(lat. Industria,»Fleiß, Betriebsamkeit«).
Bezüglich des
Wortes I. besteht ein verschiedener Sprachgebrauch. Im weitesten
Sinn ist I. gleichbedeutend
mit
Gewerbe im engern
Sinn und diejenige
Produktion, deren Gegenstand die Bearbeitung von
Rohstoffen ist, um aus ihnen (durch
Verbindung, Trennung, Formveränderung)
Güter von höherm Wert herzustellen. Die I. in diesem
Sinn steht koordiniert neben
der
Urproduktion
(Landwirtschaft,
Forstwirtschaft,
Fischerei,
[* 2]
Jagd, Bergbau
[* 3] und andrer Gewinnung roher Naturstoffe),
dem
Handel, dem Transportwesen, der
Versicherung und den persönlichen Dienstleistungen. Im engern
Sinn bildet
I. den
Gegensatz
zum
Handwerk (s. d.) und umfaßt einerseits die Fabrikindustrie, die gewerbliche
Produktion in
Fabriken (s. d.), anderseits die
Hausindustrie, diejenige gewerbliche
Produktion, bei welcher die
Arbeiter in ihren
eignenRäumen für größere Unternehmer neue Gewerbsprodukte des Massenkonsums herstellen (s.
Fabriken).
Im engsten
Sinn ist I. die gewerbliche
Produktion in
Fabriken.
Auf dem verschiedenen Maß, in welchem diesen Bedingungen Genüge geleistet wird, beruht die örtliche industrielleArbeitsteilung,
welche um so mehr Platz greifen kann, je weniger bei guter Entwickelung des Verkehrswesens der freie Wettbewerb beschränkt
wird. Von der natürlichen Beschaffenheit des Landes sind zuvörderst die Rohstoffe abhängig, welche der Verarbeitung zu
Gebote stehen; dann ist dieselbe aber auch insofern von Wichtigkeit, als das Vorhandensein von Wasserkräften und Brennmaterialien,
namentlich Steinkohlen, diesem wirksamsten Hebel
[* 5] der I. sich lediglich nach ihr richtet; endlich kommt dieselbe auch noch in der
Hinsicht in Betracht, daß Ackerbau und Viehzucht
[* 6] durch sie bedingt sind, deren Ertrag wieder die Menge der
ohne Zufuhr von außen zu ernährenden Arbeiter sowie die Preise der Lebensmittel bestimmt und also auch für die Höhe der
Arbeitslöhne maßgebend ist.
Die Bevölkerungsverhältnisse eines Landes sind für die I. von Bedeutung, weil nach ihnen sich bestimmt, wieviel Arbeitskräfte
der I. überlassen werden können, resp. dürfen, ohne daß der Landwirtschaft dadurch Eintrag geschieht,
die Entwickelung der I. aber von der Menge der ihr zu Gebote stehenden Arbeitskräfte vornehmlich abhängt. Die allgemeine und
ökonomische Bildungsstufe, auf welcher eine Bevölkerung
[* 7] steht, wird zu einer Lebensbedingung der I., weil von ihr einerseits
die Arbeitsfähigkeit der industriellenArbeiter und damit auch die Güte der industriellen Erzeugnisse
abhängt, anderseits der gewohnte Unterhaltsbedarf der Arbeiter, welcher bei der Bildung der Lohnhöhe einer der wichtigsten
Faktoren ist.
Die Handelsbeziehungen zum Ausland bedingen die I. eines Landes in hohem Grad, einmal, weil durch sie die Möglichkeit gegeben
ist, Rohstoffe andrer Länder, welche mit Vorteil verarbeitet werden können, wie z. B.
die Baumwolle
[* 8] und Seide
[* 9] in Deutschland,
[* 10] von außen zu beziehen, und dann, insofern sie es ermöglichen, die über den eignen
Bedarf hinaus erzeugten Fabrikate mit Gewinn ins Ausland abzusetzen. Hierbei ist aber nicht zu übersehen, daß die Verarbeitung
ausländischer Rohstoffe und die industrielleProduktion über den eignen Bedarf hinaus auch manche Gefahren
im Gefolge hat, indem sowohl der Einkauf der erstern als der Absatz der überschüssigen Fabrikate durch Krieg und sonstige Krisen
bedeutende Störungen erleiden und hierdurch das Wohl des Volkes um so mehr benachteiligt werden kann, als eine schwunghaft
betriebene I. auch eine rasche Zunahme der Bevölkerung, selbst in Ländern von geringer Fruchtbarkeit,
zur Folge hat.
