalz | 26 | 29275 | 612821 |
Borsäure | 12 | 3063 | 1531400 |
Andre Produkte (Erdpech, Aluminium, Graphit, Mangan etc.) | 56 | 53542 | 1344760 |
Die Eisenerzproduktion konzentrierte sich mit 186,337 Ton. im Werte von 2,049,707 Lire auf die Bergwerke der Insel Elba. Von der gesamten Erzproduktion Italiens werden jährlich über 300,000 T. (1889: 309,500), hauptsächlich Eisen-, Blei-, Zink- u. Kupfererz, und zwar insbesondere nach England, Belgien, [* 60] Nordamerika und Frankreich exportiert. Von den einzelnen Industriezweigen Italiens befindet sich die Baumwollindustrie fortwährend in regem Aufschwung.
Die Einfuhr von roher Baumwolle [* 61] hat sich von 472,645 metr. Ztr. im J. 1880 auf 750,354 metr. Ztr. im J. 1888 gesteigert. Allerdings findet noch immer eine Mehreinfuhr an Baumwollgarn von 30,000 metr. Ztr. und an Geweben von 74,000 metr. Ztr. statt. Namentlich die Spinnerei, welche gegenwärtig 1,800,000 Spindeln zählt, ist noch einer Erweiterung fähig. Bei der gesamten Baumwollindustrie sind gegenwärtig mehr als 70,000 Arbeiter thätig. Günstige Verhältnisse herrschen auch bei der Papierindustrie. Es bestehen mehr als 500 Papierfabriken und Papiermühlen mit fast ausschließlich hydraulischen Motoren von 14,000 Pferdekräften, 17,000 beschäftigten Arbeitern und einer Produktion im Werte von 50 Mill. Lire, was ungefähr dem Verbrauch im Inland entspricht.
Die italienischen Zuckerfabriken können nicht recht gedeihen; in der Campagne 1889/90 waren von 7 nur 2 im Betrieb und lieferten zusammen 4475 metr. Ztr. Zucker. [* 62] Da die Einfuhr ausländischen Zuckers jährlich nahe an 1 Mill. metr. Ztr. (1889: 781,800) beträgt, so entfällt bisher ein sehr bescheidener Anteil an der Deckung des italienischen Zuckerkonsums auf die einheimische Industrie. Bier wurde zur selben Zeit von 139 Brauereien in einer Menge von 137,745 hl (im Vorjahr 174,922), Spiritus [* 63] von 1854 Brennereien in einer Menge von 156,000 hl, Zichorie in 144 Fabriken 18,800 metr. Ztr. produziert. Ein neu eingeführter Industriezweig ist die Asbestfabrikation, welche in Oberitalien in Verbindung mit den Asbestbrüchen zu Verres und Chatillon im Val Aosta entstanden ist und dort bedeutenden Aufschwung nimmt.
Auch I. geht endlich daran, seine bisher so dürftige Arbeiterschutzgesetzgebung auszubauen. Im Februar 1890 hat die Regierung in der Kammer einen Gesetzentwurf, betreffend die Unfallversicherung der Arbeiter, eingebracht. Hiernach wird den Unternehmern die Versicherungspflicht der Arbeiter, und zwar vorläufig nur in den Bergwerken, Steinbrüchen, Bauunternehmungen und Fabriken entzündlicher Stoffe, dann, sofern die Zahl der beschäftigten Arbeiter mehr als 10 beträgt, in den Schiffswerften, Arsenalen, Metallwerkstätten, mechanischen und Textiletablissements mit Maschinenbetrieb, auferlegt. Die Arbeiter haben 1/10, die Arbeitgeber 9/10 der Versicherungsprämie zu leisten. Die Versicherung kann bei ¶
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der 1883 gegründeten National-Unfallversicherungskasse oder bei autorisierten Privatversicherungsgesellschaften erfolgen. Von der Versicherungspflicht sind diejenigen Fabriken oder Verbände befreit, welche den Bestand einer eignen zweckentsprechenden Kasse nachweisen. An die Spitze des Gesetzes wird die Verpflichtung der gewerblichen Unternehmer zur Einführung aller durch die Wissenschaft und Erfahrung vorgeschriebenen Schutzmaßregeln gestellt.
