Vorarbeitten fußend er ein neues Krankheitssystem einzuführen suchte, in welchem den chemischen Prozessen die Hauptrolle
zufiel. Er führte den Begriff »Ferment« ein als ein Agens, welches wichtige Umsetzungsprozesse in den Säften verursache. Er
entdeckte unter anderm den Hirschhorngeist und das kohlensaure Ammoniak. Er war es auch, der das Wort »Gas" in
die chemische Terminologie einführte. Seine Werke erschienen unter dem Titel: »Ortus medicinae« (Amsterd. 1648; dazu: »Opuscula
medica inaudita«, Köln
[* 8] 1644 und öfter; Frankf. a. M. 1659, 3 Bde.;
deutsch, Sulzb. 1683). SeinLeben beschrieb Loos (Heidelb. 1807). Über den wissenschaftlichen Wert seiner medizinischen Theorien
vgl. Spieß, HelmontsSystem der Medizin etc. (Frankf. 1840); Rommelaere, Études sur J. B. Helmont (Brüssel
1868); Kopp, Geschichte der Chemie, Bd. 1 (Braunschw.
1843).
Joh. Bapt. van, Arzt und mystischer Theosoph, geb. 1577 zu Brüssel, studierte in Löwen
mit solchem Erfolg Medizin und Chirurgie, daß er daselbst bereits in seinem 17. Jahre als öffentlicher Lehrer auftreten konnte.
Doch gab er bald die Medizin auf, verließ sein Vaterland und irrte 10 Jahre in der Welt umher, 1609 zog er
sich auf sein Gut Vilvorde bei Brüssel zurück. Hier beschäftigte er sich bis zu seinem Tode mit chem. Arbeiten und mit dem
Studium kabbalistischer und anderer mystischer Schriften.
Dies führte ihn dahin, eine mystische, aus naturphilos. und mediz. Elementen gemischte Theorie aufzustellen. Er entdeckte
das Laudanum des Paracelsus, den Hirschhorngeist und die Kohlensäure, auch führte er den Namen«Gas» in
die chem. Terminologie ein. Schließlich wollte er die ganze schulwissenschaftliche Medizin umstoßen; aber was er an deren
Stelle setzte, war noch unsicherer als alles Bisherige. Er nahm Geister bei seinen Erklärungen zu Hilft, ließ alles durch
chem. Prozesse entstehen und berücksichtigte in seiner Krankheitslehre vorzugsweise
den Magen
[* 9] und Unterleib. Nach ihm wird das Leben von einer Grundkraft, die er Archeus nennt, und von andern untergeordneten
Kräften regiert. Er starb Seine Werke erschienen u. d. T. «Ortus
medicinae» zu Amsterdam (1648 u. ö.; die beste Ausgabe ist die von 1652). –
Rommelaere, Études sur J. B. vanHelmont (Brüss. 1868);
Kopp, Geschichte der Chemie, Bd. 1 (Braunschw.
1843).
Sein jüngster Sohn, Franciscus Mercurius vanHelmont, geb. gest. 1699 in Berlin,
[* 10] hinterließ mehrere theosophische
Schriften, erwarb sich auch um die Physiologie der Sprache
[* 11] und um den Unterricht der Taubstummen Verdienste.
–
Vgl. Broeckx, Le
[* 12] baron François Mercure vanHelmont (Antwerp. 1870).