Der Absatz der überschüssigen Fabrikate nach dem Ausland kann außer durch Krieg auch durch Änderungen in der Zollpolitik fremder
Staaten sowie durch neuentstandene Konkurrenz andrer Völker geschmälert werden; doch lassen sich dadurch herbeigeführte Störungen
in der Regel leichter überwinden, wenn der Handel mit dem Ausland bereits hoch entwickelt ist, und besonders,
wenn demselben eine bedeutende Handelsflotte zu Hilfe kommt, die den Verkehr mit den entferntesten Gegenden der Erde möglich
macht.
Auch hat die Erfahrung mehrfach bewiesen, daß, wo ein reges industriellesLeben herrscht, leicht neue Erwerbszweige aufgefunden
werden, welche den Abgang oder die Schmälerung eines ältern ersetzen. Je höher entwickelt und vielseitiger
die I. eines Landes ist, desto leichter wird sie Störungen überwinden, die einen einzelnen Zweig treffen; Länder, die ausschließlich
auf den Ackerbau angewiesen sind, bleiben zwar selbstverständlich von industriellenKrisen verschont, leiden aber desto schwerer
unter den Folgen des Mißwachses.
Eine
unentbehrliche Grundlage und ein wesentliches Erfordernis jedes Industriebetriebs ist das Kapital; jede industrielle
Unternehmung bedarf eines stehenden Kapitals für Herstellung der Baulichkeiten, Beschaffung der Werkzeuge,
[* 11] Maschinen und eines
umlaufenden Kapitals, d. h. eines bis zum Eingehen des Erlöses für die verkauften Fabrikate zu leistenden Vorschusses, und
nur, wo die nötigen Geld- oder Kapitalkräfte vorhanden sind und der I. zu Gebote stehen, wo mithin auf der Grundlage natürlicher
Produktion, also durch Ackerbau, Viehzucht etc., schon ein gewisses Maß von Wohlstand geschaffen ist, kann industrielles Leben
sich gedeihlich und für das Ganze ersprießlich entwickeln.
Von der höchsten Wichtigkeit endlich für die Entstehung und Ausdehnung
[* 12] der I. und für ihre Konkurrenzkraft
auf dem Weltmarkt sind die Zustände des Transportwesens (namentlich der Eisenbahnen, Kanäle, der Seeschiffahrt) und die Organisation
des Kreditwesens. Die I. im engern Sinn kann daher nur bei Völkern, die auf der höchsten Wirtschaftsstufe stehen, zu einer
großen Ausdehnung und zu einer ihre Gesamtproduktion und ihren gesamten Verkehr beherrschenden Stellung
gelangen. In betreff der nationalen Konkurrenz, der Konkurrenz zwischen gleichartigen Industriezweigen eines und desselben
Landes oder Volkes, gilt im wesentlichen das über den Wettbewerb zwischen Völkern und Ländern Gesagte; auch hier geben günstige
lokale Verhältnisse in dem oben angedeuteten Umfang, größere Intelligenz, höhere Kultur, größere Arbeitsfähigkeit
der Arbeiterbevölkerung, weiter verzweigte Geschäftsverbindungen, größeres Kapital dem einen inländischen Industriellen
den Vorrang vor dem andern.