[Handel und Verkehr.]
Der Wert des auswärtigen Warenhandels Italiens bezifferte sich im J. 1889 in der Einfuhr auf 1391 Mill., in der Ausfuhr auf 950½ Mill. Lire, so daß sich ein Überschuß zu gunsten der Einfuhr mit 440½ Mill. Lire ergab. Im J. 1888 belief sich diese Differenz auf 282⅔ Mill. Lire, da die Einfuhr 1174⅔ Mill., die Ausfuhr 892 Mill. Lire betrug. Dieses Vorwiegen der Einfuhr über die Ausfuhr erreichte in den letzten 20 Jahren die ansehnliche Durchschnittssumme von rund 200 Mill. Lire pro Jahr. Der Wert der einzelnen Warengattungen war 1889 folgender:
Einfuhr | Ausfuhr | |
---|---|---|
Mill. Lire | Mill. Lire | |
Spirituosen, Getränke, Öle | 34.2 | 128.5 |
Kolonialwaren, Droguen, Tabak. | 83.7 | 6.7 |
Chemikalien | 39.7 | 45.6 |
Farbstoffe | 23.2 | 9.5 |
Baumwolle | 172.2 | 27.8 |
Wolle, Pferdehaar | 93.5 | 10.0 |
Seide | 113.8 | 353.2 |
Holz und Stroh | 43.8 | 7.5 |
Papier und Bücher | 11.6 | 15.3 |
Häute und Felle | 42.6 | 22.9 |
Mineralien, Metalle | 194.8 | 26.5 |
Steine, Erden, Glas | 135.2 | 50.9 |
Getreide, Mehl | 244.2 | 74.6 |
Tiere und tierische Produkte | 114.6 | 92.8 |
Verschiedene Gegenstände | 19.3 | 7.6 |
Von diesen Waren entfallen in der Einfuhr in Prozenten auf Ackerbau 36,2, auf Viehzucht [* 65] 19,2, Fischerei [* 66] 2,8, Wald 4,5, Bergbau [* 67] 19,5, Industrie 17,8 Proz.; in der Ausfuhr auf Ackerbau 31,8, Viehzucht 52,7, Bergbau 6,7, Industrie 8,8 Proz. Außerdem wurden an Edelmetallen 49,6 Mill. ein- und 55 Mill. Lire ausgeführt. An der Einfuhr waren hauptsächlich beteiligt (einschließlich Edelmetalle) Großbritannien [* 68] (313,7 Mill. Lire), Frankreich (206,6 Mill.), Österreich-Ungarn [* 69] (165,3 Mill.), Deutschland (156,5 Mill.), Rußland (153,6 Mill.), die Schweiz (65,6 Mill.), Belgien (46,9 Mill.), das übrige Europa [* 70] mit 88,4 Mill., die Vereinigten Staaten [* 71] und Kanada mit 75,4 Mill. Lire; an der Ausfuhr die Schweiz (237,3 Mill. Lire), Frankreich (199,4 Mill.), Großbritannien (115,3 Mill.), Österreich-Ungarn (95,5 Mill.), Deutschland (95,2 Mill.), das übrige Europa mit 49,2 Mill., die Vereinigten Staaten und Kanada mit 75,6 Mill. Lire. Der Wert des Transithandels betrug 1888: 53,1 und 1889: 55,1 Mill. Lire.
Die Grundlage der neuen Handelspolitik Italiens ist bekanntlich der schutzzöllnerische allgemeine Zolltarif vom gültig vom Eine weitere Verschärfung hat der Zolltarif seither noch im Laufe des Jahres 1888 in den Positionen Zucker, Cerealien und Reis erfahren. Von den Handelsverträgen sind die wichtigsten die mit Österreich-Ungarn und mit der Schweiz abgeschlossenen Tarifverträge. Namentlich zeigt sich in dem erstern Vertrag noch ein hohes Maß von Entgegenkommen.
