Gruter
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Janus [* 2] (eigentlich Gruytère), gelehrter Philolog, geb. zu Antwerpen, [* 3] Sohn des dortigen Bürgermeisters, kam im siebenten Jahr mit seinem politischer Gründe halber flüchtigen Vater nach England, studierte zu Cambridge und Leiden, [* 4] lebte seit 1586 hauptsächlich in Rostock, [* 5] ward 1589 Professor der Geschichte in Wittenberg, [* 6] jedoch 1592, weil er die Konkordienformel nicht unterschreiben wollte, entlassen, wurde wahrscheinlich noch in demselben Jahr Professor der Geschichte in Heidelberg, [* 7] 1602 zugleich Bibliothekar der Palatina, verlor 1622 bei der Erstürmung Heidelbergs durch Tilli) und der Wegführung der Palatina auch den größten Teil seiner Privatbibliothek und starb in Berhelden bei Heidelberg.
Sein berühmtes, unter thätiger Mitwirkung Jos. Scaligers (s. d.) entstandenes Hauptwerk sind die »Inscriptiones antiquae totius orbis romani« (Heidelb. 1602-1603, 2 Bde.; wieder hrsg. von Gude und Grävius, Amsterd. 1707, 4 Bde.). Sonst nennen wir das »Florilegium ethico-politicum« (Frankf. 1610), eine Sammlung von Denk- und Sprichwörtern in den verschiedensten Sprachen. Auch gab er Seneca, Sallust, Tacitus, Livius, Ovid, Cicero, Plautus u. a. heraus; doch war sein kritisches Talent weit geringer als seine Gelehrsamkeit.
Vgl. Köchly in den »Verhandlungen der Heidelberger Philologenversammlung« (Leipz. 1865).