Hornbaum
(Carpinus L., hierzu die Tafel »Hornbaum«
),
Gattung aus der Familie der Kupuliferen, Bäume und Sträucher mit spannrückigem Stamm, einfachen Blättern, endständigen weiblichen, seitenständigen männlichen Blütenkätzchen und nußartiger, längsrippiger, einsamiger Frucht. Die Hülle der Frucht besteht aus dem zugehörigen Deckblatt und den beiden Vorblättern, bleibt an der Innenseite offen und stellt zur Fruchtreife ein laubartiges Blatt [* 2] mit großen Mittellappen und zwei kleinen Seitenlappen dar.
Man kennt neun
Arten in den gemäßigten
Regionen der nördlichen Erdhälfte. Die
Hainbuche
(Hagebuche,
Weißbuche, gemeiner Hornbaum
,
Jochbaum,
C. Betulus
L.), ein schöner, 10-15 m hoher
Baum mit deutlichen, den
Stamm etwas spiralig umziehenden Längswülsten,
schwachen, meist sehr langen, gedrängt stehenden, aufwärts gerichteten
Ästen und
Zweigen, hell silbergrauer, meist sehr
glatter
Rinde, buchenähnlichen, aber etwas kürzern Blattknospen, kurzgestielten, regelmäßig elliptischen, fast kahlen,
scharf doppelt gesägten, parallelrippigen Blättern, früh abfallenden Nebenblättchen, mit der Belaubung erscheinenden,
unansehnlichen
Blüten und von den Kelchzähnen gekrönter, sehr hartschaliger, platter
Nuß.
Der Hornbaum
macht eine sehr verschieden gestaltete
Krone, die sich aber nie so vollkommen abwölbt wie die der
Buche. Die
Wurzel
[* 3] verläuft flach im
Boden. Er findet sich in
Deutschland
[* 4] und den Nachbarländern, ist schon in der
Schweiz
[* 5] selten und fehlt jenseit
der
Alpen;
[* 6] er verlangt denselben Standort wie die
Buche, ist aber etwas genügsamer und gedeiht auch auf
trocknerm
Boden. Er wächst in der
Jugend lange buschig und trägt sehr frühzeitig und reichlich
Samen,
[* 7] welcher im
Oktober reift
und häufig erst im zweiten Frühjahr keimt. Er erreicht ein
Alter von 300-400
Jahren, geht aber auf trocknem,
heißem Standort im
Alter von 80-100
Jahren zurück.
Von Krankheiten und Feinden hat er kaum zu leiden, auch nicht durch Spätfröste. Die Hainbuche bildet im mittlern Europa [* 8] nur selten reine, geschlossene Bestände, findet sich aber östlich von der Weichsel bestandbildend, indem sie hier an die Stelle der Rotbuche tritt. Im mittlern Europa liebt sie mehr die Vorberge und das Hügelland als das eigentliche Gebirge und findet sich, Schatten [* 9] ertragend und von zäher Ausdauer, überall einzeln in die Laubwälder eingesprengt.
Unempfindlich gegen Frost und periodische Überschwemmungen, gedeiht sie besonders gut in Flußniederungen und Waldthälern mit frischem oder feuchtem Boden, flieht jedoch die Örtlichkeiten mit saurem Boden und stauender, Moorbildung hervorbringender Nässe. An trocknen Kalkhängen gedeiht sie in Niederwaldbetrieb mit kurzem Umtrieb oft von allen Laubhölzern allein. Ihre Fähigkeit, Schatten zu ertragen, macht sie da oft sehr wertvoll, wo es sich darum handelt, lichte Eichenorte mit Bodenschutzholz zu unterbauen.
Auch für den Niederwaldbetrieb hat die Hainbuche eine große Bedeutung. Ihre bedeutende Ausschlagsfähigkeit und die ihr eigne Fähigkeit, Absenker zu treiben, läßt sie zur Füllung der Lücken in Niederwäldern sehr geeignet erscheinen. Nicht minder geeignet ist sie zu Heckenanlagen. Beim Anbau der Hainbuche empfiehlt es sich, die Pflanzen im Saatkamp zu erziehen und dann mit 4-6 Jahren ins Freie zu verpflanzen, da Freisaaten sehr durch den Graswuchs leiden. Zur Pflanzenerziehung säet man in tief umgebrochenen Boden 40-50 kg entflügelten Samen (1 hl reiner Kornsame ohne Flügel wiegt etwa 45 kg) und bedeckt ihn 10 mm tief mit Erde.
Die dreijährigen Pflänzchen versetzt man dann in den Pflanzkamp, wo sie bis zur Verwendung im Freien verbleiben. In manchen Gegenden werden ständige Weideflächen u. dgl. mit Hainbuchen im Kopfholzbetrieb besetzt. Man pflanzt dann in einer Entfernung von 5-6 m zwischen den einzelnen Stämmen starke Hainbuchenpflanzen (Heister), die man alle 6-8 Jahre köpft. Man gewinnt so, ohne den Graswuchs wesentlich zu beeinträchtigen, eine bedeutende Menge geringem Brennholzes. Das Holz [* 10] ist sehr hell, fast weiß, mit deutlichen, vielfach ausgebogten Jahresringen und zum Teil sehr breiten, dabei äußerst feinen und meist in Gruppen dicht zusammengedrängten Markstrahlen. Es ist äußerst dicht, fest und schwer (daher der Name), sehr schwerspaltig und im Trocknen sehr dauerhaft. Splint und Kern sind zu unterscheiden. Man benutze es zu Trieben und Schrauben, [* 11] Walzen, Hobeln, Keilen, Stielen für Werkzeuge [* 12] etc.