Heiliges
Land, s. v. w. Palästina.
8 Wörter, 66 Zeichen
Land, s. v. w. Palästina.
[* ] (hierzu die Karte »Palästina«),
röm. Name für das hebräische Peleschet, bezeichnete ursprünglich nur die Küstenebene der Philister südlich von Joppe (Jafa), ist also mit Philistäa gleichbedeutend. Schon früh (vielleicht zur Richterzeit) wurde der Name Palästina auf das ganze Land der Juden ausgedehnt von Dan im N. bis Bersaba im S., und dieser Sprachgebrauch hat sich bis heute erhalten, während die Bibel dafür verschiedene Ausdrücke braucht, wie Land der Hebräer, Land Israels, Juda (nachexilisch), Jehovahs Land, Heiliges Land, Land der Verheißung (Gelobtes Land) etc. Kanaan hieß nur das Westjordanland; im engern Sinn bezeichnete es Philistäa und die nördlich anstoßende phönikische Küste.
Letztere beiden Gebiete gehörten jedoch nur zeitweilig zu Palästina, dessen Westgrenze im wesentlichen mit dem Beginn des Hügellandes zusammenfällt. Die nördliche Grenze lag bei Rama (Rame) und Dan (Tell el Kadi) am Fuß des Hermon, die östliche etwa unter 36° östl. L. v. Gr., wo sich der rötliche, ackerbaufähige Boden scharf von dem östlichen Weideland der Steppe abhebt, die südliche etwa unter 31¼° nördl. Br. beim heutigen Bir es Seba'a und im Ostjordanland unter 31½° am Fluß Arnon
Maßstab - 1:1,200,000.
D. - Dschebel, Berg.
T. - Tell, Hügel.
N. - Nahr, Fluss.
W. - Wadi, Flussthal.
unter dem Meeresspiegel gelegenes Land.
Gebiete der zwölf Stämme Israels.
Maßstab 1:3000000
Zum Artikel »Palästina«.
(Wadi Modschib). Somit beträgt die größte Breite Palästinas im S. etwa 133 km, die geringste im N. 60-70 km, die größte Länge von Bersaba bis Dan 230,. vom Arnon bis Dan 200. km. Der Flächeninhalt belief sich rund auf 24,800-27,500 qkm (450 bis 500 QM.); ihn genau anzugeben, ist unmöglich, da nach allen Seiten die Grenzen oft wechselten, wie denn z. B. die Stämme des Ostjordanlandes mit den Nachbarvölkern (Syrern und Moabitern) im steten Kampf um ihr Land lagen.
Das so umgrenzte Gebiet zerfällt in vier von Natur scharf geschiedene Teile: die Ebene am Meer, das westjordanische Hochland, die Jordanniederung und das ostjordanische Hochland. Die Ebene am Meer hat vom Vorgebirge Karmel im N. bis Gerar (Umm Dscherâr) im S. eine Länge von 165 km und eine durchschnittliche Breite von 15 km. Das Gestade selbst ist flach und sandig, mit Dünen besetzt und zu Landungsplätzen wenig geeignet. Erst nördlich von Cäsarea (Kaisarieh) tritt das Gebirge stellenweise steiler an das Meer heran und wird buchtenreicher, bis nördlich vom 33. Breitengrad im eigentlichen Phönikien Steilküsten die Regel bilden.
Jene Ebene, das eigentliche Kanaan, ist ein besonders in seiner nördlichen Hälfte ungemein fruchtbarer Alluvialboden, welcher im Altertum, von wenigen Ausnahmen im Hochland abgesehen, die meisten und größten Städte von ganz Palästina trug. Ihre südliche Hälfte hieß Sephela, ihre nördliche Saron; Joppe oder etwa der 32. Breitengrad machte die Grenze. Auf diese Ebene, deren östlichste Teile am Fuß des Hochlandes eine Höhe von 50-80 m erreichen, folgt östlich ein terrassenförmiges Hügelland von derselben Breite wie die Ebene und von 200-500 m Meereshöhe und, damit zusammenhängend, das westjordanische Hochland von 600-900 m Höhe.
Ursprünglich hingen das west- und ostjordanische Plateau, deren Höhenverhältnisse und geologische Beschaffenheit sich genau entsprechen, zusammen und wurden erst in der Tertiärzeit durch Spaltung und tiefe einseitige Senkung des dazwischenliegenden Teils, des jetzigen Jordanthals (Ghor), voneinander getrennt. Dies beweisen unter anderm die auf dieser Spalte hervortretenden heißen Quellen und Erdbeben. Erstere sprudeln in Hamath (jetzt Hamam) bei Tiberias, in Amatha beim heutigen Mkes und in der Kallirrhoe im Thal des Wadi Zerka Ma'in.
