Herzklappe
nfehler,
s. Herzfehler.
Herzklappenfehler
6 Wörter, 68 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Herzklappenfehler,
s. Herzfehler.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Herzklappenfehler,
s. Herzfehler.
(Vitium cordis), krankhafte Abweichungen vom normalen Bau des Herzens, kommen teils angeboren, teils erworben vor. Diejenigen angebornen Herzfehler, bei welchen das Kind nach der Geburt fortzuleben vermag, stellen sich gewöhnlich als abnorme Öffnungen zwischen beiden Vorhöfen (Offenbleiben des eirunden Loches) oder der beiden Herzkammern (mangelhafte Bildung der Kammerscheidewand), seltener als Verengerung und Verschluß eines normalen Ostiums, eines großen arteriellen Gefäßstammes etc. dar.
Sämtliche angeborne Herzfehler haben das Gemeinsame, daß bei ihnen im Herzen eine Vermischung des arteriellen und des venösen Bluts eintritt, weil die rechte mit der linken Herzhälfte aus diesem oder jenem Grund in offener Verbindung steht. Die wichtigste Erscheinung ist daher bei ihnen die Blausucht (Cyanosis), wozu sich gewöhnlich Dyspnoe, oft Herzklopfen, Zeichen allgemeiner Ernährungsstörung u. dgl. hinzugesellen. Die meisten angebornen Herzfehler werden schon in den ersten Lebensjahren tödlich; selten werden sie bis zum 12., 14. Lebensjahr oder noch länger ertragen.
Die damit behafteten Individuen sterben unter den Erscheinungen einer fortwährend sich steigernden Kohlensäureüberladung des Bluts und der allgemeinen Wassersucht. Eine Behandlung dieser Leiden [* 4] ist ganz unmöglich. Die erworbenen Herzfehler sind eine Folge der Endocarditis (s. Herzentzündung). Wie dort beschrieben, werden die Klappen entweder verkürzt, sie sind alsdann beim Rückfluß des Bluts nicht mehr schlußfähig, wie auf Tafel »Blutgefäße«, [* 3] Fig. 2, dargestellt ist, sondern es bleibt ein Spalt übrig, durch den das Blut nach entgegengesetzter Richtung zurückgetrieben wird (Inkontinenz oder Insuffizienz); in andern Fällen sind die Klappen verwachsen, die Öffnungen, an welchen sie angeheftet sind, daher verengert (Stenosis), so daß das Blut nur mit erhöhter Kraft [* 5] durch das enge Ostium hindurchgetrieben werden kann.
Die Folgen dieser Zustande lassen sich nur bei genauer Kenntnis des Kreislaufs verstehen; es sei bemerkt, daß alle Herzfehler Blutstauungen in den Lungen bedingen, die nicht selten Bluthusten (hämorrhagische Infarkte), gewöhnlich eine eigentümliche braune Induration nach sich ziehen. Die stete Blutüberfüllung ist der Grund für eine gewisse (dem Volksbewußtsein längst bekannte) Immunität Herzkranker für Lungenschwindsucht. Die Gefäßdistrikte, in denen die Stauung stattfindet, zeigen eine Erhöhung des Blutdruckes, zu dessen Überwindung das Herz einer erhöhten Arbeit bedarf.
Gleich andern stark angestrengten Muskeln [* 6] bildet sich dabei in der Folge eine Vergrößerung (Hypertrophie) aus, welche oft so stark ist, daß die Stauungshindernisse völlig überwunden werden, daß also die Symptome verschwinden, der Kranke jahrelang ohne Beschwerden ist. Man nennt diesen Zustand vollendete Kompensation. Jede spätere Erkrankung der Klappen oder des Herzfleisches führt eine Kompensationsstörung herbei, die Lippen werden bläulich, es entwickeln sich Wassersucht, Atemnot, und wenn nicht von neuem kompensierende Hypertrophie sich einstellt, so endet der Tod die oft qualvollen Leiden. Die Behandlung ist eine rein symptomatische, Vermeidung starker Anstrengungen, Aufregung, Eisbeutel, Digitalis, in neuester Zeit namentlich der Gebrauch klimatischer Kurorte.