Herberge
(althochd. heriberga, ital. albergo, franz.
auberge), früher s. v. w. Kriegslager, später allgemein in der Bedeutung von Wirtshaus oder
Gasthaus (s. d.) gebraucht. Doch machte
man in
Deutschland
[* 2] schon frühzeitig einen im wesentlichen auch
heute noch festgehaltenen Unterschied zwischen dem
Gasthaus, in welchem überhaupt
Fremde gegen Entgelt beherbergt und verpflegt
werden, und zwischen dem zur Zunftzeit vom Herbergsvater und der Herbergsmutter verwalteten
Gasthaus (Herberge
im engern
Sinn), in
welchem wandernde
Gesellen ein Unterkommen fanden und kranke verpflegt wurden. In denselben wurde jenen
auch
Arbeit nachgewiesen.
Von den am
Ort wohnenden
Gesellen wurden die Herbergen
(auch oft
»Verkehre« genannt) gewöhnlich zu regelmäßigen Zusammenkünften
benutzt und wurden auch hier die Gesellenladen aufbewahrt. An
Stelle derselben sind heute vielfach die Herbergen
zur
Heimat
getreten, welche, aus freiwillig aufgebrachten
Mitteln eingerichtet und zum Teil unterhalten und unter
christlicher Hausordnung stehend,
wandernden
Gesellen eine billige Unterkunft bieten und dieselben vor den schädlichen Einflüssen
der Wirtshäuser bewahren sollen. Eine solche Herberge
wurde 1854 in
Bonn
[* 3] auf Anregung von
Professor
Klemens
Perthes gegründet. Seit
dieser Zeit hat sich das Herbergswesen in vielen
Städten verbreitet. Die meisten Herbergen
stehen in
Verbindung mit
Gesellenvereinen (s. d.) unter katholischer Leitung.
Vgl. Perthes, Das Herbergswesen der Handwerksgesellen (2. Aufl., Gotha [* 4] 1883);
Augener, Die Herbergen
zur
Heimat (Bielef. 1869);
Rathmann, Die Herbergen
zur
Heimat (Hamb. 1876).