Hephästos
,
[* 1] im Mythus der alten Griechen der Gott des Feuers und der Künste, welche zur Produzierung ihrer Werke des Feuers bedürfen, war der Sohn des Zeus [* 3] und der Hera, [* 4] nach späterer Sage bloß der Hera. Ursprünglich war er vielleicht Gott des im Blitz herniederfahrenden Feuers. Seiner Häßlichkeit, namentlich seiner Lahmheit, wegen warf ihn seine Mutter vom Olymp herab; er fiel ins Meer, wo ihn Thetis und Eurynome aufnahmen, bei denen er nun in einer Grotte neun Jahre verweilte und manche kunstreiche Arbeit verfertigte.
Nach einer andern, ebenfalls in der »Ilias« erwähnten Sage schleuderte ihn Zeus, als er bei einem zwischen diesem und Hera entstandenen Zwist der letztern beistand, aus dem Olymp; er fiel auf der vulkanischen Insel Lemnos nieder und ward, nach spätern Sagen, erst infolge dieses Falles lahm. Dieser Lahmheit suchte er durch die Kunst abzuhelfen, indem er sich zwei goldene redende und sich selbst bewegende Sklavinnen (Automaten) fertigte, auf welche er sich stützte. Nur im Rausch, in welchen er durch Dionysos [* 5] versetzt worden war, ließ er sich bewegen, in den Olymp zurückzukehren.
Hier hatte er ein von ihm selbst erbautes glänzendes Haus mit Werkstätte. Auch den übrigen Göttern baute er eherne Häuser auf dem Olymp. Außer Lemnos nennt die Sage als seine irdischen Wohnorte oder Werkstätten: Lipara, Hiera, Imbros und den Ätna [* 6] (lauter vulkanische Gegenden). Als seine Gattin wird in der »Ilias« Charis, in der »Odyssee« Aphrodite [* 7] genannt. Diese bricht ihm aber mit Ares [* 8] die eheliche Treue. Als er durch Helios [* 9] davon Kunde erhält, umgarnt er das Ehebett mit einem künstlichen Netz.
Als dieses Ares und Aphrodite umstrickt, eilt er mit allen Göttern herbei und befreit sie erst auf Poseidons Fürsprache. Durch seine lächerliche Gestalt, besonders sein Humpeln, erregt er öfters in der Götterversammlung ein »unauslöschliches« Gelächter. Alles Kunstreiche im Altertum war die Arbeit seiner Hände, wie das Bild der Pandora, die Pfeile des Eros, [* 10] der Wagen des Helios, das Halsband der Harmonia, die silbernen und goldenen Hunde [* 11] des Alkinoos, Diomedes' Brustharnisch, Pelops' Zepter, der goldene Becher, [* 12] den Menelaos [* 13] vom König der Sidonier erhalten hatte, und die Waffenrüstung des Achilleus.
Als kunstreicher Gott tritt Hephästos
mit
Athene
[* 14] in
Verbindung, wie denn auch im attischen
Kultus beiden
Gottheiten gemeinschaftliche
Feste gefeiert wurden. Außer in
Athen
[* 15] und
Lemnos wurde Hephästos
noch auf
Imbros und
Samothrake verehrt, wo die
Kabirenmysterien mit seinem
Kultus zusammenhingen. In
Athen befand sich sein Heiligtum auf dem Kerameikos (Töpfermarkt), dessen
Schutzherr er mit
Prometheus war, da die
Töpfer sowohl durch das
Feuer zum Betrieb ihrer
Kunst als durch diese selbst unter
seine Obhut gestellt waren. Außer mit
Athene erscheint auch mit
Dionysos, dem
Gotte des
Weins und des
Frühlings,
befreundet, wobei höchst wahrscheinlich die
Wirkung der vulkanischen
Kraft
[* 16] auf den Weinbau zu
Grunde liegt. Bei den
Römern
wurde
[* 1]
^[Abb.: Hephästos
(Bronzestatue im
Britischen
Museum).]
¶
mehr
Vulcanus (s. d.) mit dem Hephästos
identifiziert. Die Künstler des Altertums pflegten ihn darzustellen als einen kräftigen und völlig
gereiften Mann, daher stets bärtig. Kenntlich ist er besonders an der Verkürzung des linken Beins. Als Attribute gab man ihm
das Schmiedegerät (Zange
[* 18] und Hammer),
[* 19] die eiförmig zulaufende Werkmannskappe und das kurze Oberkleid
der Handwerker. So zeigt ihn eine Bronzefigur des Britischen Museums in London
[* 20] (vgl. Abbildung). Auf Vasenbildern erscheint er
oft auf einem Esel in den Olymp einreitend, begleitet von Dionysos, der ihn betrunken gemacht hat. In Reliefs findet sich gelegentlich
die Waffenschmiede des Hephästos
dargestellt. Außer einigen kleinen Bronzen in London und Berlin,
[* 21] einer erst vor
kurzem gefundenen Marmorbüste im Vatikan
[* 22] und einer andern in Villa Ludovisi haben sich keine nennenswerten antiken Darstellungen
des Gottes erhalten.
Vgl. Blümner, De Vulcani in veteribus artium monumentis figura (Bresl. 1870).