Derselbe läuft im Falle der Kündigung, welche im J. 1891 erfolgen muß, Ende 1892 ab. Es ist anzunehmen, daß bei der allgemeinen Neugestaltung der handelspolitischen Verhältnisse I. in dem bisherigen System der Regelung seiner auswärtigen Handelsbeziehungen keine wesentliche Änderung vornehmen werde. Der mit Frankreich seit März 1888 bestehende Zollkrieg ist dadurch abgeschlossen oder wenigstens gemildert worden, daß durch Gesetz vom die für Waren französischer Herkunft eingeführten Differentialzölle vom außer Wirksamkeit gesetzt worden sind, so daß von da an für französische Provenienzen wieder die Zollsätze des italienischen Generalzolltarifs zur Anwendung kamen.
Von den ermäßigten Vertragszöllen allerdings blieb die französische Einfuhr nach I. nach wie vor ausgeschlossen, was auch weiterhin durch die Forderung von Ursprungscertifikaten bei der Einfuhr aller Waren, für welche auf Grund bestehender Verträge ermäßigte Zölle in Anspruch genommen werden, kontrolliert wird. Die Seeschiffahrt in den italienischen Häfen zu Handelszwecken ergab im Ein- und Ausgang im J. 1889 eine Bewegung von 232,549 Schiffen von 41,670,976 Ton., und zwar 172,481 Segelschiffe von 6,966,074 T. u. 60,068 Dampfschiffe von 34,704,902 T. Gegen das Jahr 1888 (222,160 Schiffe [* 72] von 40,133,567 T.) stellte sich eine Zunahme von 10,389 Schiffen und 1,537,409 T. heraus. Der Anteil der verschiedenen Flaggen [* 73] an der italienischen Schiffahrtsbewegung ist aus folgendem zu ersehen:
Schiffe | Tonnengehalt | |
---|---|---|
Italien | 213487 | 26546233 |
Großbritannien | 9465 | 10206482 |
Österreich-Ungarn | 3006 | 1180447 |
Deutschland | 896 | 975100 |
Frankreich | 1476 | 827404 |
Griechenland | 1969 | 563237 |
Nordamerika | 23 | 18882 |
Der durch die Seeschiffahrt vermittelte Warenverkehr belief sich im J. 1889 auf 14,536,101 T. gegen 13,386,907 T. im Vorjahr. Auf den Ausgang kommen 5,407,327 T. (gegen 4,954,865 T.), auf den Eingang 9,428,774 T. (gegen 8,432,042 T. im Vorjahr). An diesem Warenverkehr war die italienische Flagge im Eingang mit 3,707,337, im Ausgang mit 3,354,163 T., fremde Flaggen im Eingang mit 5,721,437 T., im Ausgang mit 2,053,164 T. beteiligt. Diese Ergebnisse bekunden einen allgemeinen Aufschwung des Seehandels; die Ausfuhrzahlen speziell sind die höchsten, welche seit 1881 verzeichnet wurden.
Das italienische Eisenbahnnetz hat im J. 1889 eine Erweiterung um 454 km erfahren und hatte somit eine Gesamtlänge von 13,063 km. Die Bruttoeinnahmen des Gesamtnetzes beliefen sich im Betriebsjahr 1889/90 auf 248,9 Mill. Lire, d. h. um 5, bez. 9 Mill. Lire mehr als in den beiden Vorjahren. Für die Förderung des Personenverkehrs ist unter anderm die Einstellung eines täglichen Blitzzugs von Mailand [* 74] nach Rom (im Anschluß an die Gotthardbahn) und zurück von Belang.