Die Frage, ob der Staat durch Errichtung und Betreibung industrieller Etablissements mit seinen Angehörigen konkurrieren solle,
was in anbetracht der großen ihm zu Gebote stehenden Hilfsmittel und der ihm zukommenden Autorität große
Erfolge zu sichern scheinen möchte, muß für die Kulturvölker der Gegenwart im allgemeinen verneint werden. Früher, als
die Fabrikindustrie erst im Entstehen war und es für die Gründung und den Betrieb von größern privaten Unternehmungen an
geeigneten Unternehmerkräften, Kapitalien und ausgebildeten Arbeitern fehlte, konnte es mit Recht als
eine Aufgabe der Staatsgewalt hingestellt werden, durch Gründung von Staatsunternehmungen neue Industriezweige im Land einzuführen
oder schon bestehende zu sicherer Blüte
[* 13] zu bringen, sie insbesondere dem Ausland gegenüber konkurrenzfähig und zu Exportgewerben
zu machen, und zahlreiche Staaten des europäischen Kontinents haben auch in der That in durchaus rationeller
Politik seit dem 17. Jahrh., namentlich im 18., Staatsunternehmungen, besonders kunstgewerbliche,
gegründet.
Solche Unternehmungen waren Muster- und Erziehungsanstalten. Aber heute fehlt es bei den Kulturvölkern weder an Unternehmerkräften,
noch an Kapital, noch an Arbeitern, um private Unternehmungen, auch die größten, zu gründen und erfolgreich zu betreiben;
die I. bedarf nicht mehr des frühern Erziehungsmittels. Gegen staatliche Unternehmungen dieser Art, die
mit privaten konkurrieren, spricht im allgemeinen, daß sie in der Regel teurer produzieren und den Bedürfnissen und Wünschen
der Konsumenten weniger entsprechen und daher in freier Konkurrenz bei richtigem Betrieb und bei richtiger Bilanzaufstellung
gar nicht mit privaten konkurrieren können. Dagegen ist die Herstellung industrieller Produkte, welche
für die Staatswirtschaft gebraucht werden, in Staatswerkstätten und -Fabriken volks- und
¶
mehr
staatswirtschaftlich gerechtfertigt, wenn der Staat die Produkte auf diese Weise billiger oder besser dem Bedarf entsprechend
erhalten oder wenn er nur so auf die sichere Befriedigung seines Bedarfs rechnen kann.
Vgl. Haushofer, Der Industriebetrieb
(Stuttg. 1874);
Bourcart, Die Grundsätze der Industrieverwaltung (Zür. 1874);
Die IndustrieÄ.s ist unbedeutend. Kairo
[* 15] hat etwa 500 Webstühle
[* 16] für halbseidene Stoffe
und 1000 für Baumwollzeuge. Man fertigt grobe Baumwollstoffe für die Soldaten, halbwollenen, stets blau gefärbten Stoff
für die Fellahweiber, Fesmützen und Schuhzeug. Von Belang ist auch die Indigofärberei und die Gerberei. Gutes Saffianleder,
Posamentierarbeiten, Strohmatten und Binsenkörbe liefert die Hauptstadt gleichfalls; Wolldecken und grobe Tücher das
Fajum.
Die ehemals bedeutende Linnenfabrikation in Oberägypten hat aufgehört. Ebenso sind die meisten der von Mehemed Ali gegründeten
Regierungsfabriken eingegangen; die Fabrik roter Mützen zu Fuah ist im Verfall. Bei Giseh besteht eine Fabrik, in der aus Viehmist
Ammoniak bereitet wird. Auch der Schiffbau in Kairo, wo sich zugleich eine Stückgießerei befindet, ist
nennenswert. Zucker
[* 17] wird hauptsächlich auf den Besitzungen des Vicekönigs,namentlich in Minjeh, Roda und Erment, fabriziert
und raffiniert.
Handel. Seit die Regierung unter Abbas Pascha und Said Pascha die MonopoleMehemedAlis aufgegeben hat, hat sich der Handel des
Landes in außerordentlicher Weise gehoben. Die gesamte Wareneinfuhr und der bei weitem größte Teil der
Ausfuhr geht durch den Hafen von Alexandria. Der Großhandel ist fast ganz in den Händen der Europäer, während die Eingeborenen
den Vertrieb der Waren im Innern besorgen. Im Ausfuhrhandel sind zahlreiche Christen und Mohammedaner beschäftigt, die den
Bauern die Produkte in den Dörfern abnehmen und an die Exporthäuser abliefern.
