Herodes
Atticus (genauer
Tiberius Claudius
Atticus Herodes Atticus
), namhafter griech. Redner, geboren
um 101
n. Chr. zu
Marathon, erwarb sich schon früh durch
Bildung und
Redekunst die
Gunst des
Kaisers
Hadrian, der ihn 125 zum
Präfekten
der freien
Städte der
Provinz
Asien
[* 2] ernannte. Etwa 129 nach
Athen
[* 3] zurückgekehrt, nahm er hier als gefeierter Redner und
Lehrer
der
Beredsamkeit sowie durch seine großartige
Freigebigkeit, die er mit
Hilfe eines ungeheuern vom
Vater
ererbten
Vermögens in der Unterstützung seiner Mitbürger und der Errichtung von öffentlichen Prachtbauten bethätigte,
eine hervorragende
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Stellung ein. Von Antoninus Pius 140 als Lehrer der kaiserlichen Prinzen M. Aurel und Verus nach Rom [* 5] berufen, wurde ihm 143 die Ehre des Konsulats zu teil. Mißhelligkeiten mit seinen athenischen Mitbürgern und häusliches Unglück trübten seine letzten Lebensjahre. Er starb 177 in Marathon. Seine Meisterschaft als Redner wird von seinen Zeitgenossen allgemein anerkannt. Diesem Ruf entspricht wenig eine unter seinem Namen erhaltene Schulrede über ein Thema aus der ältern Geschichte (in den Sammlungen der griechischen Redner von Reiske, Bd. 8, von Bekker, Bd. 5, von Dobson, Bd. 4), deren Echtheit jedoch zweifelhaft ist. Von seiner einstigen Berühmtheit geben noch zahlreiche Inschriften Kunde. Unter seinen Bauten ist namentlich das noch erhaltene Odeion in Athen zu erwähnen.
Vgl. Fuelles, Herodis Attici vita (Bonn [* 6] 1864);
Kämmel in Fleckeisens »Jahrbüchern«, Bd. 102 (1870);
Hertzberg, Geschichte Griechenlands unter den Römern, Bd. 2 (Halle [* 7] 1868);
Vidal-Lablache, Hérode-Atticus (Par. 1871).