Für das Eisenbahntarifwesen ist ein besonderer Tarifrat beim Ministerium der öffentlichen Arbeiten gebildet worden. Nach einem von der Regierung in der Kammer eingebrachten Gesetzentwurf soll das Telephonwesen monopolisiert und zur Ablösung der bestehenden Unternehmungen, deren Konzession nach 6 Monaten erlischt, sowie zur Erweiterung der Telephonanlagen der Regierung ein Kredit von 8 Mill. Lire eingeräumt werden. Auch sonst hat die unter der gegenwärtigen Regierung erfolgte Schaffung eines besondern Post- und Telegraphenministeriums Neuerungen in der Organisation des Post- und Telegraphenwesens gebracht, insbesondere Tarifänderungen im internen Dienste, [* 75] Einführung eines sehr zweckmäßigen ¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Titel
Italien
[* 2] (lat. und ital. Italia; frz. L'Italie; engl. Italy), die mittlere der drei südeurop. Halbinseln (Apenninhalbinsel).
Lage, Grenzen [* 76] und Größe. I. liegt zwischen 37° 55' (Kap Spartivento) und 46° 40' (Monte Trugnone) nördl. Br. sowie zwischen 6° 34' (Monte Tabor bei Bardonnèche) und 18° 26' Kap Otranto) östl. L. von Greenwich, trennt das Mittelmeerbecken in zwei Hälften und bildet nach S. die Brücke von Europa nach Afrika, dem es sich auf 150 km nähert. Viele Jahrhunderte hindurch vermittelte die Halbinsel auch den Verkehr von Mittel- und Westeuropa mit dem Orient. Das schmale Adriatische Meer (s. d.) im O. (im Mittel 180, bei Otranto nur 66 km breit) begünstigt, wenn auch insellos, die Verbindung mit der Balkanhalbinsel, [* 77] im W. öffnen sich Ebenen zu dem buchten- und inselreichen Tyrrhenischen Meere, während im N. die Alpenmauer einen Abschluß bildet.
Die Länge von NW. nach SO. beträgt etwa 1200, die Breite von W. nach O. 35-105 km. In polit. Hinsicht besteht die Halbinsel aus dem festländischen Teil des Königreichs I. (s. S. 742 b), dessen einstiger, jetzt zu Frankreich gehöriger Landschaft Nizza, dem Fürstentum Monaco, [* 78] Teilen der schweiz. Kantone Tessin und Graubünden, dem Tiroler Trentino und der Republik San Marino. Außerdem sind noch geographisch dazu zu rechnen die großen Inseln Sicilien und Sardinien sowie das franz. Corsica, ferner Elba, die Liparen, Tremiti-Inseln, das engl. Malta u. s. w. In diesem Umfange beträgt der Flächeninhalt etwa 301500 qkm. (Hierzu zwei Karten: Ober- und Mittelitalien und Unteritalien.)
Die natürlichen Grenzen der Halbinsel fallen im allgemeinen mit den politischen des Königreichs I. zusammen. Einige Abweichungen zeigt nur die durch die Alpen gebildete Landgrenze im N.
Küsten. Die ital. Küsten sind jungen Alters und großenteils noch jetzt in Umbildung begriffen. Am ungünstigsten gestaltet ist die Ostküste, die in eine nördl. Schwemmlandküste von der österr. Grenze bis Rimini und eine südl. Längsküste zerfällt. Erstere wird durch Versandung immer unzugänglicher, letztere war dem Verkehr von vornherein nicht günstig (s. Adriatisches Meer). Die Küste des Meerbusens von Tarent, meist steil, nur im N. und an der Cratimündung flach, bietet zwei Naturhäfen: Gallipoli und Tarent. Von der Punta dell' Alice bis Reggio, wo im Altertum zahlreiche bedeutende ¶
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Städte lagen, herrscht Schwemmlandküste vor; auch Reggio hat nur künstliche Hafenanlagen. Bedeutend reicher gegliedert ist die Westküste. Auf der 500 km langen Strecke bis Neapel ist die Steilküste nur an den Golfen von Gioja, Sta. Eufemia und Salerno von Flachküsten unterbrochen. Stadtanlagen auf hohen felsigen Vorgebirgen sind besonders für den südl. Teil charakteristisch, so Scilla, Palmi, Tropea u. a. Von Sta. Eufemia bis zum Golf von Salerno läuft schon in 6-8 km Entfernung parallel der Küste eine nicht unterbrochene Kette von Höhen (1200-1500 m), die den Verkehr mit dem Innern erschweren.
