in der bildenden
Kunst eine Zusammenstellung mehrerer Gegenstände in der Art, daß sie das
Auge
[* 2] auf einmal
umfaßt, oder (nach
Mengs) eine symmetrische Vereinigung mehrerer
Figuren, die unter sich (zu einem Ganzen, d. h. zu einer
Hauptvorstellung) verbunden sein müssen. Bei der
Komposition einer Gruppe ist darauf zu achten, daß die
Hauptfigur als solche charakterisiert und nicht durch den
Ausdruck oder die künstlerische Behandlung einer Nebenfigur in
ihrer
Wirkung beeinträchtigt wird.
Hinsichtlich der Gruppierung, d. h. der
Anordnung der einzelnen Teile zum Ganzen oder der
Verbindung des Mannigfaltigen zur
entsprechenden
Einheit, unterschied die frühere Kunstlehre drei Musterformen: die der Weintraube, der
Pyramide und des
Kegels, je nachdem dieselbe in der äußersten Umgrenzung dem einen oder andern dieser Gegenstände ähnlich
sieht. Doch sieht die moderne
Kunst von solchen äußerlichen Vorschriften ab und bildet die
Gruppen nach
Grundsätzen innerer
Entwickelung und mit Rücksicht auf die beabsichtigte
Wirkung.
Im engern
Sinn heißt Gruppe jedes plastische
Werk, welches aus zwei oder mehreren
Figuren besteht. Klassische
Beispiele für die Pyramidenform der Gruppe bieten die
Gruppen
des
Laokoon und des
FarnesischenStiers (s. Tafel
»Bildhauerkunst
[* 3] II«,
[* 4] Fig. 8 u. 9). Auch die Vereinigung
mehrerer
Figuren in einem Tempelgiebel nennt man Gruppe. Wie sehr die moderne
Plastik von den akademischen
Regeln
des Gruppenumrisses abweicht, zeigen die
Gruppen von
Begas und
Carpeaux (s. Tafel
»Bildhauerkunst X«,
[* 5] Fig. 11 u. 15). - In der
Geologie
[* 6] bezeichnet man mit Gruppe teils Unterabteilungen der größern
Formationen
(Systeme), teils eine Mehrheit von
Formationen
(Systemen).
In dem letztern
Sinn, welcher nach der von dem internationalen Geologenkongreß adoptierten
Nomenklatur allein mit der Bezeichnung Gruppe zu verbinden ist, unterscheidet man die vier Formationsgruppen:
archäische, paläozoische, mesozoische und neozoische. Für Gruppe als ein der
Formation untergeordneter
Begriff würde nach dieser
Vereinbarung vielmehr
»Stufe«,
»Serie« oder »Abteilung« zu gebrauchen sein. Vgl.
Geologische Formation. - Im parlamentarischen
Leben ist Gruppe Bezeichnung für eine kleinere Zahl von Parteigenossen im
Gegensatz zu der größern
»Fraktion« mit einer vollständigen
Parteiorganisation. Gewöhnlich lehnt sich eine solche parlamentarische an eine größere
Partei an, wie früher im deutschen
Reichstag die Gruppe
»Löwe«, die Gruppe »Schauß-Völk«, gegenwärtig die
Gruppe der deutschen
Volkspartei.
OttoFriedrich, Dichter und Schriftsteller, geb. zu
Danzig,
[* 7] war anfangs für den Kaufmannsstand bestimmt,
widmete sich aber später, nachdem er das
Gymnasium seiner Vaterstadt besucht, zu
Berlin
[* 8] philosophischen, naturwissenschaftlichen
und altdeutschen
Studien, lieferte Kunstberichte als ständiger Mitarbeiter an der »Allgemeinen
Preußischen Staatszeitung« und ward 1835
Redakteur des
Feuilletons derselben. Nachdem er 1842 und 1843 im
Ministerium der geistlichen
Angelegenheiten gearbeitet hatte, ward er 1844 zum außerordentlichen
Professor in der philosophischen
Fakultät zu
Berlin ernannt,
wo selbst er insbesondere
Logik und allgemeine Geschichte der
Philosophie sowie Geschichte der griechischenPhilosophie
las. 1863 ward er ständiger
Sekretär
[* 9] der königlichen
Akademie der bildenden
Künste, als welcher er starb. Gruppe war
nach verschiedenen
Richtungen hin litterarisch thätig. Unter seinen
Schriften verdienen Auszeichnung: »Antäus, Briefwechsel
über die spekulative
Philosophie« (Berl. 1831),
»Ruth, Tobias, Sulamith« (Berl. 1857) hervorzuheben sind. Außer einer
Sammlung seiner »Gedichte« (Berl. 1835) ließ
Gruppe zahlreiche Dichtungen zerstreut, teils in Chamissos »Musenalmanach«, teils in einem von ihm selbst begründeten und redigierten
»Musenalmanach« (1850-55),
und einer Fortsetzung des Schillerschen »Demetrius« (das. 1861). Gruppes sämtliche Dichtungen sind durch Geschmack
und gute Form ausgezeichnet, tragen aber jenes akademische Gepräge, welches den Dichter zu tieferer Wirkung nicht kommen
läßt. Als Litterarhistoriker trat er hervor mit den Anthologien: »Deutscher Dichterwald« (Berl. 1849, 3 Bde.)
und »Sagen und Geschichten des deutschen Volkes aus dem Munde seiner Dichter« (das. 1854),
den Schriften: »Deutsche
[* 13] Übersetzerkunst«
(Hannov. 1858),
»ReinholdLenz' Leben und Werke« (Berl. 1861) und dem litterarhistorisch-kritischen, durchaus auf selbständigem
Urteil beruhenden Werk »Leben und Werke deutscher Dichter« (Münch. 1864 bis 1868, 5 Bde.).