Haspel
,
Maschine
[* 2] zum
Heben von
Lasten mittels
Ketten,
Seilen,
Riemen oder
Gurten in der
Regel auf größere
Höhen, beruht auf dem
Prinzip des
Rades an der
Welle. Der Haspel
in seiner ursprünglichen und einfachsten Form (einfacher Haspel oder
kurzweg Haspel
) besteht aus einer horizontalen, geneigten oder vertikalen, beiderseitig mit
Zapfen
[* 3] in
Lagern laufenden
Welle oder
Trommel aus
Holz
[* 4] oder
Eisen
[* 5] (Haspelbaum
, Rundbaum,
Seil-, Kettentrommel), durch deren Drehung ein die
Last
tragendes
Seil
(Kette etc.) aufgewickelt wird.
Die Drehung wird durch Menschenhand meist mittels
Kurbeln (Haspel
hörnern) hervorgebracht, welche einseitig oder beiderseitig
an den verlängerten
Zapfen angebracht sind (Kurbelhaspel
, Hornhaspel). Seltener werden die Haspeln mittels eines
Kreuzes,
d. h. zwei kreuzweise durch die
Welle gesteckter
Stangen (Kreuzhaspel
), oder mittels eines Spillenrades,
eines an seiner
Peripherie in regelmäßigen
Abständen mit Handgriffen versehenen
Rades
(Spillen- oder Spillenradhaspel
), oder
endlich mittels eines an seinem
Umfang ausgekehlten
Rades (Haspel
rades) an einem um dasselbe gelegten
Seil (oder
Kette) ohne
Ende (Seilradhaspel
, Kettenradhaspel) bewegt.
Die Haspeln
haben entweder nur ein einziges Lastseil
(Kette etc.), welches sich bei der Drehung in einer
Richtung aufwickelt und die am untern Ende angebrachte
Last hebt, bei der Drehung in umgekehrter
Richtung sich unbelastet abwickelt
(einfach wirkende Haspel
), oder sie sind mit zwei sich abwechselnd auf- und abwickelnden
Seilen ausgestattet, so daß immer
das eine Seilende belastet: aufwärts, das andre unbelastet abwärts geht und umgekehrt.
Letztere (doppelt wirkende) Haspeln
sind insofern vorteilhafter, als bei ihnen das
Gewicht des ablaufenden Seils und des etwa daran befestigten
Gefäßes mit zur
Hebung
[* 6] der
Last verwendet wird und auch zwischen zwei
Hebungen keine Zeit für das Herunterlassen des Seils
verloren geht. Zur Zeit werden die Haspeln
meistens nicht in der beschriebenen einfachsten
Konstruktion ausgeführt, sondern
tragen in der
Regel auf der Kurbelwelle ein kleines Zahnrad
(Trieb), welches in ein größeres, auf der
¶
mehr
Seiltrommel befestigtes eingreift, oder sind zwischen Kurbel- und Trommelwelle noch mit mehreren derartigen Rädervorgelegen
ausgestattet, so daß man größere Lasten damit heben kann. Diese Haspeln
werden gewöhnlich Winden
[* 8] (s. d.) genannt. Die einfachen
Haspeln
finden Verwendung in der Form von Kurbelhaspeln bei Bauten zur Hebung von Baumaterial, bei Schöpfbrunnen, bei primitiven
Bergwerksanlagen zur Förderung von Erzen (als doppelt wirkende Haspeln
);
in der Form von Kreuzhaspeln
zur Bewegung von Schützen
bei Mühlgerinnen etc.;
als Spillenhaspel
bei dem gewöhnlichen Steuermechanismus der Schiffe;
[* 9]
als Seilradhaspel
zum Aufwinden
der Getreidesäcke in Windmühlen.
Der Garnhaspel (Weife, Garnweife) ist eine Vorrichtung, mittels welcher Gespinste von den Spulen abgewickelt (gehaspelt) und zugleich in die zum Verkauf oder zur Aufbewahrung geeignete Form von Strähnen gebracht werden. Da gesetzlich oder herkömmlich eine Strähne (ein Strang, Stück, Lopp, Schneller) eine gewisse Anzahl von Fäden enthalten und in eine bestimmte Anzahl von Gebinden geteilt sein muß (s. Garn), so ist der Haspel mit einer Vorrichtung zum Zählen der Umdrehungen versehen, wodurch er sich von der Winde [* 10] (Garnwinde) unterscheidet, auf welche die Strähnen ausgebreitet gelegt zu werden pflegen, um sie wieder abzuwickeln u. dgl. Der bei der Handspinnerei benutzte Haspel wickelt nur einen Faden [* 11] auf einmal auf und wird stets mit der Hand [* 12] gedreht; die bei der Maschinenspinnerei üblichen Haspeln dagegen wickeln eine Anzahl Fäden zu gleicher Zeit auf und werden teils mit der Hand, teils durch Wasser- oder Dampfkraft in Bewegung gesetzt.
Bei beiden Arten besteht der Zählapparat in der Regel aus einem gezahnten Rade, das mittels eines Getriebes oder einer Schraube ohne Ende von der Haspelachse umgedreht wird. Das Gestell des bei der Handspinnerei gebräuchlichen Haspels besteht aus einem Fuß und einer senkrechten Säule, welch letztere in einer Aushöhlung den Zählmechanismus einschließt. Auf einer in der Säule gehenden Welle sind vier, sechs oder acht an den äußersten Enden mit Querhölzern krückenförmig eingerichtete Stäbe (Haspelarme) so angebracht, daß sie ein Rad ohne Kranz bilden, auf welches das Garn gewunden wird, indem man die Welle mittels des an einem der Arme befindlichen Griffes herumdreht.
Ein kurzes Schraubengewinde auf der Achse greift in das eben erwähnte Zahnrad ein und schiebt bei jedem Umlauf des Haspels einen Zahn des Rades fort, so daß, da die Anzahl der Zähne [* 13] der der Fäden eines Gebindes gleich ist, mit jeder Umdrehung des Zahnrades ein Gebinde abgehaspelt ist. Das Ende jeder Umdrehung wird durch einen auf der Seitenfläche des Rades stehenden eisernen oder hölzernen Stift bemerklich gemacht, welcher in diesem Moment eine vorher zurückgedrückte hölzerne Feder wieder abfallen läßt (daher Schnappweife).
Zuweilen schlägt auch die abfallende Feder an eine Glocke, oder der Stift hebt statt der Feder einen Hammer [* 14] auf, der beim Zurückfallen auf ein Brettchen oder eine Glocke schlägt. Öfters, und um das Zählen der Gebinde zu ersparen, greift ein besonderes Getriebe [* 15] in ein zweites Zahnrad, dessen Achse einen Zeiger trägt, welcher die Zahl der Gebinde angibt. Der bei der Maschinenspinnerei dienende Haspel wird auf 20-40 oder 50 Gänge eingerichtet, d. h. so viele Spindeln werden gleichzeitig abgewickelt und ebenso viele Strähnen auf einmal gebildet.