Hades
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Hades
[* 2] (lat. Pluto), in der griech. Mythologie der Gott der Unterwelt, Sohn des Kronos und der Rhea, [* 5] Bruder des Zeus, [* 6] auch Hades oder Aides (Aidoneus, der »Unsichtbare«) genannt. Gleich den ¶
übrigen Kindern der Rhea verschlang ihn Kronos, gab ihn aber, durch das Brechmittel der Metis gezwungen, wieder von sich. Nach des Kronos Sturz teilte er sich mit Zeus und Poseidon [* 8] in dessen Reich und erhielt durch das Los die Unterwelt, wo er fortan an der Seite seiner Gemahlin Persephone [* 9] (s. d.) als König herrschte. Er ist der unerbittliche und unversöhnliche Feind alles Lebens, welcher die Sterblichen durch den Tod in sein Reich hinabzieht, und daher Göttern und Menschen verhaßt.
Seine Wohnung ist öde und schauervoll; vor seinem Palast liegt der furchtbare Kerberos. [* 10] Daneben aber machte sich auch eine mildere Vorstellung von ihm geltend, indem man ihn als einen in der Erde wohnenden Gott der Befruchtung [* 11] und des Reichtums (auch des Metallreichtums) betrachtete. In diesem Sinne nannte man ihn eben Pluton (Pluteus, »Reichtumspender«). Mythen gibt es von ihm wenige. Im Kampf des Zeus mit den Titanen focht auch Pluton mit und erhielt von den Kyklopen [* 12] einen unsichtbar machenden Helm (das Symbol seines unsichtbaren Waltens in der Tiefe der Erde); auch gegen die Giganten stand er dem Bruder bei.
Bei den ältern Dichtern treibt er selbst mit seinem Stab [* 13] die Schatten [* 14] in die Unterwelt hinab; später erscheint er mehr in königlicher Würde, während Hermes [* 15] das Amt der Seelenführung hat. Zu seinem Hofstaat gehören außer den Parzen und Erinnyen [* 16] die drei Richter Äakos, Minos und Rhadamanthys sowie der Fährmann Charon. [* 17] Pluton hatte uralte Tempel [* 18] zu Koroneia in Böotien und zu Pylos in Messenien, einen heiligen Hain bei Nysa. Ihm waren die Cypresse und der Narcissus heilig; man opferte ihm, mit abgewandtem Antlitz, schwarze Schafe. [* 19] In Rom, [* 20] wohin die Vorstellung vom König der Unterwelt und seiner Gemahlin von Griechenland [* 21] übertragen ward, hieß der Gott gewöhnlich Dis (s. d.), auch Dis pater, und hatte mit Proserpina gemeinsam einen unterirdischen Altar [* 22] auf dem Marsfeld, welcher alljährlich einmal aufgedeckt wurde.
Abbildungen des Pluton sind im ganzen selten. Finsterer Gesichtsausdruck und über die Stirn vorhängendes Haar, [* 23] dazu eine stärkere Bekleidung, als Zeus und Poseidon haben, sind seine Hauptmerkmale, wie ihn z. B. ein im Besitz des Fürsten Chigi in Rom befindlicher antiker Marmorkopf darstellt. Statuarisch ist er meist sitzend aufgefaßt, mit Zepter und Schale, zur Seite den Höllenhund (Kerberos), so in der Statuette der Villa Borghese in Rom (vgl. Abbildung), oder zur Seite seiner Gemahlin Persephone (s. d., mit Abbildung). Verwandtschaft mit Pluton in Bedeutung und Erscheinung hat der Zeus Serapis (s. Zeus).