Imbriani
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Vittorio, ital. Dichter, geb. zu Neapel, [* 2] machte historische, philologische und litterarische Studien (zuletzt in Zürich [* 3] und Berlin), [* 4] beteiligte sich als Freiwilliger an den Feldzügen von 1859 und 1866 gegen Österreich [* 5] und lebte seit 1878 zurückgezogen zu Pomigliano d'Arco bei Neapel, wo er starb. Ein Freund volkstümlicher Überlieferung, hat er Sagen, Volkslieder u. dgl. in großer Zahl gesammelt und veröffentlichte in dieser Art: »Canti popolari delle provincie meridionali« (Turin [* 6] 1871-72, 2 Bde.),
»Dodici canti pomiglianesi« (Neapel 1877),
»La novellaja fiorentina« (Livorno [* 7] 1877),
»La novellaja milanese« (das. 1879) und andre ähnliche wertvolle Sammlungen. Daneben trat er mit einem Band [* 8] Gedichte unter dem barock-bescheidenen Titel: »Esercizj di prosodia« (Neapel 1874) hervor, die ihn als einen Lyriker von großer Originalität der Form und des Gedankens erkennen lassen. Ein leidenschaftlicher Royalist (sowie Gegner der »veristischen« Schule, mit der er gleichwohl manches gemein hat),
entwickelt er namentlich in den Oden: »An die Königin von Italien« [* 9] und »Bei der Begnadigung Passanantes« eine Wucht der Gedanken, eine Kraft [* 10] des Ausdrucks und eine Schärfe der Ironie, die kaum ihresgleichen haben. Nicht minder tritt die Heftigkeit und Originalität seines Wesens in seinen polemischen und kritischen Schriften hervor, so z. B. in »Fame usurpate« (1877),
worin er eine kritische Hinrichtung an Aleardi, Zanella, Goethes »Faust« und dessen Übersetzer Maffei vollzieht, in der Broschüre »Quando nacque Dante?«, wo er von »Altweibergewäsch« spricht, womit der Dichter seine »Divina Commedia« anfüllt, u. a. Er schrieb auch einige phantastisch-realistische Novellen, ¶
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zum Teil im Dialekt seiner Heimat, und gab das Buch »Alessandro Poerio; lettere e documenti del 1848« (Neapel 1884) heraus.