Die geologische Zusammensetzung dieser Plateaus, welche, westlich vom Jordan durch Ebenen unterbrochen, das Verbindungsglied des Libanon und Hermon im N. mit dem Sinai und den westarabischen Gebirgen im S. bilden, ist im großen folgende. Urgebirgsmassen (Granit und Gneis) bilden die beiden Ufer des Roten Meers und die südliche Sinaihalbinsel und reichen nördlich vereinzelt bis in die Nähe des Toten Meers. Diese Urgesteine werden nördlich von einem (auch in Nubien weitverbreiteten) sehr harten, braunroten bis schwärzlichen Sandstein überlagert, welcher nordwärts bis an das südöstliche Ufer des Toten Meers reicht und an den Westabhängen des Libanon und Antilibanon wieder zu Tage tritt.
Diesem Sandstein ist ein zur untern Abteilung der Kreideformation gehöriger Kalkstein (Neokom) aufgelagert, welcher die Hauptmasse des Libanon und Hermon, das ganze ost- und westjordanische Plateau und die nördliche Hälfte der Sinaihalbinsel bildet und noch im Nilthal weit nach S. hinaufreicht. Erdige Kreide, öfters mit Feuersteinbänken, Kreidemergel, Kreidekalk etc., liegt größtenteils in ungestörten Lagerungsverhältnissen übereinander. Nummulitenkalk, dem untern Tertiär angehörig, tritt nur selten (z. B. am Karmel, am Ebal und Garizim, nördlich und südlich von Sichem) auf.
Der quartären Formation gehören die Ebenen, wie Jesreel (s. unten), Sephela und Saron, das Ghor u. a., an, während vulkanische Erscheinungen, namentlich Basalte, im N. auftreten. Vulkanisch ist der Dschebel Hauran mit seinen zahlreichen Eruptionskegeln und das Produkt derselben, das Lavaplateau Trachon (Ledscha), ferner die Landschaft Gaulonitis (Dscholân) westlich von Merom- und Tiberiassee, mit einer doppelten, genau nordsüdlich verlaufenden Vulkanreihe, sowie westlich vom Jordan einzelne Partien bei Nazareth, Tiberias und Safed.
Das westjordanische Plateau fällt gegen W. und O. mit sehr scharfen Rändern ab; diese Naturform war es, welche die Isolierung des Landes begünstigte, Schutz gegen feindliche Angriffe darbot und somit einen wesentlichen Einfluß auf die Entwickelung des jüdischen Volkes ausgeübt hat. Von S. (Idumäa) her ist der Aufstieg zum Gebirge Juda kein so steiler, wie aus folgenden Höhenzahlen erhellt: Bersaba 335 m, weiter nördlich Dhaharie 662 m, Es Semua 694 m, endlich Hebron auf dem Plateau 885 m. Letzteres selbst steigt unweit östlich von Hebron zu 963 m, in Herodion (Dschebel Ferdis) zu 813 m, westlich von Bethlehem zu 1040 m, in Jerusalem zu 760 m an. Die das Plateau mitten durchziehende große Straße von Hebron über Jerusalem nach Sichem hält sich stets auf oder nahe an der Wasserscheide und zeigt nur geringe Höhenunterschiede. An fruchtbaren Ebenen besitzt dieses Gebirge nur das Thal Rephaim, südwestlich von Jerusalem.
Berühmt ist der Dschebel Karantel (s. Quarantana) über Jericho, welcher senkrecht über 300 m in das Ghor abfällt. Dieser Berg gehört schon zum Gebirge Ephraim, welches alles Land von Kiriath Jearim (Kariet el Enab) und Jerusalem bis zum Gebirge Karmel und der Ebene Jesreel umfaßt. Dasselbe ist ziemlich fruchtbar und auch heute noch relativ gut angebaut, umschließt auch, besonders in seinem nördlichen Teil, der Landschaft Samaria (s. d.), mehrere kleinere Ebenen, wie die von Sichem (ca. 600 m), Samaria (ca. 500 m) und Tamun.
