Heidel
,
Hermann, Bildhauer, geb. zu Bonn, [* 2] studierte erst Medizin, ging aber 1835 zur Kunst über und begann seine Studien in München [* 3] auf der Akademie und unter Schwanthaler. Nachdem er sich durch Modellierung einer Kolossalbüste Beethovens, welche sich im Rathaus zu Bonn befindet, einen Namen erworben, begab er sich auf drei Jahre nach Italien [* 4] und ließ sich 1843 in Berlin [* 5] nieder. Er übernahm hier zuerst Sandsteinarbeiten für das im Neubau begriffene Opernhaus und für die Schloßkuppel sowie Stuckarbeiten für den »weißen Saal«.
Ein Hochrelief: Karl d. Gr., die Sachsen [* 6] zum Christentum zwingend, und Luther, die Thesen an die Schloßkirche zu Wittenberg [* 7] anschlagend, wurde als Gipsmodell ausgeführt und vom König von Preußen [* 8] dem Martinsstift in Erfurt [* 9] zum Geschenk gemacht. Es folgten: Umrisse zu Goethes »Iphigenie«, acht Blätter aus dem Tantalus-Mythus und eine Iphigeniastatue in Marmor (Orangerie bei Potsdam), [* 10] eins seiner Hauptwerke;
ferner die Reliefs: Ödipus und Antigone auf dem Weg nach Kolonos;
Nausikaa, dem Odysseus zuerst begegnend, und Penelope, beim nächtlichen Auftrennen ihres Tagewerks von den Freiern am Webstuhl [* 11] überrascht.
Nach seinem
Modell wurde die 1859 in
Halle
[* 12] enthüllte Händelstatue in
Bronze
[* 13] gegossen, eine der besten modernen Leistungen
dieser Art und ebenbürtig neben
Rietschels
Lessing dastehend. Die Trinkhalle zu
Wildbad hat von seiner
Hand
[* 14] ein in
Terrakotta
ausgeführtes
Hautrelief, die
Flucht
Eberhard Rauschebarts aus dem
Wildbad darstellend. Heidel
starb in
Stuttgart.
[* 15]
¶
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Heidel
,
Hermann, Bildhauer, geb. zu Bonn, ging vom Studium der Medizin zur Bildhauerkunst
[* 16] über und trat 1835 zu
München in die Werkstatt Schwanthalers. 1838 ging Heidel
sodann nach Rom,
[* 17] wo er statt der Romantik der Münchener
Schule die Antike mit Hingebung aufnahm. Heidel
kehrte 1842 nach Köln
[* 18] zurück, siedelte aber 1843 nach Berlin über, wo er Modelle
zu Geschirren, Humpen, Bechern u. s. w. schuf. Die Berliner
[* 19] Nationalgalerie besitzt von ihm: Orestes von Iphigenie erkannt (Hochrelief; 1884 angekauft),
ferner Ödipus von Antigone geleitet (1854). Seine wichtigsten Rundskulpturen sind: eine Marmorstatue
der Iphigenie (1852; Orangerie bei Potsdam) und die Statue
¶
mehr
Händels für Halle, 1859 gegossen. Heidel
starb auf einer Reise zu Stuttgart.