Titel
Herrera
,
1) Fernando de, genannt »der Göttliche« (el divino), einer der größten span. Lyriker, von dessen Lebensumständen nichts weiter bekannt ist, als daß er um 1534, wahrscheinlich zu Sevilla, [* 3] geboren war, dem geistlichen Stand angehörte und 1597 gestorben ist. Von seinen poetischen Werken, von denen er nur eine kleine Anzahl selbst herausgab (Sevilla 1582), ist der größte Teil verloren gegangen, da die vollständige Handschrift kurz nach des Dichters Tod in Flammen aufging.
Die übriggebliebenen gab sein
Freund, der
Maler Francisco
Pacheco, unter dem
Titel: »Versos« heraus
(Sevilla 1619). Mit mehreren
bis dahin ungedruckten vermehrt, bilden
sie den 4. und 5.
Band
[* 4] der Dichtersammlung des
Don Ramon
Fernandez
(Madr. 1786, neue Aufl. 1808); auch stehen sie im 32.
Bande der »Biblioteca de autores españoles« (das.
1854). Sie bestehen aus
Sonetten,
Elegien,
Oden etc. und gehören zu den schönsten Erzeugnissen der spanischen
Lyrik. Besondere
Auszeichnung verdienen die
Ode auf den
Sieg von
Lepanto und eine andre auf den
Untergang des
Königs
Sebastian
von
Portugal
[* 5] in der
Schlacht bei
Alkazar Kebir. Außer seinen Gedichten hat man von Herrera
noch zwei schätzbare historische
Schriften:
»Relacion de la guerra di Chipre y sucesos de la batalla naval de
Lepanto«
(Sevilla 1572) und
»Vida y muerte
de Tomas
Moro, chanciller de Inglaterra« (das. 1592). Auch hat er eine vortreffliche
Ausgabe von den Gedichten
Garcilasos (s. d.)
besorgt.
2) Antonio de, span. Geschichtschreiber, geb. 1549 zu Cuellar bei Segovia, kam jung nach Italien, [* 6] ward Sekretär [* 7] des Vespasiano Gonzaga, kehrte, als derselbe Vizekönig von Navarra und Valencia [* 8] wurde, mit ihm nach Spanien zurück und erhielt nach dessen Tod von Philipp II. das Amt eines ersten Historiographen der beiden Indien und Kastiliens. Später wurde er Staatssekretär und starb in Madrid. [* 9] Sein vorzüglichstes Werk ist die »Historia general de los hechos de los Castellanos en las islas y tierra firme del mar oceano, 1492-1554« (Madr. 1601-15, 4 Bde. mit Kupfern; Antwerp. 1728, 4 Bde.; mit Fortsetzungen hrsg. von Gonzalez de Barcia, Madr. 1728-30, 4 Bde.),
welche zwar in schwerfälliger annalistischer Form abgefaßt, aber durch guten Stil, reine Sprache [* 10] und zuverlässige Forschung ausgezeichnet ist. Eine Einleitung dazu bildet seine »Descripcion de las Indias occidentales« (Madr. 1601 u. 1615; lat. von Barläus in dessen »Novus orbis«, Amsterd. 1522; franz., Par. 1640). Von seinen übrigen Schriften erwähnen wir: »Historia del mundo, en el reynado del rey D. Phelipe II, 1554-89« (Madr. 1601-12, 3 Bde.);
»Commentarios de los hechos de los Españoles, Franceses y Venecianos en Italia, 1281-1559« (das. 1624) und »Historia de Portugal y conquista de las islas de los Açores, 1582-83« (das. 1591).
3) Francisco de, genannt el Viejo (der alte), span.
Maler, geb. 1576 zu
Sevilla, ward als der erste, der sich von der
unbeholfenen
Manier in der
Führung des
Pinsels, wie sie sich in den Werken der ältern spanischen
Maler kundgibt, freimachte,
durch seine kräftige, naturalistische Darstellungsweise der
Stifter einer neuen nationalen
Malerschule. Er war ein
Schüler
des
Luis
Fernandez, ging aber nachher zu
Pacheco über. Diesem schlossen sich später auch die
Schüler Herreras
und endlich sogar seine eignen
Söhne an, was durch Herreras
unverträgliches
Wesen veranlaßt ward. Er ward beschuldigt, mit
Falschmünzern in
Verkehr gestanden zu haben, wozu wohl der Umstand, daß er auch in
Bronze
[* 11] arbeitete, Veranlassung gegeben
haben mag.
Später arbeitete Herrera
in
Madrid, wo er in großem Ansehen stand und 1656 starb. Seine Hauptwerke sind besonders
zahlreich in den
Kirchen
Sevillas zu finden, aber auch andre
Kirchen und Sammlungen
Spaniens besitzen gute
Bilder von ihm.
Eins
seiner Hauptwerke ist das
Jüngste Gericht in der
Kirche des heil.
Sebastian zu
Sevilla. Zwei andre hervorragende Werke von Herrera
besitzt
das
Louvre: die Israeliten, in der
Wüste die
Wachteln auflesend, und der heil.
Basilius, seine Ordensregeln
diktierend. Herrera
malte in
Öl wie in Fresko mit gleich großer Meisterschaft, nur arbeitete er oft zu flüchtig. Seine
Zeichnung
ist sehr korrekt, und besonders trefflich sind seine nackten
Figuren, welche die meisten ältere spanischen
Maler ängstlich vermieden. Der größte Teil seiner Gemälde ist historischen
Inhalts; doch malte er auch
Szenen aus dem täglichen
Leben der Wirtsstuben,
Küchen etc. Auch in der
Baukunst
[* 12] war er erfahren, wie die
Fassade des
Klosters de la Merced zu
Sevilla
zeigt.
4) Francesco de, genannt el Mozo (der jüngere), span. Maler und Architekt, Sohn des vorigen, geb. 1622 zu Sevilla, war Schüler seines Vaters, entfloh aber nach Rom und [* 13] kehrte erst nach jenes Tod ins Vaterland zurück. Schon in Italien hatte er sich durch seine Genrebilder aus dem Volksleben einen Namen erworben. Besonders natürlich malte er die Fische, [* 14] weshalb ihn die Italiener lo Spagnuolo dei pesci nannten. Bei Errichtung der Akademie in Sevilla 1660 ward er deren zweiter Direktor, gab aber diese Stellung auf und wandte sich nach Madrid. Für die in der Kapelle der Madonna de Atocha zu Madrid ausgeführte Himmelfahrt der heiligen Jungfrau in Fresko ernannte ihn König Philipp IV. zu seinem Hofmaler. Er starb 1685. Seine Werke befinden sich meist in Madrid und in Sevilla; neben den erwähnten sind noch sein heil. Franziskus, die Kirchenväter, welche das auf Wolken schwebende heilige Sakrament anbeten, und die Empfängnis Mariä in der Kathedrale zu Sevilla hervorzuheben.
5) Don Sebastian de Barnuevo, span. Maler und Bildhauer, geb. 1619 bei Madrid, Schüler und Nachahmer des A. Cano, starb 1671 als Aufseher der Kunstwerke sämtlicher Paläste. Einen an die Säule gebundenen Christus von Wachs hielt man zu Madrid für sein Meisterwerk. Im Escorial befinden sich Gemälde von ihm: St. Hieronymus in der Wüste, der Apostel Barnabas, Johannes auf Patmos und der Täufer in der Wüste.