Harfe
(ital. Arpa, franz. Harpe, engl.
Harp), eins der ältesten Saiteninstrumente, das schon in einer der heutigen ähnlichen Form vor Jahrtausenden in
Ägypten
[* 2] in
Gebrauch gewesen zu sein scheint. Unter den
Instrumenten, deren
Saiten mit der
Hand
[* 3] oder einem
Plektron gerissen werden, ist
die Harfe
das größte. Bis zum Anfang des vorigen
Jahrhunderts war die ein
Instrument, das
Modulationen in
andre
Tonarten nur sehr schwer ausführen konnte, da ihre
Saiten nicht in (chromatischer) Halbtonfolge, sondern diatonisch
gestimmt werden und jede
Saite einzeln mittels eines
Hakens, der die
Saite verkürzte, umgestimmt werden mußte.
Dieser
Haken war schon ein Fortschritt (in
Tirol
[* 4] zu Ende des 17. Jahrh.). Erst 1720 führte Hochbrucker
das gemeinsame Umstimmen aller gleichnamigen
Töne durch Pedaltritte ein, so daß die
Hände des Spielers fürs
Spiel frei blieben.
Endlich erfand
Erard 1820 die Doppelpedalharfe
, welche jede
Saite zweimal um einen
Halbton höher zu stimmen gestattet. Diese
jetzt vollkommenste Art der Harfe
steht in
Ces dur mit einem
Umfang vom
Kontra-Ces bis zum viergestrichenen
fis; durch die erstmalige Anwendung der sieben
Pedale werden die sieben
Bee beseitigt, so daß die
Stimmung
C dur ist; die zweite
Verkürzung macht aus
C dur
Cis dur.
Schnellere chromatische
Gänge sind auch heute noch auf der Harfe
unmöglich, desgleichen
Akkorde, die neben
einem Stammton einen chromatisch veränderten derselben
Stufe enthalten. Die ältere Art der Harfe
hat einen vierkantigen Resonanzkörper,
der aus Resonanzdecke und Resonanzboden, beide mittels zweier Seitenwände
(Zargen) miteinander verbunden, besteht und sich
allmählich von
oben nach unten erweitert, so daß er am Befestigungspunkt der kürzesten
Saite am engsten,
an dem der längsten
Saite am weitesten ist.
Bei den neuern
Instrumenten ist der
Körper nicht mehr vierkantig, sondern nur die Resonanzdecke ist flach, während
Boden und
Seitenwände durch
eine halbrund gewölbte Kastenzarge ersetzt sind; die
Höhe des ganzen Resonanzkörpers beträgt 150-170
cm. Die Harfe
ist mit
Darmsaiten bezogen. In der Mitte des
Bodens ist der
Länge nach eine schmale
Leiste von hartem
Holz
[* 5] mit den
Löchern zum Einhängen der
Saiten befestigt; an das obere schmale Ende des Resonanzkörpers setzt im spitzen
Winkel
[* 6] der
Hals
an, welcher schlangenförmig gebogen ist. In demselben haften die Stimmnägel, um welche die
Saiten geschlungen
sind, die mittels des Stimmhammers gestimmt werden.
Damit der
Hals der bedeutenden Zuglast der zwischen ihm und dem Resonanzkörper ausgespannten
Saiten den nötigen
Widerstand
zu leisten vermöge, wird er durch einen zwischen seinem äußersten Ende und dem
Fuß des
Instruments eingesetzten, meist
säulenartig gestalteten
Träger
[* 7] gestützt. Durch diese drei Teile: Resonanzkörper,
Hals und
Träger erhält die Harfe
die Form
eines
Dreiecks, dessen längster
Schenkel der
Träger ist. Man spielt die Harfe
im Sitzen, indem man sie, den Resonanzboden gegen
die
Brust geneigt, zwischen den
Knieen und
Armen hält, während die rechte
Hand vorzugsweise in den höhern,
die linke mehr in den tiefern
Lagen thätig ist.
Charakteristisch für das
Instrument ist das
Spiel gebrochener
Akkorde, das darum
Arpeggio heißt. Eine Spezialmanier der Doppelpedalharfe
ist das Martellement, die wiederholte Angabe desselben
Tons im
Wechsel
zwischen zwei durch das
Pedal auf gleiche
Höhe gebrachten
Saiten:
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Besondere ältere und neuere
Arten der Harfe
sind: die alte gälische Harfe (Cláirseach, Clàrsach, Claasagh) und die cymbrische
Harfe
(Telyn, Telein,
Télen), die bei den
Barden
Großbritanniens im
Gebrauch waren;
die Doppelharfe
(Arpa doppia, Davidsharfe)
mit aufrecht stehendem Resonanzboden, der von beiden Seiten mit
Saiten bezogen war;
die
Spitzharfe (Arpanetta,
Harfenett
), ebenso, von kleinern
Dimensionen;
Pfrangers chromatische Harfe
(unpraktisch wegen der zu großen Saitenzahl) und
Lights (1798) Harfenlaute (Dital harp), eine Verschmelzung der und
Laute (vgl.
Groves »Dictionary of music«, 1880 ff.).
Die vorzüglichsten neuern Komponisten für die Harfe sind: Nadermann, Dizi, Marin, Parish-Alvars, Oberthür u. a. Auch Spohr hat für seine erste Gattin, eine treffliche Harfenspielerin, mehrere schöne Salonstücke mit Begleitung der Violine für die Harfe geschrieben. Nicht minder haben die neuern Komponisten von Opern und Instrumentalwerken die Harfe mit glücklichem Erfolg angewendet. Eine treffliche Harfenschule ist die von Wenzel (neue Ausg. 1877).