Hereró
133 Wörter, 974 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Hereró
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Hereró,,
Ovaherero
oder Damara, Volk vom Stamm der Bantuneger, seßhaft besonders in dem nördl. Teile von Deutsch-Südwestafrika
(Herero-
oder Damaraland). Starkknochig, untersetzt von Gestalt, sind sie phlegmatisch und mißtrauisch
von Charakter, anhänglich an alte Gewohnheiten und Gebräuche. Ihr ganzes Dichten und Trachten erfüllt die Sorge um ihre großen
Rinder- und Schafherden. Für diese schlagen sie sich in erbitterten Kämpfen mit den benachbarten Namaqua.
Sie leben in zerstreuten Familiengruppen auf weit ausgedehnten Flächen und in öden Thalgründen. Man schätzt ihre Zahl auf 33000. Ihre Sprache [* 2] gehört zur Gruppe der Bantu-Sprachen. (S. Deutsch-Südwestafrika und Tafel: Afrikanische Völkertypen, [* 3] Fig. 8, Bd. 1, S. 182.) –
Vgl. C. Hereró
Hahn,
[* 4] Grundzüge einer Grammatik des Hereró
nebst einem Wörterbuch (Berl. 1857);
Brincker, Wörterbuch und kurzgefaßte Grammatik des Otji-Herero (hg. von Büttner, Lpz. 1887).
Damhirsch, s. Hirsch. ^[= # (Cervus L.), Säugetiergattung aus der Ordnung der Paarzeher und der Familie der Hirsche (Cervina ...] [* 6]
(Damra, Damara), ein den Hottentoten entnommener und allgemein gebräuchlicher Name für das Volk der Herero, einen zu den Bantuvölkern gehörigen Volksstamm im westlichen Südafrika, [* 7] dessen Wohnsitze zwischen 22° 58' und 19° 30' südl. Br. und dem Atlantischen Ozean bis zu einer Linie einige Grade westlich vom Ngamisee liegen (s. Karte bei »Kapland«). [* 7] Dies Gebiet besteht aus drei Teilen, einem wüsten Küstenstrich, dem landeinwärts nach O. hin gelegenen Gebirgsland und aus dem an letzteres östlich anstoßenden, nach der Kalahariwüste hin sich erstreckenden ganz flachen Steppenland.
In dem fast wasserlosen Küstenstrich leben einige Hundert Menschen, die Topnaar, zumeist vom Ertrag des Fischfangs. Der einzige, mehr und mehr versandende Hafen ist die Walfischbai. Im Gebirgsland, welches in einzelnen Gipfeln 2600 m Höhe erreicht, herrscht von Mai bis Mitte November Trockenheit; die Vegetation beschränkt sich meist auf die Thäler, in denen sich auch Wasser findet. Die Berge zeigen zahlreiche Spuren von Kupfer, [* 8] Eisen, [* 9] Zinn, Blei, [* 10] Gold; [* 11] doch ist nur das erste bisher ausgebeutet worden und zwar eine Zeitlang mit glücklichem Erfolg durch die Walfishbay copper mining company, bis eine verderbliche Viehseuche den Transport zur Walfischbai unmöglich machte. Im N., wo sich dichte Akazien- und Kameldornwälder finden, hausen noch die gewöhnlichen Tiere Afrikas.
Früher war die Jagd auf Elefanten, Strauße u. a. sehr ergiebig; diese Erwerbsquelle ist aber infolge sinnloser Verwüstung fast ganz versiegt. Von hier stießen der Swakop, Omaruru u. a. der Küste zu, die sie jedoch nur in äußerst seltenen Jahren erreichen. Das Präriengebiet zeigt große Einförmigkeit des Bodens und der Vegetation. Im nördlichsten Teil, dem gebirgigen und von Regenflüssen durchfurchten Kaoko, regnet es häufiger, die Vegetation ist auch üppiger; dies Gebiet ist aber trotzdem fast menschenleer.
Die Zahl der Dama wird auf 80,000 geschätzt, wozu noch 50,000 Bergdama kommen. Sie führen verschiedene Namen: die westlichen Stämme nennen sich Ovaherero, die östlichen werden als Ovambandscheru bezeichnet, im NO. wohnen die Ovampo. Sie alle sind Nomaden, halten große Herden von Rindern und Schafen, leben aber fast nur von der Milch, kleideten sich früher allein in mit Fett gegerbte Felle, jetzt aber auch in europäische Zeuge; als Schmuck dienen Muscheln [* 12] und schwere Eisenzierate, die, wie alles andre Eisen, von den Ovampo kommen.
Zwischen diesen reichen Nomaden und ihren Knechten, namentlich aber im nordöstlichen Bergland und an der Südgrenze, wohnen die Bergdama oder Haukhoin (»rechte Menschen«),
ein rätselhaftes schwarzes Volk, das auf der tiefsten Kulturstufe steht und
von den Dama wegen der diebischen Eingriffe in ihre Herden grimmig gehaßt wird. Die Bergdama sprechen die
Namasprache, die Sprache der aber, das Otjiherero
, gehört zu der westlichen Gruppe der Bantusprachen (s. Bantu) und ist ausführlich
dargestellt von H. Hahn (Berl. 1857). Die Rheinische Missionsgesellschaft zu Barmen
[* 13] hat im Lande der Dama bereits seit einer Reihe
von Jahren Stationen angelegt, von denen sie jetzt elf besitzt. Sie errichtete auch in Otyimbingue, später
in Rehoboth und Okahandya große Warenniederlagen, und von hier aus betrieb die mit 708,000 Mk. Kapital gegründete Missions-Handelsaktiengesellschaft
in Barmen einen anfangs großartige Verhältnisse annehmenden Handel, der aber durch schlechte Verwaltung nach wenigen Jahren
zu Grunde ging. - Das Land suchten die englischen Kolonisten der Kapkolonie 1876 an sich zu bringen, doch
gestattete die englische Regierung nur die Besitznahme der Walfischbai (s. d.), welche den Ausfuhrhafen für dieses Gebiet
bildet, aber eigentlich zum Großnamaqualand gehört. Der 150 km breite wüste Küstenstreifen wurde 1884 von dem Bremer Kaufmann
Lüderitz erworben und unter deutschen Reichsschutz gestellt.