Höchstes
Gut
(Summum bonum,
Finis bonorum), dasjenige
Gut, dem (mit
Recht oder Unrecht) unbedingter Wert beigelegt, und
welches um deswillen angestrebt wird. Dasselbe ist ein scheinbares, wenn der vermeintlich unbedingte Wert nur bedingt, dagegen
das wahre, wenn er wirklich unbedingt ist. Jenes ist bei dem Nützlichen der Utilitaristen und bei dem
Sinnlich-Angenehmen der Eudämonisten, dieses bei dem
Schönen der Idealisten
(Ästhetiker) und dem
Guten der
Moralisten
(Ethiker)
der
Fall. Das
Schöne überhaupt und das
Gute als Willensschönes sind einander verwandt; jenes bildet den weitern, dieses den
engern
Begriff, da zwar das
Gute stets schön, aber nicht alles
Schöne gut
sein muß. Realisierung des
Schönen ist
Kunst, die des
Guten
Sittlichkeit; jene findet im Kunstwerk, diese im
Charakter Verwirklichung.
Wirkung der
Kunst ist
Genuß, der
¶
mehr
Sittlichkeit Seligkeit; Folge des künstlerischen Schaffens für den Künstler Beseligung, des sittlichen Handelns für den Tugendhaften
Selbstzufriedenheit. Der im griechischen Altertum berühmte Streit der Kyrenaiker und Epikureer, welche die Tugend in die Glückseligkeit,
und der Cyniker und Stoiker, welche die Seligkeit in die Sittlichkeit setzten, ist, wie schon Platon, welcher
die Tugend, und Aristoteles, welcher die Eudämonie für das höchste Gut
erklärte, gleich wohl erkannt haben, müßig, weil
Glückseligkeit ohne Tugend keine ist und die Tugend von selbst Glückseligkeit herbeiführt. höchstes Gut
im ethischen Sinn ist daher
nach Kants richtiger Bemerkung weder Sittlichkeit noch Glückseligkeit für sich, sondern beider Vereinigung,
Einssein von Thun und Sichfreuen des Guten, im weitern, ästhetischen Sinn aber weder kunstmäßiges Schaffen noch künstlerisches
Genießen getrennt, sondern die Einigung beider, Einssein von Schaffen und Sichfreuen des Schönen.