Geschützte Häfen fehlen. Erst am Busen von Salerno, an den sich eine breite Ebene anschließt, konnte sich eine große Ansiedelung entwickeln, im Altertum Pästum am Südende, seit dem Mittelalter Salerno im N., das die bequemste Verbindung mit der Campanischen Ebene hat. Aber auch hier mußte in der Neuzeit der Hafen künstlich geschützt werden. Die überaus steile Nordküste des Golfs von Salerno ist dicht bevölkert. Doch haben diese Orte, deren bekanntester Amalfi ist, ihre Blüte [* 81] wegen der geringen Hafentiefe in der Neuzeit verloren.
Weit günstiger liegen die Verhältnisse im Golf von Neapel. Er ist nicht nur kleiner und abgeschlossener als die übrigen, sondern auch reicher an kleinen Buchten und Landeplätzen, besonders im nordwestl. Teile, dem Golf von Pozzuoli. Dazu kommt die Aufgeschlossenheit des Hinterlandes, der reichen Ebene von Campanien. Daher lag hier schon im Altertum der maritime Mittelpunkt I.s, besonders in Puteoli. Der Golf ist dicht von Ansiedelungen umsäumt; die größten liegen in den beiden innern Winkeln, im südl. Castellamare, im nördl. Neapel, die volkreichste Stadt der Halbinsel.
Von hier bis zur Magramündung herrscht schwache Schwemmlandküste vor, nur auf kurze Strecken durch Steilküste unterbrochen. Ein großer Teil der Küste ist versumpft und wegen der Fieber unbewohnbar. Die Anschwemmungen erreichen hier fast denselben Betrag wie im nördl. Teil der adriatischen Küste; daher findet man auch hier eine große Anzahl toter, d. h. ehemaliger Seestädte, wie Ostia, Grosseto und Pisa. [* 82] Nur wo Gebirge an die Küste treten, konnten sich größere Ansiedelungen entwickeln, so Gaëta, Terracina, der einstige, und Civitavecchia, der jetzige Hafen Roms, und besonders Livorno. Am schnellsten schreitet die Küste vor an den Flußmündungen, besonders des Tiber, Arno und Serchio.
Letzterer schob seine Mündung in den letzten zwei Jahrhunderten um 4 km vor. Charakteristisch für die toscan. Küste sind die durch Anschwemmung angegliederten ehemaligen Inseln des Monte-Argentario, des Monte dell' Ucellina und von Piombino. Die bis zur franz. Grenze 335 km lange ligurische Küste und auch deren Fortsetzung bis zur Varmündung hat ohne Unterbrechung den Charakter einer geschlossenen Steilküste. Der Ostschenkel, die Riviera di Levante, hat schwierige Verbindung mit dem Hinterlande, ist deshalb fast ganz auf das Meer angewiesen und weit dünner bevölkert als der Westschenkel, die Riviera di Ponente, die über mehrere niedere Apenninenpässe leicht von der Poebene aus zugänglich ist.
Dort ist deshalb der Hauptsitz der ital. Seebevölkerung, drei Fünftel der ital. Handelsflotte sind dort heimisch. Drei große Häfen bietet die ligurische Küste, von denen der innerste, Genua, der Haupthandelshafen, Spezia, der Hauptkriegshafen, und Savona. Die Länge der Küsten der ital. Halbinsel beträgt 3657, die Siciliens 1098, Sardiniens 1017, die gesamte Küstenlänge des Königreichs einschließlich der kleinern Inseln 6785 km. -
Über Sicilien, Sardinien und Corsica s. diese Artikel.