Gegen den Jordan hin sind seine Abhänge kahl und rauh, die Felsschluchten wild und öde und von jeher ein Zufluchtsort für Räuber. An einzelnen Bergen sind hier zu nennen: der von Mizpa (Nebi Samwil, 914 m), der spitze Karn Sartabe (310 m ü. M., 567 m über dem Jordanthal), der Ebal (924 m) und Garizim (864 m), in der Nähe von Sichem. An das Gebirge Ephraim schließen sich nördlich die Gebirge Gilboa (523 m, heute Dschebel Fukua) und Karmel an, welche beide von SO. nach NW. ziehen, die Ebene Jesreel einschließen und die Grenze zwischen Samaria und Galiläa bilden.
Der Karmel (jetzt Eliasberg genannt) ist reich an Quellen und Vegetation, erhebt sich bis zu 570 m Höhe, ist ca. 52 km lang und fällt schroff gegen das Meer ab. Auch die Ebene Jesreel (Esdrelon) erstreckt sich von SO. nach NW. und ist, vom Kison (Nahr el Mukatta'a) durchflossen, heute zwar stellenweise sumpfig, aber sehr fruchtbar. Gegen O. steht sie durch den Einschnitt zwischen dem Gebirge Gilboa und dem Kleinen Hermon (Dschebel Dahi, 553 m) mit dem Jordanthal bei Bethsean (Besan) in Verbindung. Nördlich von ihr erhebt sich das großartige, fruchtbare Gebirgsland von Galiläa, welches im S. von Ebenen durchsetzt ist, im N. sich unmittelbar an den Libanon anschließt. Auf den Kleinen Hermon folgen nördlich der kegelförmige Tabor (615 m), die Berge von Nazareth (Nasira, 545 m), welche nördlich die
fruchtbare Ebene Sebulon (heute Battauf) begrenzt; dann die Berge über Tiberias (Karn Hattin, 362 m) und das Asamongebirge (Dschebel Dschermak, 1220 m) westlich von Safed. Dann wird das Gebirge zum Fluß Lita (Litani) hin wieder niedriger.
Der dritte Hauptteil von Palästina ist das Thal des Jordans (s. d.), im Altertum Aulon, heute El Ghor genannt, durchweg eben, an den Mündungen der größern Zuflüsse, wie des Jarmuk (Scheriat el Menadhire), des Jabbok (Wadi Zerka), des Wadi Kefren, am See Genezareth, um Bethsean (s. oben) und namentlich um Jericho etc. fruchtbar, wenn auch wenig bebaut, sonst aus Steppe bestehend. Der Jordan, der einzig namhafte Fluß Palästinas, entspringt am Hermon in 370 m Höhe, durchfließt den See Merom und den See von Genezareth, tritt dann in die Thalspalte des Ghor ein und ergießt sich endlich in das 394 m unter dem Meer gelegene Tote Meer. Die Gebirge des Ostjordanlandes, unter dem Namen Gilead zusammengefaßt, steigen vom Toten Meer und dem Ghor aus steil an und verflachen sich ostwärts mit allmählicher Senkung in das Steppen- und Wüstengebiet Nordarabiens.
Von den einzelnen Teilen sind zu nennen: das Gebirge Abarim in Moab mit dem Fluß Arnon (Wadi Modschib), die Gebirge Pisga mit dem Berg Nebo (845 m) und Mizpe (Dschebel Oscha bei Salt, 1058 m);
dann nördlich vom Jabbokfluß das eigentliche Gebirge Gilead bis zum tief eingeschnittene Thal Jarmuk und nördlich davon bis zum Hermon und der Nordgrenze Palästinas die vulkanische Landschaft Golan (Dscholan), im Hami Kursuh zu 1198 m, im Tell esch-Schecha zu 1294 m ansteigend. Im allgemeinen ist das Ostjordanland heutigestags besser bewaldet und bewässert als das Westjordanland, und obwohl meist von Beduinen durchzogen und weniger Dörfer enthaltend, entbehrt es doch nicht fruchtbarer Ebenen;
hervorzuheben sind namentlich die auf dem Plateau der Belka um Medaba und Baal Me'on (heute Madeba und Mai'n), im Thal des Jabbok und die nicht mehr zum eigentlichen Palästina gehörige, noch heute Korn exportierende weite Ebene Basan (jetzt En Nukra), westlich vom Hauran. - Unter Wüsten, von denen die Heilige Schrift spricht, ist Steppenland zu verstehen, welches wie im Altertum, so noch heute nur im Winter von Nomaden beweidet wird. So beschaffen ist der größte Teil des Ghor und namentlich die Wüste Juda, welche zwischen dem Toten Meer und den Orten Herodion, Thekoa, Kapharbarucha, Arad und Aroer sich hinzieht, nördlich von der Straße von Jerusalem nach Jericho, südlich etwa vom 31. Breitengrad begrenzt wird.
