Hippodrom
(griech. Hippodromos
, »Roßlauf«),
bei Griechen und
Römern die
Rennbahn für
Roß- und
Wagenrennen, gewöhnlich ein mit hochstämmigen
Bäumen eingefaßter Platz.
Bei den Griechen hatte der Hippodrom
die zweifache
Länge des
Stadiums, also etwa 400 m, bei einer
Breite
[* 2] von 125 m.
Die Rennwagen, wenn sie mit ausgewachsenen
Pferden bespannt waren, mußten den
Lauf um das am Ende der
Bahn
stehende
Ziel bis
wieder zum Anfang zwölfmal zurücklegen, jüngere
Pferde,
[* 3] wiewohl dies erst später aufkam, bloß achtmal. Außerdem
gab es
auch Rennen mit Zweigespannen und mit Maultiergespannen, ja mit einzelnen Reitpferden. Am berühmtesten
war der Hippodrom
zu
Olympia, den
Pausanias beschreibt; leider haben sich die deutschen
Ausgrabungen nicht bis zu ihm erstrecken können.
Durch einen von der Natur gegebenen langgestreckten Hügel und einen aufgeworfenen Erdwall war am Ufer des Alpheios ein länglicher Raum hergestellt in den oben angegebenen Dimensionen. Die beiden Längsseiten, auf denen sich die Sitze für die Zuschauer befanden, liefen an einem Ende im Halbkreis zusammen, während sie auf dem andern Ende durch die von Agnaptos gebaute Halle [* 4] verbunden waren. Vor dieser befanden sich die Schranken, jedoch nicht in einer Linie, sondern keilförmig sich in die Rennbahn erstreckend.
Beim Beginn des Rennens wurden die beiden Schranken, welche den beiden Langseiten am nächsten, also in der Rennbahn selbst am weitesten zurücklagen, zuerst geöffnet, die folgenden erst nacheinander in kurzen, aber angemessenen Zwischenräumen. Auf diese Weise suchte man die Benachteiligung aufzuheben, welche bei gerader Schrankenlinie, da die Fahrten rechts herum unternommen wurden, für die am weitesten nach links placierten Gespanne entstand. Das Ziel (meta) für das Umlenken am jenseitigen Ende der Bahn bezeichnete ein runder Altar, [* 5] Taraxippos (»Entsetzen der Pferde«) genannt, besonders gefährlich für diejenigen, welche durch knappe Wendung an demselben einen Vorsprung zu erreichen suchten.
Auf der den
Schranken näher liegenden Seite bezeichnete ein andres
Ziel, eine
Statue der
Hippodameia, den andern Wendepunkt
in der
Bahn. Ob diese beiden
Ziele, wie im römischen
Zirkus, durch eine
Erhöhung (spina) verbunden waren, ist ungewiß. Bei
den
Römern vertrat die
Stelle des Hippodroms
der in der Art der
Anlage von jenem in manchen
Punkten abweichende
Circus (s. d.), aber auch die später in römischer
Weise in
Griechenland
[* 6] angelegten
Rennbahnen führen den
Namen Hippodrom.
Unter diesen
ist der berühmteste der zu Byzanz von
Septimius Severus begonnene, von
Konstantin vollendete Hippodrom
, dessen
Stelle von den
Türken
noch Atmeidan (»Roßplatz«) genannt wird. Er war mit
Säulenreihen, vielen
Statuen, einem von
Theodosius errichteten, noch erhaltenen
Obelisken und dem angeblich delphischen Schlangendreifuß
geschmückt, und auf ihm standen auch die vier ehernen
Rosse, die 1204 nach
Venedig
[* 7] zur Zierde von St.
Markus gebracht wurden.
Vgl.
Graf Lehndorff, Hippodromos
(Berl. 1876).