Ausgeführt wurden (1893) für 8525971 ägypt. Pfd. Baumwolle, 1840381 Pfd. Baumwollsamen, 700802 Pfd. Zucker, 687978 Pfd.
Bohnen, für 83965 Pfd. Weizen; ferner Felle, Straußfedern, Elfenbein, Datteln, Büffelhörner, Wachs, Kaffee, Sodaasche, Gummi,
Henna, Weihrauch, Schafwolle, Leinen, Perlmuscheln, Rosenöl, Natron, Opium, Pfeffer, Sennesblätter, Sämereien, Matten, Salpeter,
Tamarinden, Schildpatt, Safran, Lumpen, Botargo (Fischrogen), Binsenkörbe, Eisen,
[* 18] Flachs, Knochen,
[* 19] Ölkuchen,
Schwefel (den man neuerlich am RotenMeere bei Jemsah und Ranga gewinnt). Eingeführt wurden (1893) für 1320852 ägypt. Pfd.
Baumwollgewebe, für 404847 Pfd. Steinkohlen, 342960 Pfd. Eisen und Eisenwaren, 183384 Pfd. Mehl,
[* 20] 133767 Pfd. Baumwollgarn,
für 399632 Pfd. Blättertabak, 67479 Pfd. Käse; außerdem Droguen, Harze, Fette, Öle,
[* 21] Kupfer,
[* 22] Bauholz,
Quecksilber, Stahl, Waffen,
[* 23] rote Mützen, Holz,
[* 24] Tauwerk, Glasperlen, Nägel,
[* 25] Glaswaren, Medikamente, Fayence,
[* 26] Teer und Pech, Möbel,
[* 27] Papier, Blei,
[* 28] Kartoffeln, Gemüse, gesalzenes Fleisch, Quincailleriewaren, Seidenwaren, griech.
Seide, Seife, Schuhe und Lederwaren, Zucker, Schwefel, Lichte, Draht,
[* 29] Cigarren, trockne Früchte, Marmor und Steine, Wein
und Liqueur. Der Gesamthandel betrug (in ägypt. Pfund):
Der Transithandel betrug 1891: 1002690 ägypt. Pfd. Die Handelsflotte
bestand 1884 aus 1500 Schiffen, darunter 40 Nildampfer und 16 Dampfer auf dem Roten und Mittelländischen
Meere; im Hafen von Alexandria liefen ein (1891) 2163 Schiffe
[* 31] mit 1,80 Mill. t, aus 2158 Schiffe mit 1,75 Mill. 5. Die türk.
und engl. Flagge herrscht vor. Alexandria ist der einzige bedeutende HafenÄ.s. Es nahm an der Einfuhr teil
mit 6764448, an der Ausfuhr mit 11662411 Pfd. Der Handel von Sues und Damiette ist jetzt unbedeutend; meist besuchen nur Schiffe
aus Syrien den dortigen Hafen. Wichtig ist im RotenMeere der kleine Platz Kosseïr, der den Verkehr auf der zum Nil führenden
Karawanenstraße vermittelt.
Nicht minder als die Landwirtschaft kann
die Industrie als Tochter der chinesischen bezeichnet werden. Der
Buddhismus war es namentlich, der den Übergang der Erfindungen vermittelte. Dort schwang sich aber die Industrie zu einer
viel größern Höhe empor. Die Textilindustrie, welche am leichtesten zur Großindustrie werden kann,
ist meist Hausindustrie geblieben und bringt besonders Seide, Baumwolle, Hanf und Nesseltuch zum Spinnen
[* 32] und Verweben.