Der Unterschied im natürlichen Reichtum Palästinas von einst und jetzt ist nicht so bedeutend, als viele glauben. Einerseits sind die Schilderungen der Bibel (»das Land, wo Milch und Honig fließt«) von orientalischer Phantasie eingegeben, anderseits ist Palästina, wenn es auch früher eine größere Einwohnerzahl ernährte, wie die überall zahlreichen Reste von Ortschaften, Terrassen, Zisternen etc. beweisen, doch auch noch heute fruchtbar und für den Anbau von Wein, Öl, Gemüsen und allerhand Früchten, weniger von Getreide (wegen der zuweilen großen Trockenheit und der Heuschrecken) sehr geeignet.
Nur fehlen ihm menschliche Kräfte und vor allem eine redliche, geordnete Verwaltung, um wieder aufzublühen. Waldreich war das Westjordanland (von Teilen seines westlichen zum Mittelmeer sich senkenden Abfalles abgesehen) wohl nie, und darum sind auch seine Bäche nie viel wasserreicher gewesen als jetzt. In der Regenzeit tosende Gießbäche, trocknen sie schon im April und Mai fast völlig aus und sind zudem für die Bewässerung des Landes wegen ihrer tief eingeschnittenen Schluchten von geringem Wert.
Nach dem Meer fließen nur kleine Küstenflüßchen von 35-45 km Länge, wie der Kison (Nahr el Mukatta'a), Kana (Wadi e' Scha'ir), Nahr el Audsche bei Jafa u. a. Die westlichen Nebenflüsse des Jordans und des Toten Meers sind noch kürzer; darunter der bei Jerusalem entspringende und ins Tote Meer mündende Kidron (Wadi en Nar). Bedeutender sind die östlichen Zuflüsse, wie der Jarmuk (Scheriat el Menadhire), der Wadi Adschlun, der Jabbok (Wadi Zerka), der Lasa (Wadi Zerka Ma'in) und der Arnon (Wadi Modschib).
Was das Klima Palästinas anlangt, so unterscheiden seine Bewohner eigentlich nur die Regenzeit und die regenlose Periode. Der Frühling fällt von Mitte März bis Mitte Mai und ist, abgesehen von Regenschauern und selbst Hagel und Schnee (auf dem Plateau), die angenehmste Jahreszeit. Im März und April fallen die zum Gedeihen des Getreides und der Weide unentbehrlichen Spätregen, deren Ausbleiben oft Mangel und Hungersnot erzeugt. Von Anfang Mai bis Ende Oktober ist der Himmel fast ohne Ausnahme wolkenlos.
Gegen den Sommer hin erscheinen noch Nebel in den Bergen, verschwinden aber im Hochsommer ganz, wo dann die Atmosphäre wunderbar klar ist. Meist fällt alsdann auch während der Nacht Tau, oft tritt sogar empfindliche Kalte ein. Der Wind kommt gewöhnlich von NW.; Ostwind bringt Dürre, während der ermattende, heiße Südwind (Chamsin) immer nur wenige Tage anzuhalten pflegt. Schon Mitte Mai bekommt das Land infolge des Regenmangels ein vertrocknetes Ansehen, und nur bei künstlicher Bewässerung erhält sich die Vegetation noch frisch.
Die »Wüste« ist im Sommer völlig verdorrt, so daß die Nomaden sich in die Berge ziehen. Alles Obst reift, die Bäche trocknen aus, der Boden wird steinhart. In den tiefer liegenden Gegenden wird das Getreide schon gegen Ende Mai, weiter oben in der ersten Hälfte des Juni geerntet, so daß um Pfingsten in alter Zeit das Erntefest gefeiert werden konnte. Gegen Ende Oktober zeigen sich zuerst wieder Wolken, und es fallen einige Gewitter- und Frühregen, worauf das Pflügen und Säen beginnt.
Die Regen, von einigen schönen Tagen noch unterbrochen, werden häufiger, zu Anfang November entlauben sich die Bäume; der Dezember ist schon stürmischer, nebelig und regnerisch, und schon gegen Ende des Jahrs fällt auf den Bergen etwas Schnee. Januar und Februar sind kalt und bilden den eigentlichen Winter; sie bringen Schnee, der sich aber nur auf den Bergen länger als 24 Stunden hält, und spärliches, rasch schmelzendes Eis auf den Gewässern. Gegen Anfang März bedecken sich die Fluren wieder mit Grün. Die Temperaturunterschiede in Palästina sind bedeutend; die mittlere Jahreswärme in Jerusalem beträgt +17,5° C. Ganz abweichende Verhältnisse zeigt wegen seiner tiefen Depression das Jordanthal, wo die Hitze schon zu Anfang Mai über 50° steigt und die Ernte bereits Mitte April beginnt.
