Titel
Helena,
1) Tochter des Zeus und der Leda (s. d.), der Gemahlin des Tyndareos von Sparta, Schwester der Dioskuren, Gemahlin des Menelaos, das schönste Weib ihrer Zeit und unfreiwillige Anstifterin des Trojanischen Kriegs. Als zehnjähriges Mädchen ward sie von Theseus entführt und nach Aphidnä gebracht, aber von ihren Brüdern, den Dioskuren, befreit. Die berühmtesten griechischen Fürstensöhne bewarben sich nun in Sparta um ihre Gunst; sie gab dem Menelaos den Vorzug und brachte ihm das Königreich Sparta als Brautschatz zu. Sie gebar ihrem Gatten die Hermione, ließ sich dann aber während dessen Abwesenheit von dem trojanischen Prinzen Paris bethören und samt einem großen Teil der Schätze des Menelaos nach Troja entführen.
Hier erregte ihre Ankunft allgemeine Mißbilligung, gleichwohl konnten die griechischen Gesandten ihre Auslieferung nicht erwirken. Es ward dies die Veranlassung des Trojanischen Kriegs (s. d.). Während desselben weilte sie in Troja als Gemahlin des Paris und vom König Priamos und den Troern trotz des schweren Leides, das sie über die Stadt gebracht, wegen ihrer Schönheit bewundert und geliebt; sie selbst aber bereute ihren Leichtsinn und sehnte sich nach der Heimat und dem frühern Gemahl.
Nach Paris' Tod erhielt dessen Bruder Deiphobos ihre Hand. Bei der Einnahme der Stadt war sie den Griechen behilflich und lieferte den Deiphobos in die Hände des Menelaos. Auf der Rückkehr nach Sparta läßt sie Homer durch Sturm an die phönikische Küste verschlagen werden und erst im achten Jahr die Heimat erreichen, wo sie noch längere Zeit mit Menelaos in Frieden und Eintracht lebte. Nach Pausanias wurde sie nach dem Tode des Menelaos von ihren Stiefsöhnen aus Sparta vertrieben und ging nach Rhodos zu ihrer Freundin Polyxo, auf deren Befehl sie wegen des Unheils, das sie angestiftet, an einem Baum aufgehängt ward.
Eine andre Sage läßt sie nach dem Tod mit Achilleus auf der Insel Lenke sich vermählen und durch ihn Mutter des geflügelten Euphorion werden. Zu Lakedämon wurde der Helena später ein Tempel geweiht und das Fest der Helenia gefeiert. Ihre Schicksale sind der Gegenstand einer Tragödie des Euripides. Gleich ihren Brüdern, den Dioskuren, galt auch sie als Schutzgottheit der Schiffer. Helena ist ihrer ursprünglichen Bedeutung nach eine Mondgöttin; ihre Entführung und ihre Wiederkehr wiederholen sich öfters in dem Kultus der Mondgöttinnen.
Vgl. Lehrs, Helena in den Schriftwerken der Griechen (»Populäre Aufsätze aus dem Altertum«, 2. Aufl., Leipz. 1875).
2) Heilige, nach der Legende aus Trier gebürtig, ward Gemahlin des Constantius Chlorus und Mutter Konstantins d. Gr., wallfahrtete in hohem Alter nach Palästina und baute die Kirche zum Heiligen Grab in Jerusalem. Nach der Legende fand sie Christi Kreuz (s. Kreuzeserfindung). Sie soll gestorben sein als Nonne, 80 Jahre alt. Ihr Tag: 18. August.