Bodengestaltung. I. erscheint (nach Th. Fischer) aus drei wesentlich verschiedenen Teilen gebildet: Festlanditalien, Halbinselitalien und Inselitalien. Ersteres, die große Poebene (s. unten), ist durch den Apennin und den Sumpfgürtel an der Adria vom Meere geschieden und unterhält seine, meist nach N. gerichteten Beziehungen auf Landwegen; seine großen Städte, Mailand und Turin, [* 83] liegen im Binnenland. Halbinselitalien, durch den Apennin vom vorigen getrennt, hat mehr maritimen Charakter und unterhält seine Beziehungen zu Festlanditalien überwiegend zur See. Doch liegen im nördl. Teile die Brennpunkte, Florenz [* 84] und Rom, noch im Innern, erst im S. treten sie, Neapel, Bari, Brindisi, ans Meer. Inselitalien ist maritimes Gebiet. Festlanditalien unterhält die festländischen, Halbinsel- und Inselitalien die mediterranen und überseeischen Beziehungen. Diese Verschiedenheit der Interessen ist auch der Grund, daß ein natürlicher Mittelpunkt fehlt; Rom ist nicht als solcher zu betrachten.
Halbinsel- und Inselitalien ist vorwiegend Gebirgs- und Hügelland, in Festlanditalien überwiegt die Tiefebene. Im Gebirgsland wechseln hochalpine Formen, scharfe Grate und steile Kämme mit sanften Bodenschwellen und welligem Hügelland; es treten neben langgestreckten parallelen Ketten flachwellige Hochländer, Tafelländer und geschlossene Massivs auf. Allerdings sind die Gebirge, Alpen wie Apennin, Faltengebirge; doch sind die kennzeichnenden Züge des Faltenlandes durch die bis in die jüngste Zeit fortdauernde Bewegung und durch die weit fortgeschrittene Denudation und Erosion [* 85] stark verwischt.
Von den Alpen gehören nur die südl. Steilabfälle zu I., und zwar von den Westalpen in ihrer ganzen Erstreckung, von den Ostalpen nur bis zum Paß von Pontafel. (Das Nähere s. Westalpen und Ostalpen nebst Karten.) Der höchste ganz auf ital. Gebiet liegende Alpengipfel, zugleich der Kulminationspunkt von I., ist der Grand Paradis (Gran [* 86] Paradiso 4061 m); doch zieht die Grenze über die Spitzen der höchsten Alpenberge (Montblanc, Monte-Rosa) hinüber. Der Apennin (s. d.), der mit seinen tyrrhenischen und adriatischen Vorlanden fast ganz Halbinselitalien ausfüllt und dessen Gestalt bestimmt, erreicht im Gran Sasso 2921 m. Auch die Vulkane [* 87] (s. S. 740) haben geringe Höhe, mit Ausnahme des Ätna, [* 88] der mit 3313 m der höchste Gipfel des außeralpinen Gebietes ist. Eine Sonderstellung hat das Calabrische Gebirge (s. d.).
Die Ebenen (38 Proz. der Fläche) sind erst in quartärer Zeit durch negative Niveauverschiebung und Anschwemmung entstanden und gegenwärtig noch im Wachstum meerwärts begriffen; sie greifen meerbusenartig ins Berg- und Hügelland ein. Die größte Tiefebene besitzt Festlanditalien in der lombardischen oder Poebene. Sie erstreckt sich in einer Länge von 500 km in doppeltem Bogen, [* 89] in fast gleicher Breite von 120 km (die Emilia als seitlichen Ansatz betrachtet) westöstlich von den Westalpen bis zur Adria, sich von W. nach O., sowie von N. nach S. senkend. Den Nordrand markieren die Orte: Biella (410 m), Como (215 m), Brescia (151 m), Bassano (120 m), Cividale (139 m);
den Südrand: Alessandria (95 m), Parma [* 90] (58 m), Modena (35 m), Bologna (50 m), Forli (31 m).