Die Vegetation des Küstenstrichs ist im ganzen die Mittelmeerflora und wird durch eine Menge immergrüner, schmal- und lederblätteriger Sträucher und rasch verblühender Frühlingskräuter (Oleander, Myrte, Pinie, Ölbaum, Scilla, Tulpe, Anemone, einjährige Gräser) charakterisiert. Östlich vom Libanon und von dem Gebirge Juda beginnt die orientalische Steppenvegetation, durch große Mannigfaltigkeit der Arten, geringen Baumwuchs, dagegen viele Dorngesträuche ausgezeichnet, während das Ghor eine mit indischen und nubischen Formen verwandte
subtropische Flora besitzt. Zeder und Cypresse kommen jetzt nur noch selten vor. Die Knoppereiche wächst im N. und O. Palästinas, die Steineiche südlich vom Karmel, die Terebinthe und der Johannisbrotbaum überall, die Tamariske und Pappel im untern Jordanthal. Weizen, von welchem der Bauer meist lebt, dann Gerste, Dinkel, Hirse, Sorghum, Bohnen, Erbsen, Linsen, auch Roggen und Mais sind die hauptsächlichsten Getreidearten, welche schon im Altertum angebaut wurden.
Auch Anis, Fenchel, Senf, Kümmel, Sesam, Hanf und Flachs kommen vor; ferner Blumenkohl, Gurken, Lattich, Zwiebeln, Melonen, Artischocken, Spargel, Trüffeln in der Wüste (letztere drei wild wachsend). Baumwolle gedieh in Palästina in alter wie neuer Zeit; im Mittelalter war die Baumwollweberei berühmt, jetzt arbeitet sie meist nur für den inländischen Verbrauch. Maulbeerbäume gab es schon in alten Zeiten; Morus alba jedoch, jetzt namentlich im Libanon verbreitet, wurde erst in byzantinischer Zeit eingeführt.
Zuckerrohr und Balsamstaude gediehen einst bei Jericho, ersteres jetzt noch bei Jafa und Akka; die Dattelpalme findet sich im S. Palästinas und wild am Toten Meer. Weit verbreitet waren und sind Ölbaum, Feigenbaum und Weinstock. Erst seit neuester Zeit keltern wieder deutsche Kolonisten in Hebron, Bethlehem etc. gute Weinsorten. Birn- und Apfelbäume waren zu jeder Zeit selten, Granaten anscheinend einst verbreiteter als jetzt. Berühmt sind die ausgedehnten Baumgärten des heutigen Jafa, wo Apfelsinen, Zitronen, Pfirsiche, Mandeln etc. in üppiger Fülle gedeihen.
Die Viehzucht bildete einen der Haupterwerbszweige der Bewohner Palästinas. Heute wie vorzeiten gibt es zahlreiche Herden von Schafen und Ziegen, welche neben Hühnern ausschließlich die Fleischnahrung liefern. Das Rind diente mehr zum Pflügen und Dreschen; der zahme Büffel wird jetzt im Jordanthal gehalten; Kamele finden sich mehr im Ostjordanland und in der südlichen Wüste als im W. Pferde sind jetzt häufiger als in alter Zeit, dafür waren damals Esel und Maultiere weit mehr im Gebrauch als jetzt.
Besonders geschätzt sind heute die großen weißen Esel aus der Wüste. Schweine fanden sich nur bei den heidnischen Bewohnern des Ostjordanlandes. Die Gans scheint in alten Zeiten nicht gezüchtet worden zu sein, das heute verbreitete Haushuhn erst seit dem Exil. Der Hund und die erst spät gezähmte Katze lebten stets in Palästina in halbwildem Zustand. Von wilden Tieren kamen und kommen vor: Hyänen, Schakale, Füchse, Dachse, Igel, Stachelschweine, Löwen (jetzt ausgestorben), Leoparden (jetzt sehr selten), Geparden, Wildschweine, Bären (im Libanon), Gazellen, Steinböcke;
sodann Fledermäuse, allerlei Nagetiere, Klippschliefer, wilde Enten, Rebhühner, wilde Tauben, Wachteln, Störche, Adler, Geier;
allerlei Schildkröten, Schlangen und Eidechsen. Im See Genezareth ward einst bedeutende Fischerei getrieben;
die Bienenzucht liefert Ersatz für den Zucker.
