Iffland
,
August Wilhelm, berühmter Schauspieler, Theaterdirektor und Dramatiker, geb. zu Hannover, [* 2] wurde von seinen angesehenen Eltern für das Studium der Theologie bestimmt, entwich aber 1777 heimlich nach Gotha, [* 3] wo er Mitglied des Hoftheaters wurde und an Gotter einen freundschaftlichen Ratgeber sowie an Ekhof, Beck und Beil musterhafte Vorbilder fand. 1779 mit dem größten Teil des in Gotha verabschiedeten Schauspielerpersonals von dem Kurfürsten Karl Theodor für die Mannheimer Bühne gewonnen, erwarb sich I. hier sowie durch Gastvorstellungen bald einen Namen.
Zerwürfnisse mit dem Intendanten, besonders aber die Kriegsereignisse veranlaßten ihn 1796, einem Ruf nach Berlin [* 4] als Direktor des dortigen Nationaltheaters Folge zu leisten. Die mannigfachen Verdienste, welche er sich um die Verbesserung und Hebung [* 5] der Berliner [* 6] Bühne erwarb, verschafften ihm 1811 den Rang eines Direktors der königlichen Schauspiele. Er starb in Berlin. Als Schauspieler zeichnete sich I. weniger durch Genialität als vielmehr durch kunstvoll bis ins einzelnste berechnete Darstellung aus. Am besten glückten ihm chargierte und hochkomische sowie gemütvoll rührende Rollen, [* 7] welche der Sphäre des Familien- und bürgerlichen Lebens angehören. Zu hochtragischen und heroischen Rollen war er schon durch sein Äußeres weniger befähigt.
Als
Dramatiker
ist er in der Sittenschilderung am bedeutendsten; seine
Stücke leiden an moralisierender
Breite,
[* 8] doch gibt sich
in ihnen treffliche
Bühnen- und Menschenkenntnis sowie eine anerkennenswerte gemütlich-sittliche
Tendenz kund. Ifflands
zahlreiche
Aufsätze über Gegenstände der mimischen
Kunst sind zum großem Teil in den
»Fragmenten über Menschendarstellung«
(Gotha 1785),
in der
»Theorie der
Schauspielkunst« (Berl. 1815, 2 Bde.)
und in seinem
»Almanach für
Theater
[* 9] und Theaterfreunde« (das. 1806-11, 5 Bde.)
zu finden. Wir heben von Ifflands
unzählige
Male gegebenen vielfach übersetzten Bühnenstücken hervor: »Verbrechen aus
Ehrsucht«,
»Die
Jäger«, »Die
Hagestolzen«,
»Dienstpflicht«, »Die
Advokaten«, »Der Herbsttag«, »Die
Mündel«,
»Elise von Valberg«, »Die
Aussteuer« und »Die
Reise nach der Stadt«. Eine Sammlung seiner »Dramatischen Werke«
erschien
Leipzig
[* 10] 1798-1802, 16 Bde., mit Selbstbiographie
(»Meine theatralische Laufbahn«, neu hrsg. von
Holstein, Heilbr. 1885),
der sich
»Neue dramatische Werke« (Berl. 1808 f., 2 Bde.)
anschlossen. Eine Auswahl derselben enthalten die
Ausgaben in 11 Bändchen (Leipz. 1827-28) und in 10
Bänden
(das. 1844, neue Ausg. 1860).
Noch lieferte I. »Beiträge für die deutsche Schaubühne in Übersetzungen
und Bearbeitungen ausländischer Schauspieldichter« (Berl. 1807-15, 6 Bde.).
Ifflands
Briefe an den
Schauspieler Werdy veröffentlichte O.
Devrient (Frankf. a. M. 1880). Aus der überaus reichen
I.-Litteratur sind zu erwähnen: Böttiger,
Entwickelung des Iffland
ischen
Spiels in 14
Darstellungen auf dem Weimarischen Hoftheater
(Leipz. 1796);
Funck,
Erinnerungen aus dem
Leben zweier
Schauspieler, Ifflands
und
Devrients (das. 1838);
K. Duncker, I. in seinen Schriften als Künstler, Lehrer und Direktor der Berliner Bühne (Berl. 1859);
Koffka, I. und Dalberg (das. 1865).
Eine vollständige Biographie auf Grund handschriftlicher Quellen bereitet J. Kürschner vor.