Der Thalweg des Po bezeichnet ¶
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im allgemeinen die Längsachse der großen Mulde, die außer von diesem und seinen den Verkehr mehr hindernden als fördernden Nebenflüssen auch von einem dichten Kanalnetz durchzogen ist. Die ehemals vorhandenen Seen sind mit Ausnahme der Lagunen längst verschwunden. Lange nicht an die Größe der Poebene (55000 qkm) reichen die Campagna di Roma [* 92] (s. d.), die Campagna fselice (s. Campanien), die Tavoliere di Puglia und die Mündungsebene des Arno heran.
Der Boden ist meist fruchtbar. In der trefflich angebauten lombard. Ebene ist er schwer und marschenartig, in den meist kahlen Gebirgen auf den Höhen dürr, in den Thälern fruchtbar, in den Maremmen (s. d.) und in der röm. Campagna steppenartig, in Süditalien, wo er um Capua und Neapel nur seiner vulkanischen Beschaffenheit die Fruchtbarkeit verdankt, leicht und weniger ertragfähig.
Geologisches. Die wichtigste Charakterformation ist das Tertiär, das zwei Drittel, in Sicilien sogar vier Fünftel des Gesteins umfaßt. In weitem Abstand kommt dann erst das Quartär. Von den mesozoischen Formationsgruppen tritt nur die jüngste, die Kreide, [* 93] in größerm Umfange auf. Archäische und paläozoische Gesteine haben geringen Anteil an dem Aufbau der Halbinsel und Siciliens. Sie finden sich nur inselförmig an der Westseite der Halbinsel. Der größte Teil ist unter dem Tyrrhenischen Meer begraben; die toscan.
Inseln, Corsica und Sardinien, deren Grundgebirge aus Granit besteht, sind über das Meer hervorragende Spitzen jener versenkten Urgesteinsscholle. Damit in Verbindung steht der aus Gneis bestehende nordöstl. Teil von Sicilien, der sich im ähnlich gebauten Aspromonte und in der Sila fortsetzt. Paläozoisch ist die landfest gewordene Insel des Monte-Argentario. Auch die toscan. Catena metallifera ist weit älter als der Apennin und mit diesem erst in jüngerer Zeit verwachsen.
Alle erwähnten Inseln und Festlandgebiete sind Trümmer einer ältern Scholle, die, westlich vom heutigen Apennin gelegen, sich parallel zu diesem erstreckte. Gegen Ende der Sekundärzeit begann die Zertrümmerung und das Absinken, das bis in die Quartärzeit dauerte und die heutigen Verhältnisse schuf. Dies ist auch die Ursache der reichern Gliederung der ital. Westküste. Die Halbinseln Gargano und Apulien, Sporn und Absatz am Stiefel I.s, wurden erst am Ende der Pliocänzeit, also sehr spät, mit dem Apenninenlande verbunden.
Auch in der Quartärzeit setzte sich die Weiterentwicklung der Oberflächengestalt fort. Während der Eiszeit haben die Gletscher der Alpen und die Flüsse ungeheure Mengen von Schwemmstoffen aus dem Gebirge bis weit in die Poebene geschafft; auch der Apennin war bis zum Gran Sasso stark vergletschert. In der Gegenwart ist die rasche Abtragung und Einebnung der Gebirge, die sich in zahlreichen Bergschlipfen und Gleiterscheinungen zeigt, für I. charakteristisch. Sie wurde durch die Waldverwüstung noch beschleunigt. Der Abtragung entspricht überall das Vorrücken der Schwemmlandbildungen durch die Flüsse, die fast alle ihre Delta rasch vergrößern.
Der Beginn der wohl zuerst unterseeischen vulkanischen Thätigkeit reicht weit in die Tertiärzeit zurück, und sie dauert in der Gegenwart fort. Sie war und ist am verbreitetsten längs der tyrrhenischen Abbruchsküste, nächstdem an der Abbruchsseite der Alpen. Hier, mitten in der Poebene, liegen die Bericischen Hügel (s. d.) und die Euganeen (s. d.). Von den vulkanischen Gebieten an der Innenseite der Apenninen sind die ausgedehntesten die mittelitalische und campanische Gruppe.