Von Ausbeutung etwa vorhandener Metalle ist in Palästina nie die Rede gewesen. Von den verschiedenen, zum Teil sehr verheerenden Landplagen Palästinas stehen die häufigen Erdbeben obenan, deren in der Heiligen Schrift mehrere erwähnt werden. Heiße, versengende Ostwinde, Hagelwetter, Wolkenbrüche, Heuschreckenzüge, allgemeine Dürre behaupten noch jetzt, wie ehedem, ihre Gewalt und vermehren die Unsicherheit der Existenz in dem Grad, als ihnen eine geregelte Kultur durch geeignete Präservativmittel nicht mehr entgegenwirkt. Auch die Plage des Aussatzes sucht jetzt noch die Bewohner Palästinas, namentlich die ärmern Klassen, heim.
Heute zerfällt Palästina in die vier Liwas El Kuds e'-Scherif (Jerusalem), Nabulus, welches auch die Belka jenseit des Jordans umfaßt, Akka und Hauran des Wilajets Surija (Syrien), deren Gesamtbevölkerung, soweit jene Bezirke Teile des alten Palästina umfassen, höchstens 650,000 Seelen beträgt. Dagegen lassen die (freilich wohl übertriebenen) Angaben der Bibel schließen, daß die Juden etwa in der Stärke von 2½ Mill. einwanderten und in der Zeit der Richter vielleicht das Doppelte (?) zählten.
Immerhin mag das Land einst vier- bis fünffach stärker bevölkert gewesen sein, also 2½ Mill. Seelen besessen haben, was die heutige Bevölkerungsdichtigkeit der Schweiz überträfe. Ethnographisch setzt sich die heutige Bevölkerung aus Syrern und Arabern zusammen, wozu in kleinerer Zahl noch Griechen, Türken, Juden und Franken (Deutsche in Haifa, Jafa, Jerusalem etc.) kommen. Nach der Religion scheiden sie sich in Mohammedaner (80 Proz.), Christen der verschiedenen Riten und Juden, welch letztere übrigens keine Reste der alten Juden, sondern in neuerer Zeit aus Europa eingewandert sind.
Die ältesten Einwohner von Palästina waren, abgesehen von den im Pentateuch und im Buch Josua erwähnten, die semitischen oder kanaanitischen Stämme der Chetiter, des hervorragendsten, mächtigsten Volkes, dessen Gebiet sich um das Bergland von Hebron vom Jordan bis zum Mittelmeer erstreckte, der Jebusiter in und um Jerusalem (früher Jebus), der Cheviter und Amoriter nördlich, der Moabiter östlich, der Philister südlich von den Chetitern. Sie hatten eine zahlreiche Bevölkerung, wohnten in stattlichen ummauerten Städten und betrieben nicht nur einträglichen Ackerbau, sondern auch Handelsverkehr und Gewerbe.
Ihre höchsten Götter waren Baal und Astarte. Hof und Heer ihrer Könige waren stattlich und wohlgeordnet. Die Chetiter konnten im 14. Jahrh. v. Chr. 2500 Streitwagen stellen. Schon um 2000 wurden die Kanaaniter von Elam und Babylonien aus bekriegt, und nach der Vertreibung der Hyksos aus Ägypten zwangen die Pharaonen von Theben die Kanaaniter wiederholt zur Zahlung ansehnlicher Tribute, ohne jedoch eine dauernde Herrschaft über sie zu erlangen. Im 13. Jahrh. trat eine bedeutende Veränderung in Palästina ein, indem die Amoriter nach Unterwerfung der Moabiter das Reich der Chetiter stürzten und auch den Chevitern den südlichen Teil ihres Gebiets entrissen.
Die Chetiter flohen teils nach Phönikien, teils blieben sie inmitten der Amoriter wohnen, die ebenfalls kein einheitliches Gemeinwesen bildeten, so daß Palästina in zahlreiche kleine Fürstenherrschaften zerfiel. Um 1250 fielen die Israeliten unter Josua in Kanaan ein, eroberten Jericho und besiegten mit Hilfe der Cheviter die Amoriter in der Schlacht bei Gibeon. Hierauf eroberten sich die einzelnen Stämme (Ruben, Gad und der größere Teil von Manasse blieben auf dem östlichen Jordanufer) in Einzelkämpfen ihre Gebiete; lange Zeit blieben noch Reste der alten Einwohner (Kanaaniter und Gibeoniten) unter den Israeliten wohnen.