Der Hauptsitz dieser Industrie ist seit Jahrhunderten Kioto. Maschinenbetrieb ist überhaupt noch in den Anfängen; neuerdings
sind Fabriken für Seidenspinnerei, Seife, Cement und Zündhölzchen, Bierbrauereien (in Tokio
[* 33] und Jokohama) und
Glasbläsereien entstanden. Auch haben sich Aktiengesellschaften (Kaisha) gebildet. Die Metallindustrie umfaßte nach ihrer
Einführung durch buddhistische Mönche zunächst das Gießen
[* 34] von Statuetten und Gefäßen in Bronze,
[* 35] erst die spätern kriegerischen
Zeiten brachten die Kunst des Schmiedens.
Seitdem haben die Japaner in den verschiedenen Verzierungsweisen der Metalle eine unerreichte Kunstfertigkeit erlangt.
Die keramische Industrie ist verhältnismäßig spät, und zwar durch eine Expedition des Hidejoshi nach Korea (1592–98)
nach J. gekommen; doch ist die Erzeugung von Porzellan- und Steingutwaren sehr bald eine ausgedehnte geworden. Einer besondern
Pflege erfreute sich die Lackindustrie. Ihre Hauptsitze sind heute Tokio und Nachbarschaft, Osaka, Shizuoka, Wakamatsu und
Niigata.
Die Holzindustrie ist namentlich durch die im Hakonegebirge stark betriebene Erzeugung von Möbeln und Intarsiaarbeiten vertreten.
In der Papierindustrie fährt man mit der Darstellung von Handpapier aus dem Bast
[* 36] verschiedener Sträucher fort, verfertigt
aber daneben auch Maschinenpapier nach europ. Weise. Ersteres wird u.a. verwandt zu Lederpapier, Ölpapier u.s.w., und
als das Material zu den verschiedensten Bedarfsartikeln, wie Fächern, Schirmen, Kleidern, Kopfbedeckungen, Taschentüchern,
Fensterscheiben, Kästen u.s.w. Besondere Erwähnung verdienen noch die Schnitzarbeiten in Holz, Elfenbein, Stein, Schildpatt,
Horn und Perlmutter. (S. Japanische Kunst.)
und Handel. Die einheimische Industrie beschränkt sich, abgesehen von Seidenspinnereien
und Teppichwebereien, auf das Kleingewerbe. Einige früher blühende Gewerbe (z. B. die Fayenceindustrie) sind eingegangen.
Weltberühmt sind die Teppiche, besonders von Smyrna. Im allgemeinen stellt man nur noch die notwendigen Verbrauchsartikel
her, so tuchähnliche Wollstoffe (Schali) für Männeranzüge, rauhe und glatte Mantelstoffe (Abas), Wolldecken (Ihram), Bademäntel,
Handtücher, Kissenüberzüge in Baumwolle, halbseidene Stoffe, Sattlerarbeiten u.s.w.
Bedeutend ist die Kunstindustrie in der Hauptstadt. Der Handel im Innern, der wegen Mangels an Verkehrsmitteln noch immer nicht
entwickelt ist, liegt fast gänzlich in den Händen der Griechen und Armenier, während der Handel mit dem Auslande vorzugsweise
von fremden Kaufleuten und Levantinern betrieben wird. Für die Berechnung des Wertes der im Inlande
umgesetzten Waren fehlen alle Angaben. Hinsichtlich des Verkehrs mit dem Auslande sind nur unzuverlässige offizielle Berechnungen
vorhanden.
Die Hauptausfuhrhäfen sind in Europa:
[* 37] Konstantinopel,
[* 38] Saloniki,
[* 39] Dedeaghatsch; in Asien:
[* 40] Smyrna, Trapezunt, Mersina, Alexandrette,
Beirut. Regelmäßige Dampfschiffverbindungen nach den wichtigern Hafenplätzen unterhalten: der Österreichische Lloyd, die
franz. Messageries maritimes, Fraissinet+Comp., die russ. Dampfschiffahrtsgesellschaft (Odessa),
[* 41] die Gesellschaft Chedivié (Alexandria), die ital. Gesellschaft Florio-Rubattino, die griech.
