Hyacinthus
L.
(Hyazinthe),
Gattung aus der
Familie der
Liliaceen,
Zwiebelgewächse in Südeuropa,
Asien,
[* 2]
Afrika,
[* 3] mit saftigen,
linealen Blättern, in
Trauben stehenden, röhrig-glockenförmigen
Blüten mit lanzettlich auswärts gekrümmten
oder fast
aufrechten
Segmenten und dreikantiger
Kapsel mit vielen schwarzen
Samen.
[* 4] Die gemeine
Hyazinthe (Gartenhyazinthe,
Hyacinthus
orientalis L.), ursprünglich in Westasien einheimisch, in Südeuropa verwildert, wird in zahlreichen einfachen
und gefüllten
Varietäten kultiviert.
Eine gute Hyazinthe besitzt einen aufrechten, geraden, 15-20 cm hohen Schaft mit 30-40 gedrängt stehenden Blüten. In der Regel blühen die einfachen früher als die gefüllten, sind auch am besten zum Treiben geeignet. Zur Hyazinthenzucht wählt man einen tiefen, lockern, fetten, sandigen Boden, am besten schwarze, mehrere Jahre mit Rindermist gedüngte, mit dem 4.-5. Teil reinem Sand gemischte Grabelanderde. Man düngt mit vollständig verrottetem, möglichst strohfreiem Kuhmist und gräbt diesen einen starken Spatenstich tief unter, so daß die gepflanzten Zwiebeln 10-12 cm davon entfernt bleiben. Je reiner und sandiger die obere Erde ist, in welche die Zwiebeln gepflanzt werden, desto besser gedeihen diese.
Die Beete werden im Winter mit Laub oder Mist gegen den Frost bedeckt. Man pflanzt die Zwiebeln im September und Oktober 8-12 cm tief in 30 cm voneinander entfernten Reihen in Zwischenräumen von 10-15 cm und umgibt jede wertvollere Zwiebel mit ganz reinem Sand, um sie vor Fäulnis zu schützen. Der Flor dauert 3-4 und, wenn man die Blumen vor Sonne [* 5] und Regen schützt, 5-6 Wochen. Nach dem Flor erfordern die Zwiebeln zu ihrer Ausbildung eine ununterbrochene mäßige Feuchtigkeit; doch muß man sie gegen übermäßige Nässe sichern, um sie vor Fäulnis zu schützen.
Wenn die Blätter welken, nimmt man die Zwiebeln bei trockner Witterung aus der Erde, bricht Schäfte und Blätter dicht an der Zwiebel weg, trocknet diese an einem schattigen, luftigen Ort auf Brettern, nimmt die ablösbaren Nebensprosse ab und säubert die Zwiebeln vollständig. Dann legt man die Zwiebeln wieder auf die Bretter und wendet sie bis zur Pflanzzeit (besonders im September, wo der Saft wieder in Bewegung kommt) von Zeit zu Zeit um. Die Hyazinthenzwiebel erreicht bei günstiger Pflege ein Alter von 6-7 Jahren; dann teilt sie sich in kleinere Zwiebeln, welche aber fast niemals so gute Zwiebeln und Blumen wie die seitwärts entspringende Pflanze liefern. Um schnelle Vermehrung zu erreichen, macht man durch den Wurzelstuhl einen Kreuzschnitt und pflanzt die Zwiebel sehr flach ein.
Den Samen säet man nur, um neue Varietäten zu gewinnen. Zum Treiben im Zimmer oder Treibhaus pflanzt man blühbare Zwiebeln früher Sorten dergestalt in Töpfe, daß die Spitze der Zwiebel etwa 2,6-4 cm unter die Oberfläche der Erde oder mit dieser in gleiche Höhe kommt, und umgibt jene mit Sand. Man füllt 13 cm weite, tiefe Töpfe mit einer fetten, aus Rasen, Laub, Kuhmist und Wassersand (zu gleichen Teilen) bereiteten Erde oder mit einer nahrhaften, lockern Gartenerde und setzt in die Mitte jedes Topfes eine Zwiebel.
Sollen sie zu Ende Dezember oder Anfang Januar blühen, so pflanze man sie zu Ende August und Anfang September; will man die Blumen später haben, so kann das Einpflanzen entweder 8-14 Tage später geschehen, oder man stellt die Töpfe später zum Treiben in die Wärme [* 6] und bewahrt sie bis dahin an einem kühlen Orte. Die bepflanzten Töpfe werden an einer trocknen, sonnigen Stelle des Gartens nebeneinander eingesenkt und 8-10 cm hoch mit Erde bedeckt. Bei eintretendem Froste deckt man hinreichend Laub u. dgl. darüber, um zu jeder Zeit die Töpfe herausnehmen zu können. Im November und ¶
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Dezember kann man nach und nach frühe, einfach blühende Varietäten im warmen Zimmer oder Treibhaus vor den Fenstern auf Untersatznäpfe stellen, muß sie aber daselbst hinreichend feucht erhalten; auch stelle man keine Zwiebel in die Wärme, wenn sie nicht an der Spitze etwas ausgetrieben hat, um von der Wurzelbildung und der Gesundheit derselben sicher überzeugt zu sein. Die gefüllten Sorten dürfen nicht zu früh getrieben werden, weil sie sich dann teils minder schön entwickeln, teils mit den Blumen stecken bleiben.
Die in Töpfen abgetriebenen Zwiebeln pflanzt man im Oktober in den Garten [* 8] und schützt sie durch eine Laub- oder Mistdecke vor Frost. Man kann die Töpfe bis zur Zeit des Treibens auch in einem frostfreien Zimmer oder Keller aufbewahren, wo man sie aber nur sehr mäßig, so oft die Erde trocken ist, begießen darf. Einfach blühende Hyazinthen treibt man auch in oben etwas eingeschnürten, eigens dazu verfertigten Gläsern, welche man nach Entwickelung der Wurzeln an sonnige Fenster stellt und alle 3-4 Tage mit frischem Wasser füllt.
Gezogen werden die Hyazinthen bei uns seit 1596. Die schönsten liefert Holland, und im vorigen Jahrhundert genoß Haarlem
[* 9] einen
Weltruf in dieser Kultur. Auch bei Berlin
[* 10] wird die Hyazinthe im großen gebaut, erreicht aber nicht die
Schönheit der holländischen. Hyacinthus
amethystinus L. (Hyacinthus
hispanicus Lam.) ist eine kleine, hübsche Frühlingszierpflanze aus Südeuropa,
die aber im Winter bedeckt werden muß. Die Blätter sind linien- und rinnenförmig, schlaff, glatt, die Blüten glockenförmig,
blaß amethystblau, in einfacher Traube.
Hyacinthus
candicans Baker, vom Kap, mit 1 m hohem Schaft und großen, glockenförmigen,
weißen Blüten, eignet sich zur Topf- und Freilandkultur. Vgl. Muscari.
Vgl. Rietzschel, Die Hyazinthen, ihre Kultur etc. (Leipz. 1879).