Titel
Grolman
,
1) Heinrich Dietrich von, preuß. Obertribunalspräsident, geb. zu Bochum, [* 2] studierte, in Kleve vorgebildet, in Halle [* 3] und Göttingen [* 4] die Rechte und begann seine praktische juristische Laufbahn bei der Regierung in Kleve, worauf er 1765 Kammergerichtsrat in Berlin [* 5] und späterhin Pupillenrat wurde. 1786 wurde er geadelt. Schon damals zu den ausgezeichnetsten Rechtsgelehrten Preußens [* 6] zählend, ward er 1787 als Geheimer Justizrat zum Mitglied der Gesetzkommission ernannt und war bei der Ausarbeitung des allgemeinen Landrechts als einer der Hauptredaktoren thätig. 1793 wurde er zum Rat und 1804 zum Präsidenten des Geheimen Obertribunals befördert sowie bei Krëierung des Staatsrats 1817 zum Mitglied desselben ernannt. Nach 67jähriger amtlicher Thätigkeit erhielt er 1833 seine Entlassung aus dem Staatsdienst und starb, fast 100 Jahre alt,
2) Karl Wilhelm Georg von, preuß. General, Sohn des vorigen, geb. zu Berlin, trat 1791 in das Infanterieregiment v. Möllendorf, machte als Stabskapitän den Feldzug von 1806 mit, ward nach der Schlacht bei Jena [* 7] Adjutant des Fürsten von Hohenlohe, entging, mit Aufträgen an den König entsendet, der Kapitulation von Prenzlau [* 8] und entkam glücklich zur Armee nach Ostpreußen, [* 9] wo er beim Generalstab des Lestocqschen Korps angestellt und nach dem Gefecht bei Heilsberg zum Major befördert wurde.
Unter
Scharnhorst nahm er als Mitglied der Untersuchungskommission und der Militärreorganisationskommission, seit als
Direktor des ersten
Departements des
Kriegsministeriums an den
Arbeiten zur Reorganisation des
Heers bedeutenden
Anteil, trat aber 1809 in
österreichische
Dienste
[* 10] und machte im
Korps des
Generals v.
Kienmayer den
Feldzug in
Franken und
Sachsen
[* 11] mit.
Nach dem
Friedensschluß trat er 1810 als
Major und
Kommandeur eines Fremdenbataillons zu
Cadiz
[* 12] in spanische
Dienste, ward aber
im
Januar 1812 bei der
Eroberung von
Valencia
[* 13] von den
Franzosen gefangen genommen und nach
Frankreich gebracht. Er flüchtete
aber schon im Juni
nach der
Schweiz,
[* 14] reiste von da unter fremdem
Namen zu seinem
Schwager in
Franken und
bezog dann unter dem
Namen v.
Gerlach die
Universität
Jena.
Auf die Nachricht von dem Rückzug der Franzosen aus Rußland kehrte er im Januar 1813 nach Berlin zurück, ward zum Major beim preußischen Generalstab ernannt, nahm an den Schlachten [* 15] von Lützen [* 16] und Bautzen [* 17] und an dem Gefecht bei Hainau teil, ward nach dem Waffenstillstand beim 2. Armeekorps als Generalstabsoffizier angestellt und zum Oberstleutnant befördert. In der Schlacht bei Kulm schwer verwundet, focht er dennoch als Oberst bei Leipzig [* 18] mit und wohnte dann dem Feldzug bis zum Pariser Frieden bei, worauf er zum Generalmajor und Direktor des zweiten Departements im Kriegsministerium ernannt wurde. 1815 kam er als Generalquartiermeister zu Blüchers Armee, trat nach dem zweiten Pariser Frieden wieder ins Kriegsministerium ein und reorganisierte den Generalstab, nahm aber 1819 wegen der Versuche, die Landwehr zu beschränken, zugleich mit dem Kriegsminister v. Boyen seinen Abschied. Er lebte danach auf einem Gut in der Gegend von Kottbus, bis er 1825 als Generalleutnant und Kommandeur der 9. Division in Glogau [* 19] wieder in den aktiven Dienst trat. 1830, zur Zeit des polnischen Aufstandes, kommandierte er unter Gneisenau an der preußischen Grenze. 1832 wurde er interimistisch und 1835 definitiv zum kommandierenden General des in Posen [* 20] stehenden 5. Armeekorps und 1837 zum General der Infanterie ernannt. Auch den Verhältnissen der Provinz wandte er seine Aufmerksamkeit zu und verfaßte über die Polen eine ausgezeichnete Denkschrift (gedr., Berl. 1848). Er starb in Posen. 1845 ward ihm ¶
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hier ein Denkmal errichtet. Aus seinen Materialien und unter seiner Leitung hat sein Adjutant, Oberstleutnant v. Damitz, die »Geschichte des Feldzugs von 1815 in den Niederlanden und Frankreich« (Berl. 1837-38, 2 Bde.) und »Geschichte des Feldzugs von 1814 in dem östlichen und nördlichen Frankreich« (das. 1842-43, 4 Bde.) bearbeitet.
3) Wilhelm Heinrich von, Bruder des vorigen, geb. zu Berlin, studierte in Göttingen und Halle die Rechte, ward 1801 Auskultator beim Stadtgericht in Berlin, 1802 Referendar beim Landgericht daselbst, 1804 Assessor bei der damaligen Regierung in Marienwerder, [* 22] dann 1806 Regierungsrat, 1808 Kammergerichtsrat in Berlin und 1810 zugleich Mitglied des kurmärkischen Pupillenkollegiums. Beim Ausbruch des Kriegs 1813 wurde er Major und Kommandeur eines kurmärkischen Landwehrbataillons, focht mit demselben in dem Treffen bei Hagelsberg und nahm an den Blockaden von Magdeburg [* 23] und Wesel [* 24] thätigen Anteil. Im Juli 1814 kehrte er zu seinem Richteramt zurück, übernahm jedoch 1815 wieder das Kommando seines Landwehrbataillons und zeichnete sich bei Fleurus und Wavre rühmlich aus, so daß er das Eiserne Kreuz erster Klasse erhielt.
Nach dem zweiten Pariser Frieden trat er 1816 wieder in sein früheres Dienstverhältnis, wurde indes bald zum Vizepräsidenten des Oberlandesgerichts in Kleve ernannt, kam 1819 in das damals bestehende Ministerium zur Revision der Gesetzgebung nach Berlin, ward nach Auflösung desselben 1821 Vizepräsident des Oberlandesgerichts zu Magdeburg, 1827 Vizepräsident des Kammergerichts zu Berlin, 1831 Präsident des Instruktionssenats und 1836 des Oberappellationssenats, 1840 auch Mitglied des Staatsrats. Er nahm 1845 seine Entlassung und starb