Titel
Gropius
,
1)
Karl
Wilhelm,
Maler, geb. zu
Braunschweig,
[* 2] kam schon als
Kind nach
Berlin
[* 3] und malte für die
Ausstellung
seines
Vaters, der eine Maskenfabrik besaß, kleine
Dekorationen, zu denen
Schinkel öfters die
Ideen angab,
und deren Ausführung er auch überwachte.
Später bereiste Gropius
Deutschland
[* 4] und die
Schweiz
[* 5] und besuchte mehrere
Male
Paris,
[* 6] um
sich mit der Einrichtung des
Dioramas von
Daguerre und
Bouton bekannt zu machen. Am eröffnete er in
Berlin ein
Diorama, mit
dem er eine permanente Gemäldeausstellung verband.
Schon war er zum ordentlichen Mitglied der
Kunstakademie ernannt worden. Er starb als Dekorationsmaler und Inspektor
des königlichen Schauspielhauses in
Berlin. Gropius
ist nicht nur als Begründer der Dekorationsmalerei in künstlerischem
Sinn, sondern auch als ein Hauptrepräsentant des
Berliner
[* 7]
Witzes für
die
Berliner Lokalgeschichte von Bedeutung.
Ein großer Teil der harmlosen
Witze, Schnurren,
Karikaturen, die vor 1848 in fliegenden Blättern und Heften eine Art Weltberühmtheit
erlangten, stammen von Gropius.
2) Martin, Architekt, Vetter des vorigen, geb. zu Berlin, besuchte das Gewerbeinstitut, erhielt schon als Knabe persönliche Anregungen durch Schinkel, lernte von Bötticher, dem Verfasser der »Tektonik der Hellenen«, das Wesen griechischer Form verstehen und auch auf die veränderten Verhältnisse der Gegenwart, z. B. auf den Eisenbau, anwenden. Er erprobte seine Kraft [* 8] zunächst an einer Reihe von Berliner Wohnhäusern und Villen, in welchen er die Strenge des erlernten Stils zu einer gefälligen, heitern Harmonie herabmilderte. In Neustadt-Eberswalde baute er die Irrenanstalt, außerdem zahlreiche Häuser und Landsitze.
Seit 1865 mit dem Architekten Schmieden verbunden, baute er die Irrenanstalten in Altenburg [* 9] und Jena, [* 10] mehrere Garnisonlazarette, das städtische Krankenhaus [* 11] in Wiesbaden [* 12] und das städtische Krankenhaus in Berlin, letzteres eine Musteranstalt nach dem Pavillonsystem, die Universität Kiel, [* 13] das Gebäude des Berliner Kassenvereins, das Reichsbankgebäude in Erfurt, [* 14] das Reichspostgebäude in Kassel, [* 15] die Kunstschule in Berlin, deren Direktor er seit 1869 war, und das Kunstgewerbemuseum in Berlin (s. Tafel »Berliner Bauten«), [* 16]
sein letztes Werk. In den frühern Arbeiten etwas spröde, drang er immer mehr zu einem echten Klassizismus durch. Im Privatbau hat er zum Teil neue Wege betreten. Er ging hier namentlich darauf aus, mehrstöckige Gebäude als ein Ganzes zu behandeln, das abschließende Gesims [* 17] auf dieses Ganze, nicht bloß auf das obere Stockwerk zu berechnen und diesem Prinzip die gesamte Dekoration anzupassen. Bedeutend war auch in Vorbildern für das Kunstgewerbe, z. B. für Tapeten. Nicht gerade Reichtum in Erfindung und produzierender Kraft, wohl aber feiner Sinn für das Schöne und eine seltene Klarheit waren seine hervorstechenden Eigenschaften. Er starb in Berlin.