Die Philister behaupteten nicht nur ihre Unabhängigkeit, sondern eroberten sich in den Zeiten der Spaltung der Israeliten einen großen Teil des Landes, und erst unter David wurde ihre Macht gebrochen und die Unterwerfung von ganz Palästina unter die Herrschaft der Israeliten vollendet, die sich 953 in die Reiche Juda und Israel teilten. Im Verlauf der geschichtlichen Entwickelung (s. Juden) erlitt die alte Einteilung Palästinas bedeutende Abänderungen. Seit der Babylonischen Gefangenschaft verlor die Unterscheidung
von zwölf Stammgebieten alle Bedeutung. Vielmehr zerfiel seit jener Zeit der westliche, zwischen dem Mittelmeer und dem Jordan gelegene Teil des Landes in die drei Distrikte Judäa, Samaria und Galiläa. Judäa, der südlichste und größte Teil des Westjordanlandes, zwischen dem Mittelmeer, dem untern Jordan und dem Toten Meer, wurde zu Jesu Zeiten in das nördliche oder eigentliche Judäa und in das südliche Judäa oder Idumäa eingeteilt. Johannes Hyrkanos (135-106) hatte letzteres erobert, die Idumäer zur Annahme des mosaischen Gesetzes gezwungen und die Länder zu einem Ganzen vereinigt.
Unter Herodes d. Gr. wurde der idumäische Stamm in ganz Palästina sogar der herrschende Peräa oder das gesamte Ostjordanland Palästinas zerfiel in die Provinzen: Trachonitis, die nördlichste, am Antilibanon und südwärts nach dem Gebirge Gilead zu, nebst Ituräa, Gaulonitis, an der Ostküste des Sees Genezareth, Batanäa, südlich vom vorigen, und Peräa im engern Sinn, die alten Stammgebiete von Gad und Ruben. Im 4. Jahrh. n. Chr. teilte man Palästina mit Zurechnung von Arabia peträa ein in: Palästina prima, Nordjudäa und Samaria umfassend, mit der Hauptstadt Cäsarea;
Palästina secunda, das alte Galiläa mit der ganzen Umgegend des Sees Genezareth, sowohl an der Ost- als an der Westseite, und der Hauptstadt Skythopolis;
Palästina tertia (Palästina salutaris), Südjudäa, Idumäa und das Peträische Arabien, mit der Hauptstadt Petra.
Bei der Teilung des römischen Reichs (395) fiel Palästina dem morgenländischen Kaisertum zu und teilte dessen Schicksale. 636 bemächtigte sich der Kalif Omar Palästinas. Nur auf kurze Zeit (1099 bis 1187) ward das unter fast 500jährigem Druck seufzende Land, welches alle Geschicke der wechselnden Herrschaft der sarazenischen Oberhäupter in Ägypten teilte, durch die christlichen Kreuzfahrer von der Herrschaft der Ungläubigen befreit. Von nun an war Palästina, schon seit dem Anfang der Kreuzzüge jammervoll verheert, der stete Schauplatz wütender Kämpfe zwischen den Sarazenen und den christlichen Kreuzfahrern, die bis 1291 die Wiedereroberung desselben vergeblich versuchten, sowie zahlreicher Eroberungszüge asiatischer Horden, bis es 1517 unter dem Sultan Selim I. in die Hände der osmanischen Türken kam. 1799 fiel Napoleon I. von Ägypten aus in Palästina ein, zog sich aber nach vergeblicher Belagerung von Ptolemais (St.-Jean d'Acre) wieder zurück.
Das Schicksal Palästinas schien einer Wendung zum Bessern entgegenzugehen, als Ibrahim Pascha 1832 Besitz von demselben nahm und Mehemed Ali es mit Ägypten vereinte. Die schweren Bedrückungen der Bewohner dauerten zwar auch unter dieser Regierung fort und wurden noch obendrein durch die früher unbekannten Soldatenaushebungen gesteigert; allein die Konsequenz, mit der die Regierung von Kairo ihre Anordnungen durchführte, hatte doch die wohlthätige Folge, daß Sicherheit nach außen herrschte und Ackerbau und Industrie wenigstens vor gewaltsamen Störungen geschützt waren. Seit der Vertreibung der Ägypter aus Syrien und Palästina 1841 seufzt Palästina jedoch wieder unter türkischer Herrschaft.
