Iambe
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Versmaß, s. v. w. Iambus. ^[= ein Versfuß, der aus einer kurzen und einer darauf folgenden langen Silbe (^ -) besteht und, ...]
Iambe
50 Wörter, 335 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Iambe,
Versmaß, s. v. w. Iambus. ^[= ein Versfuß, der aus einer kurzen und einer darauf folgenden langen Silbe (^ -) besteht und, ...]
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Iambe,
dle Sklavin des Keleos und der Metaneira, erheiterte nach dem Homerischen Hymnus auf Demeter [* 3] durch ihre Scherze die trauernde Demeter.
Ihre Rolle wurde an den Festen der Demeter in Athen [* 4] fortgespielt;
auch der iambische Vers wird mit dieser [* 5] Figur der eleusinischen Sage in Verbindung gebracht.
ein Versfuß, der aus einer kurzen und einer darauf folgenden langen Silbe (^ -) besteht und, im Gegensatz zum Trochäus (- ^), einen energischen, vorstrebenden und drängenden Gang [* 7] hat. Als Erfinder desselben gilt Archilochos (s. d.), der Begründer der sogen. iambischen Poesie bei den Griechen, mit ihren polemischen und satirischen Tendenzen (daher I. auch s. v. w. Schmähgedicht). Der I. spielt namentlich im Deutschen in allen Zweigen der Dichtkunst eine Hauptrolle. Die einfachste metrische Verbindung, in welcher er auftritt, ist die iambische Dipodie (s. d.). Von vielseitigerer Verwendung ist der drei- und vierfüßige I., katalektisch und hyperkatalektisch:
^ - ^ - ^ - (^ ) || ^ - ^ - ^ - ^ - (^ ),
oder beide vereinigt:
^ - ^ - ^ - ^ -
^ - ^ - ^ - ^ .
Letztere Verbindung des drei- und vierfüßigen I. mit wechselnden männlichen und weiblichen Reimen eignet sich vorzugsweise zum Träger [* 8] des sangbaren Liedes voll einfacher, inniger Empfindung sowie der ruhigen Reflexion, [* 9] wie zahlreiche Sinnsprüche von Schiller, Rückert, Bodenstedt, Kinkel u. a. beweisen. Auch in ihren Balladen haben sich Goethe, Schiller u. a. sowie Neuere zu größern epischen Dichtungen vielfach des vierfüßigen I. bedient, der übrigens schon im Mittelalter als Vers mit vier Hebungen für die epische Erzählung bei deutschen Dichtern allgemein im Gebrauch war.
Durch die erlaubte Beimischung von Anapästen wird ihm ein bewegterer Charakter erteilt. Am schlagendsten tritt das Charakteristische des iambischen Metrums hervor im fünffüßigen I., der für das lyrisch-didaktische Gedicht, das Epos und das Drama gleichmäßig geeignet und geradezu als das wichtigste von allen deutschen Versmaßen zu bezeichnen ist. Lebendigkeit, Spannung und Energie, dazu bei richtiger Behandlung hinlängliche Elastizität, um nicht durch Einförmigkeit zu ermüden, zeichnen ihn aus und befähigen ihn vorzugsweise zum Ausdruck des dramatischen Affekts.
Die Deutschen haben den reimlosen Fünffüßler von den englischen Dramatikern u. Epikern überkommen (s. Blank verse); nicht nur Shakespeares, Massingers, Beaumonts und Fletchers sowie Addisons, Congreves u. a. Dramen, sondern auch Miltons »Verlornes Paradies«, Glovers »Leonidas«, Thomsons »Jahreszeiten« [* 10] etc. sind in demselben gedichtet. In Deutschland, [* 11] wo er den im Drama vorherrschenden Alexandriner verdrängte, brach ihm El. Schlegel durch seine Übersetzung von Congreves »Trauernder Braut« zuerst Bahn; seinem Vorgang folgten Cronegk, Brawe, dann, nach Herders warmer Empfehlung, unsre Klassiker in ihren besten Dramen, und seitdem ist der fünffüßige I. der eigentliche dramatische Vers in Deutschland geblieben.
Die Behandlung desselben von seiten unsrer Klassiker ist eine verschiedene (vgl. Zarncke, Über den fünffüßigen I. mit besonderer Berücksichtigung auf seine Behandlung durch Lessing, Schiller und Goethe, 1866). Jedenfalls verträgt er nicht nur, sondern er erfordert geradezu häufige Einschnitte (Enjambements) und die Abwechselung mit Anapästen und Spondeen; auch ist der freieste Wechsel der Cäsuren, selbst mit Cäsurlosigkeit, für den modernen dramatischen Fünffüßler geboten. Für das Epos ist der reimlose I. in Deutschland nicht gebräuchlich geworden. Dagegen bildet der fünffüßige I. in Verbindung mit dem Reim die Grundlage der mannigfachen italienischen Strophenbildungen, welche sich mit ihren wohllautenden Formen auch in der deutschen Dichtkunst eingebürgert haben: Sonett, Ottave Rime (Stanze), Terzine, Kanzone etc. Ferner ist zu erwähnen: der sechsfüßige I. oder Senarius:
^ - ^ - ^ - ^ - ^ - ^ -,
der aus drei Doppeliamben
, welche mit Anapästen und Spondeen wechseln können, besteht und je nach der
Cäsur in zwei verschiedene Verse zerfällt: den Trimeter (s. d.), den Vers der griechischen Tragiker, und den französischen
Sechsfüßler oder Alexandriner (s. d.);
endlich der achtfüßige I. oder Tetrameter (s. d.).