Guerillas
(span., spr. gherilljas, »Freischaren«),
in
Spanien
[* 2] bewaffnete Volkshaufen, die besonders nach der französischen
Invasion von 1808 sich bildeten und neben den regulären
Truppen durch
Führung des kleinen
Kriegs dem Feind bedeutenden
Schaden zufügten. Diese Kriegsweise ist den Spaniern zu allen
Zeiten eigentümlich gewesen, in gleicher
Weise ein
Produkt ihres
die strenge militärische
Zucht abweisenden
Naturells und der
Formation des
Landes, welches in schwer zugänglichen
Gebirgen den
Guerillas
vortreffliche
Stützpunkte gewährt.
Mit ihr hatte einst
Viriathus den
Römern jahrelang
Widerstand geleistet, hatten die
Christen ihre ersten
Erfolge gegen die Araber errungen, im spanischen
Erbfolgekrieg die Anhänger der
Bourbonen und der
Habsburger einander befehdet.
Als daher die regelmäßigen
Heere von den
Franzosen zersprengt waren, erließ die Zentraljunta ein
Dekret, welches
im ganzen
Reich, besonders aber in den
Gebirgen, die
Bildung von Guerillas
anordnete, um kleinere Abteilungen des
Feindes zu überfallen, seine
Kommunikationen abzuschneiden, seine
Depots aufzuheben, dabei auch den Nationalhaß überall
lebendig zu erhalten. In wenigen
Monaten bedeckte sich das Land mit solchen
Banden unter
Führung von
Bauern,
Mönchen, Schmugglern,
Offizieren etc., welche zwar das Land selbst arg ruinierten, aber den
Franzosen auch unüberwindliche Schwierigkeiten bereiteten.
Die durch die französischen
Siege versprengten
Soldaten füllten ihre
Reihen. Unter kühnen
Führern wurden die Guerillas
schon im
Frühjahr 1809 größern feindlichen
Korps so gefährlich, daß z. B.
Victor und
Sébastiani nicht nach
Andalusien vordringen
konnten. Oft gelang es den Guerillas
, wichtige
Posten abzufangen, vor allem wurden die
Franzosen gezwungen, ihre
Etappen stark zu besetzen und ihre
Kräfte in einem ermüdenden und blutigen Parteigängerkampf aufzureiben.
Repressivmaßregeln steigerten nur die Rachsucht, die Verwüstung des
Landes die Zahl der verzweifelten
Kämpfer. An dem
Scheitern
der
Kriegspläne
Napoleons haben die Guerillas
einen Hauptanteil gehabt, und unter ihren Anführern sind als
besonders durch
Glück,
Charakter und persönliches
Schicksal ausgezeichnet
außer
Empecinado zu nennen: der
Alte von
Sereña,
Pastor, welcher später
General wurde, Abuelo, Chacelo, besonsonders ^[richtig: besonders] aber der
Pfarrer
Merino (s. d.). Auch
der englische
General
Robert
Wilson (s. d.) hatte großen Einfluß auf die
Organisation der Guerillas
und deren
Erfolge.
Nach dem
Frieden von 1814 arteten die Guerillas
zum Teil in Räuberbanden aus, welche einzelne
Provinzen arg heimsuchten. Durch Verfolgte
und Unzufriedene verstärkt, gewannen sie infolge der
Revolution von 1820 eine neue politische Bedeutung. Durch den
Fanatismus
der
Pfaffen aufgereizt, bildeten sich royalistische Guerillas
, denen konstitutionelle entgegentraten, so daß
sich zwischen beiden ein förmlicher Parteikampf entspann. Nach dem Abzug der
Franzosen gab die Verfolgung der politisch Kompromittierten
dem Bandenwesen in
Spanien neue
Nahrung, welches nun wieder in gemeine Räuberei überging.
Auch um die Ansprüche des
Don Karlos nach
Ferdinands VII.
Tod 1833 durchzusetzen, beriefen die
Priester, vor allen
Merino,
wieder Guerillas
, so daß der damalige
Bürgerkrieg in den ersten
Jahren einzig von diesen
Banden unterhalten wurde.
Später, mit der
Organisierung des karlistischen
Heers, verlor sich der
Name Guerillas
, jedoch nicht die Kriegsart derselben. Im letzten Karlistenkrieg
seit 1872 endlich traten wieder Guerillas
auf unter
Führern wie der
Pfarrer
Santa Cruz, Saballo u. a., die dem
Kampf einen grausamen
Charakter aufgeprägt haben. Auch die Mexikaner haben im
Kampf gegen die
Franzosen 1863-66 mit Erfolg Guerillabanden
gebildet.