Die erstere, etwa 6000 qkm umfassend, endigt mit dem Albanergebirge. Man unterscheidet eine vulsinische Untergruppe um den See von Bolsena, eine ciminische um Viterbo und den See von Vico und eine sabatinische um den See von Bracciano und um Tolfa; südlich des Tiber liegt das latinische Vulkangebiet, das Albanergebirge umfassend, wo noch in histor. Zeit Ausbrüche erfolgten. Durch die kleine hernikische Gruppe zwischen Ferentino und Frosinone und durch die Rocca Monfina (1005 m) wird die mittelitalische Gruppe mit der campanischen verbunden.
Diese enthält den einzigen noch thätigen Vulkan des ital. Festlandes, den Vesuv (s. d.), dessen Thätigkeit wohl erst in quartärer Zeit und zwar unterseeisch begann. Die benachbarten Phlegräischen Felder (s. d.) kennzeichnet die häufige wenn auch geringe Verlegung der Ausbruchsstellen. Durch die vulkanischen Inseln Procida und Ischia (Epomeo 792 m) sowie durch die Ponza-Inseln wird dies Vulkangebiet ins Meer fortgesetzt, und zahlreiche Untiefen und flache Felsklippen im Golf von Neapel sind wahrscheinlich Reste unterseeischer oder abgetragener Vulkane. Die Liparischen Inseln (s. d.) müssen wohl als Trümmer eines gewaltigen Kraters betrachtet werden. Ein drittes großes Vulkangebiet, das hybläische, ist neben dem Vulture bei Melfi das einzige vulkanische Vorkommen an der Außenseite des Apennin. Es zerfällt in die Gruppen des thätigen Vulkans Ätna (s. d.) und des längst erloschenen Monte-Lauro.
I. ist auch das klassische Land der Schlammvulkane (ital. Salsen; sicil. Maccaluben); besonders groß ist das Gebiet von Maccaluba bei Girgenti, die Terra pilata bei Caltanissetta und die drei Schlammvulkane bei Cianciana, alle in Sicilien; auf dem Festlande sind die bedeutendsten im Nordapennin zwischen Panaro und Enza.
Während die durch die vulkanische Thätigkeit veranlaßte Gefahr gegenwärtig auf Vesuv und Ätna sich beschränkt, ist d!e Erdbebengefahr viel weiter verbreitet. Ganz I. unterliegt mehr oder minder fast ununterbrochen Erderschütterungen; und zwar sind es meist tektonische Erdbeben, seltener rein vulkanische. Am meisten heimgesucht werden Calabrien und das nordöstl. Sicilien, wo seit 1500 durchschnittlich bis zu zehn zerstörende Erdbeben [* 94] im Jahrhundert erfolgten, die Basilicata, Campanien, das Becken des Fucinersees, die Umgebung der Monte Sibillini und der südöstlichste Zipfel der Poebene um Rimini. Selbst in der verhältnismäßig erdbebenärmsten Gegend, der Poebene um Turin, zählt man noch ein stärkeres Erdbeben im Jahrhundert. (S. Erdbeben, Bd. 6, S. 248 a.)
Gewässer. Auch in hydrogr. Beziehung unterscheidet sich Festlanditalien von Halbinsel- und Inselitalien. Dort nur entwickelte sich ein großes, das ganze Jahr hindurch wasserreiches Stromsystem, das des Po (s. d.), der mit seinen Nebenflüssen ein Gebiet von 70000 qkm entwässert. Seine Alpenzuflüsse haben gegenüber den von den Apenninen kommenden das ganze Jahr hindurch eine fast gleichgroße Wassermenge, während jene im Sommer trocken liegen. Daher sind nur die linken und zwar die größern Zuflüsse schiffbar, so Tessin, Adda, Oglio und Mincio, ebenso auch der Unterlauf der Etsch (s. d.), die erst in jüngerer Zeit durch die ¶