(Hodenosauni, d. h. Volk des langen Hauses), Name eines einst großen und mächtigen Indianervolkes in Nordamerika,
das in zwei Hauptgruppen zerfiel. Die nördliche (größere) Gruppe bestand wieder aus zwei Abteilungen, einer östlichen,
welche die sogen. fünf Nationen: die Mohawk, Oneida, Onondaga, Cayuga und Seneca, in sich begriff und meist
im S. des St. Lorenzflusses und des Ontariosees wohnte, und aus einer westlichen Abteilung, bestehend aus den Wyandot, den
Huronen und den Attionandaron oder der sogen. neutralen Nation, welche im N. des Eriesees wohnte, sowie aus den Andasten (Guyandot)
und Eriga (Cat-Nation) im S. des Eriesees.
Die Konföderation der oben genannten fünf Nationen, wie sie von den Engländern bezeichnet wurden, während
sie bei den Franzosen Iroquois hießen, war schon vor der Ankunft der Europäer sehr mächtig und wohl auch in beständigem Kampf
mit verwandten und andern Stämmen begriffen. Sie waren in der Agrikultur und in der Anfertigung ihrer Waffen sowie
in den wenigen Künsten der Indianer weiter vorgeschritten als die Algonkin und zeigten stets mehr Intelligenz als diese, besonders
in der Kriegführung.
Ihre Teilnahme an den Kriegen zwischen Engländern und Franzosen in jenem Teil von Amerika ist sehr wichtig gewesen. 1714 und 1715 wurden
von der Konföderation als sechste Nation die Überreste der Tuscarora aufgenommen, eines früher mächtigen
Irokesenstammes der südlichen Gruppe in Nordcarolina, der nach einem unglücklichen Krieg mit den Carolinern von dort auswanderte.
Überreste der fünf Nationen und der Tuscarora finden sich noch in Oberkanada, im Staat New York (1883: 5119) und in Reservationen
westlich vom Mississippi in einer Gesamtzahl von etwa 15,000 Seelen. Auch die Reste der Wyandot sind nach
W. verpflanzt worden. Die südliche (kleinere) Gruppe der I. bestand aus den eben erwähnten Tuscarora und den Meherrin (Tuteloc).
Gänzlich ausgestorben sind die Attionandaron, Erie, Nottoway und Anhaften. Die Sprache der I. hat der Abbé Cuoq lexikalisch
bearbeitet (Montreal 1882).
Vgl. Schoolcraft, Notes on the Iroquois (Albany 1847).
oder Iroquois, der gemeinsame Name für eine Gruppe mehr oder minder sprachlich nahe verwandter,
einst mächtiger und einflußreicher Indianerstämme des östl. Nordamerika. Die Iroquoisnation
zerfällt in zwei Gruppen, eine größere nördliche und eine kleinere südliche. Die nördl.
Gruppe zerfällt abermals in zwei Abteilungen, eine östliche und westliche. Jene wurde von den sog. Fünf Nationen, wie sie
die Engländer, oder Iroquois, wie sie die canad.
Franzosen nannten, diese durch die Wyandot oder Huronen (s. d.) und die Attiwandarons
oder Neutrale Nation gebildet. Die eigentlichen I. oder die Fünf Nationen, die sich selbst Kanonsionni, «die verbündeten
Häuser», nannten, hatten ihre Wohnsitze im Süden des St. Lorenz und des Ontariosees und breiteten sich
von dem Hudson bis zu den obern Zweigen des Alleghanyflusses und zum Eriesee aus. Am weitesten östlich, am Lake George und
Lake Champlain, wohnten die Mohawk oder Canienga.
Ihnen folgten nach Westen die Oneida, dann die Onondaga, die Cayuga und endlich die Seneca (richtiger Senontowana) am See gleichen
Namens. Die polit. Konföderation, die dieselben bildeten, deren Begründung auf den Caniengahäuptling
Hiawatha zurückgeführt wird, war schon vor Ankunft der Europäer sehr mächtig und in stetigen blutigen Kriegen teils mit
stammverwandten, teils mit fremden Nationen begriffen. In der Kriegführung zeigten sie weit mehr Intelligenz als die ihnen
benachbarten Nationen des Algonkin-Lenapestammes und waren auch in der Agrikultur, der Anfertigung der
Waffen wie der übrigen Kunstfertigkeiten weiter vorgeschritten.
Ihre Macht und ihre Vorteile über ihre Nachbarn wurden bald noch dadurch erhöht, daß sie zuerst mit den Europäern in Berührung
kamen und von diesen den Gebrauch der Feuerwaffen kennen lernten. Ihr Anteil an den Kriegen zwischen Engländern
und Franzosen in jenen Gegenden ist nicht unbedeutend. 1714 und 1715 wurden von der Konföderation als sechste Nation noch
die Trümmer der Tuscarora aufgenommen. Durch den amerik. Sprachforscher H. Hale ist in neuester Zeit die Verwandtschaft der
Irokesen-Idiome mit der Sprache der im Süden vorkommenden Cherokee (s. d.) behauptet worden.
Heute wohnen die I. im Staate Neuyork, Pennsylvanien, Wisconsin, Indianer-Territorium und Canada zerstreut in Reservationen, deren
es im Staate Neuyork neun mit (1890) 5239 Seelen giebt. Die Gesamtzahl aller I. betrug (1890) 15870, davon in den Vereinigten Staaten 7387. Sie
haben Selbstverwaltung und leben vom Ackerbau. Die Tuscarora sind sämtlich Christen, die übrigen größtenteils
Heiden. Die socialen Zustände der I. gaben die Anregung zu den Forschungen von Lewis P. Morgan. -
Vgl. Schoolcraft, Notes
on the Iroquois (Neuyork 1846);
Cusick, Sketches of ancient history of the six nations (Lewiston 1825 und Lockport 1848);
Horatio Hale, The Iroquois Book of rites (Philad. 1883);
Donaldson, The six nations of New York (Extra
Census Bulletin. Indians, Washingt. 1892).