Gesellschaft Panhellinion u. a. Die eigene Handelsflotte betrug (1893) 91 Dampfer mit 72120 und 981 Segler mit 194515 t. In
die türk. Häfen des Mittelländischen und des SchwarzenMeers liefen (1891–92) 179317 Schiffe, in die
des RotenMeers 4786, in
die des Persischen Golfs 1262 Schiffe ein.
Dazu kommt noch Tabak,
[* 42] von dem 1891–92: 13,39 Mill. kg ausgeführt wurden. Der Gesamtwert der Einfuhr
wird auf 2291, der der Ausfuhr auf 1238 Mill. Piaster berechnet, wovon 43 und 38 Proz. auf England entfallen, dann folgen
Österreich-Ungarn,
[* 43] Frankreich, Rußland, Italien
[* 44] und Bulgarien.
[* 45]
Die kaiserl. Ottomanische Bank ist seit Einziehung des frühern Staatspapiergeldes (15 Mill. türk. Pfd.)
allein zur Ausgabe von Noten befugt, deren Einlösung ausschließlich in Gold
[* 46] erfolgt. Sie hat ein Aktienkapital
von 250 Mill. Frs., worauf die Hälfte eingezahlt ist. Am hatte sie 19458000 Frs. im Umlauf gegen einen Barvorrat
von 24915000 Frs. in Konstantinopel und 13130000 Frs. in den Filialen, die in London,
[* 47] Paris,
[* 48] Adrianopel, Philippopel, Saloniki
und Sofia, in Alexandria, Port Said und Kairo und in 19 größern Städten der asiat. Türkei
[* 49] bestehen. Der Vorschuß in laufender
Rechnung, der der türk. Regierung statutengemäß und permanent zu gewähren bleibt, stand mit 33553459
Frs. zu Buche. Die Bank diskontiert keine Wechsel auf die Türkei, besorgt aber die Einkassierung der verschiedensten
Wertpapiere.
und Handel. Die Industrie ist unbedeutend. An größeren Fabriken bestehen nur einige Waffen- und Munitionsfabriken
(Kragujevac, Stragari), Tuchfabriken in Užice und Paraćin, eine Glasfabrik zu Jagodina, Teppichweberei in Pirot, Brauerei,
Brennerei, Druckereien u.s.w. in Belgrad.
[* 50] Im übrigen werden in den Bauernhäusern nur Gegenstände des
eigenen Bedarfs angefertigt. Der Handel nimmt in der letzten Zeit lebhaften Aufschwung. Er konzentriert sich in Belgrad. Außer
dem Handel mit Produkten und Bedürfnissen des Landes findet ein lebhafter Transithandel zwischen Österreich
[* 51] und der Türkei
statt, namentlich seit Eröffnung der Bahnen nach Konstantinopel und Saloniki. Es betrug die Einfuhr: 1866:
21676655, 1874: 32456362, 1886: 42029379, 1893: 40923000 Dinars;
die Ausfuhr: 1866: 18798115, 1874: 39001878, 1886: 40778677,
1893: 48911000 Dinars. Ein- und Ausfuhr in 1000 Dinar nach Warenklassen 1893:
Die Durchfuhr betrug 1892: 17,63, 1893:16,34 Mill. Dinars. Der weitaus größte Teil der Ausfuhr ist nach Österreich-Ungarn
gerichtet und zwar 43 Mill. Dinars; auch die Einfuhr (23 Mill. von insgesamt 41 Mill.) steht an erster Stelle. Für die Türkei
sind die Ziffern 2,09 und 2,48, für Deutschland 1,65 und 4,09, für England 0,03 und 4,54 Mill. Dinars.
S. hat das Geldsystem der Lateinischen Münzkonvention. Ein Dinar (s. d.) ist = 1 Frank. Die Nationalbank (Kapital 20 Mill.
Dinars) hatte Anfang 1893: 28,9 Mill. Banknoten ausgegeben und eine Reserve von 9,2 Mill. Gold und 4,1 Mill. Silber. Daneben
bestehen 5 Banken und 21 Sparkassen. Seit 1883 ist das metrische System durchgeführt.