(poln. Czarne), Stadt im preuß. Regierungsbezirk
Marienwerder,
[* 2]
Kreis
[* 3]
Schlochau, an der
Zahne und der
LinieRuhnow-Konitz der Preußischen Staatsbahn, hat eine evangelische und
eine kath.
Kirche, ein
Amtsgericht, eine große Dampfsägemühle mit Goldleistenfabrik und (1885) 2960 meist evang.
Einwohner.
Dabei das
GutSchloß und ein großer, neuangelegter Militärschießplatz für das 1. und 2.
Armeekorps.
1)
Otto,
Graf von, ein reicher und mächtiger
Herr aus einem edlen fränkischen
Geschlecht, dessen Stammburg
am rechten Rheinufer unterhalb
Andernach lag, hatte sich mit einer nahen Verwandten, Irmingard, vermählt. Die
Kirche erklärte
diese
Ehe für unkanonisch, und
KaiserHeinrich II. sowie
Erzbischof Erkenbald sprachen die
Nichtigkeit derselben
aus. Als
Otto sich nicht fügte und den
Erzbischof befehdete, belagerte der
Kaiser 1020 die
Burg und bezwang sie durch
Hunger.
Der
Graf und seine Gemahlin zogen als
Märtyrer treuer
Liebe ins
Elend. Ersterer unterwarf sich 1023
vor derSynode
zu
Mainz
[* 4] und gelobte Besserung; Irmingard aber,
¶
Stadt im Kreis Schlochau des preuß. Reg.-Bez. Marienwerder, 28 km westlich
von Schlochau, an der Zahne und der Nebenlinie Runow-Neustettin-Konitz der Preuß.
Staatsbahnen,
[* 11] Sitz eines
Amtsgerichts (Landgericht Konitz),
[* 12] hat (1890) 2986 E., darunter 277 Evangelische und 139 Israeliten, Post, im Sommer mit Zweigstelle
auf dem Schießplatz, Telegraph,
[* 13] eine Dampfsägemühle und bedeutende Viehmärkte.
Dabei die Oberförsterei Hammerstein, früher Rittergut
Schloß-Hammerstein. Hammerstein war früher ein Hammerwerk und hieß Hammerstern.
Wilh., Freiherr von, Politiker, geb. zu Ratzow in Mecklenburg-Schwerin,
studierte Forstwissenschaft zu Tharandt und Eberswalde und trat Ostern 1860 als Forstmann in mecklenb.-schwerinsche Dienste,
die er jedoch 1863 wieder verließ, um die nach dem Tode seines Vaters ererbten Güter in Pommern
[* 17] zu bewirtschaften. 1876 trat
Hammerstein für Stolpe-Lauenburg-Bütow in das preuß. Abgeordnetenhaus, und 1881 wurde
er für den gleichen Wahlkreis auch in den Reichstag gewählt. Er schloß sich der konservativen Fraktion an und zählte bald
zu den Führern der äußersten Rechten.
Namentlich auf kirchlichem Gebiete vertrat er einen sehr entschiedenen Standpunkt; er wirkte im Kulturkampf für eine Revidierung
der Maigesetze auch im Interesse der prot. Kirche. Durch die Haltung der NeuenPreußischenZeitung (Kreuzzeitung),
deren Leitung Hammerstein 1881 übernommen hatte, erregte er Zwiespalt im konservativen Lager,
[* 18] da er stets mehr Fühlung
mit dem Centrum als mit dem Kartell suchte; besonders stieß er 1889 durch seine heftigen Angriffe auf die Regierung,
die nach seiner Ansicht durch ihre kartellfreundliche Politik sogar das Königtum gefährdete, die gouvernementalen Konservativen,
welche unter dem Einfluß von Helldorfs-Bedra standen, vor den Kopf. Die Folge war, daß er aus der Parteileitung ausschied
und, nachdem der Kaiser die hyperloyalen Bestrebungen der Kreuzzeitung durch einen Erlaß im Reichsanzeiger desavouiert hatte,
bei den Wahlen von 1890 erlag. Doch wurde er 1892 bei einer Ersatzwahl vom Wahlkreis Herford-Halle wieder in den Reichstag gewählt
und behauptete das Mandat auch bei der Neuwahl vom