Die allseitige Erforschung des Heiligen Landes ist namentlich seit den letzten Jahrzehnten mit vermehrtem Eifer und erfreulichem Erfolg fortgesetzt worden.
Unter den Leistungen nach dieser Richtung verdienen vor allen die von Titus Tobler (seit 1835) und dem Amerikaner Edw. Robinson (1838) als epochemachend genannt zu werden. Andre wichtige Reiseunternehmungen der Neuzeit sind die von Roth, der besonders Höhenmessungen anstellte (1837, 1856, 1858), Russegger (1838), Symonds (1841), E. G. Schultz (1843), Sepp (seit 1845), Lynch (1848), de Saulcy (1850-51, 1863), van de Velde (1851 f. und 1862), Smith (1852), de Voguë (1853 und 1861), V. Guérin (seit 1854), G. Rosen (seit 1855), G. Rey (seit 1857), Cyrille Graham (1857) und Wetzstein (1858), die den Hauran bereisten, Herzog von Luynes (1864) u. a. Die gesamte Litteratur über Palästina bis dahin (gedruckte Bücher, Handschriften, Karten und Bilder von den ältesten Zeiten bis 1866 umfassend) hat Titus Tobler in der »Bibliographia geographica Palaestinae« (Leipz. 1867) zusammengestellt, woraus wir von den neuern Werken nur die Beschreibungen von Sepp (»Jerusalem und das Heilige Land«, 2. Aufl., Regensb. 1876) und O. Strauß (»Die Länder und Stätten der Heiligen Schrift«, 2. Aufl., Leipz. 1877) anführen wollen. Von den seitdem erschienenen Schriften seien genannt: Fraas, Aus dem Orient (Stuttg. 1867);
V. Guérin, Description géographique, historique et archéologique (Par. 1868-80, 7 Bde.);
Derselbe, La Terre Sainte, son histoire, ses souvenirs, etc. (1881-83, Prachtwerk);
Duc de Luynes Voyage d'exploration à la Mer Morte, etc. (Par. 1871-76, 3 Bde.);
Tristram, The land of Moab (Lond. 1873);
Ebers und Guthe, Palästina in Bild und Wort (Stuttg. 1881-83, Prachtwerk);
Charmes, Voyage en Palestine (Par. 1885);
K. Bädeker, Palästina und Syrien (bearbeitet von Socin, 2. Aufl., Leipz. 1880);
Meyers Reisebücher: »Orient«, Bd. 1 (2. Aufl., das. 1888).
Am wichtigsten sind jedoch die Arbeiten des 1865 in London gebildeten Palestine Exploration Fund, welcher mit großen Mitteln eine genaue systematische Erforschung zunächst des Westjordanlandes durchgeführt hat. Diese Arbeiten, an denen sich besonders Wilson, Anderson, Warren, Conder, Drake, Palmer, Kitchener u. a. beteiligten, erstrecken sich auf genaue geographische und geognostische Aufnahme des Landes, Erforschung der Ruinen, der heutigen Bevölkerungsverhältnisse, der Fauna und Flora, auf Ausgrabungen in Jerusalem und andern historisch wichtigen Orten, auf photographische Abbildungen, Meteorologie etc. 1881 begann derselbe Verein, von den Türken leider bald darin unterbrochen, die Aufnahme des Ostjordanlandes, nachdem 1880 seine Karte des Westjordanlandes in 26 Blättern erschienen war (vgl. »Our work in Palestine«, Lond. 1873; Warren, Recovery of Jerusalem, das. 1872; Conder, Tent work in Palestine, neue Ausg. 1885). Ein deutscher Verein zur Erforschung Palästinas, gegründet von Zimmermann, Kautzsch und Socin, trat im April 1877 ins Leben; seine seit 1878 vierteljährlich zu Leipzig erscheinende Zeitschrift (Redaktion von H. Guthe) enthält wertvolle Beiträge zur Landeskunde und alljährliche Übersichten der gesamten Litteratur über Palästina. Von den Kartenwerken über Palästina sind, außer den eben angeführten aus neuester Zeit, namhaft zu machen: Mencke, Bibelatlas (Gotha 1868);
de Bruyn, Palaestina ex veteris aevi monumentis ac recentioribus illustrata (3. Aufl., Utrecht 1874);
Smith und Grow, Historical atlas of ancient geography (Lond. 1874);
Kiepert, Neue Wandkarte von Palästina (5. Aufl., Berl. 1883).