Harzspiritus
,
s. Harzöl.
Harzspiritus
6 Wörter, 55 Zeichen
Im Meyers Konversations-Lexikon, 1888
Harzspiritus,
s. Harzöl.
Im Brockhaus` Konversationslexikon, 1902-1910
Harzspiritus,
s. Harzessenz.
Produkt der trocknen Destillation [* 3] des Kolophoniums. Erhitzt man letzteres in niedrigen eisernen Blasen, so erhält man außer brennbaren Gasen eine wässerige saure Flüssigkeit, welche Essigsäure und Ameisensäure gelöst enthält, ein leichtflüchtiges, thymianartig riechendes Öl (Harzessenz, Harzgeist, Harzspiritus, Pinolin), welches wie Terpentinöl und als Leuchtmaterial benutzt wird, dann bei höherer Temperatur ein weißes, dickflüssiges, blau schillerndes Öl und endlich ein gelbes, dünnflüssiges, ebenfalls blau schillerndes Öl.
In der Blase bleibt schwarzes Pech zurück. Die beiden zuletzt genannten Öle [* 4] kommen als rohes Harzöl in den Handel und werden vorzugsweise von den Wagenfettfabrikanten benutzt. Durch Kochen mit 1 Proz. Kalkhydrat oder granuliertem Zink oder durch Verseifen mit Natronlauge und nochmalige Destillation gewinnt man aus dem rohen das rektifizierte Harzöl (Kodöl). Behandelt man dickes Harzöl in der Wärme [* 5] mit rauchender Schwefelsäure, [* 6] so erhält man ein dunkles, schwachriechendes Öl, welches, mit fettem Öl gemischt, als Maschinenschmieröl benutzt wird. Das Harzöl des Handels ist gelb bis gelbrot, blau schillernd, dickflüssig, vom spez. Gew. 0,955, riecht angenehm, löst sich etwas in Alkohol, reagiert schwach sauer, verharzt nicht an der Luft, siedet über 200° und verbindet sich mit Basen zu seifenartigen Verbindungen, von welchen die butterartige, in Wasser unlösliche, mit gelöschtem Kalk ¶
dargestellte Harzölkalkseife als englisches Patentwagenfett Anwendung findet. Harzöl dient auch zur Darstellung von Buchdruckerschwärze und zum Verfälschen fetter Öle, besonders des Baumöls, und wird häufig mit Mineralölen verfälscht.